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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Großen und sogar der Söhne gegen den Kaiser, alles wurde in diesem Kampf vom Papsttum praktiziert und konnte um so sicherer eingesetzt und ausgespielt werden, als es die Völker grenzenlos verdummt, sozusagen religiös, »metaphysisch« in der Hand hatte, besonders durch das alberne Petrusmärchen (IV 381 ff!). »Die Vorstellung von Petrus dem Türhüter des Paradieses im buchstäblichen Sinn war in der Wurzel alt, aber zu ihrer ganzen Größe erwachsen und aufgeblüht ist sie erst im Zeitalter der Kirchenreform, des Investiturstreits und der Kreuzzüge« (Haller). 18

8. Kapitel

Lothar von Süpplingenburg – Krieg für Kirche und Papst
    »Das leere Land lud zur Einwanderung ein ...«
    Albert Hauck 1

    »Lothar konnte überhaupt die Waffen nicht ruhen lassen ...« »Der König sollte empfinden lernen, daß er mit der Vertreibung Anaclets eine heilige Pflicht gegen seine Mutter, die Kirche, zu erfüllen habe, ohne dadurch zu irgend welchen Ansprüchen, außer auf die Kaiserkrone, berechtigt zu werden. Lothars Charakter und vor allem jener der ihn beherrschenden Geistlichen bot Innocenz Gewähr, daß er ihn auch dann ungestraft kränken durfte, als er auf seine Hilfe durchaus angewiesen war.«
    Wilhelm Bernhardi 2

    »Die Lage wurde durch die aggressive Politik der römischen Kurie kompliziert, die bestrebt war, die polnisch-russischen Konflikte zu dem Zwecke auszunutzen, die Rus zum Katholizismus zu bekehren, und die Polen im 12. und 13. Jahrhundert als eine Basis für die katholische Expansion im Osten betrachtete.«
    Kosminski, J.A./Skaskin, S.D. 3

    »Auch in der seit Beginn des 12. Jahrhunderts einsetzenden neuen Phase der Ostexpansion bedienten sich die deutschen wie die dänischen und polnischen Feudalgewalten der christlichen Ideologie und der kirchlichen Organisation, um mit ihrer Hilfe die Eroberungen zu sanktionieren, vorzubereiten oder zu sichern.«
    Engel, E./Epperlein, S. 4

Bischof Otto, der Pommernapostel

    Otto I. von Bamberg (1102–1139), durch die Mutter wahrscheinlich staufischer Herkunft, stand erst im Hofdienst Heinrichs IV., wurde von dem Gebannten, gegen das heftige Widerstreben der Bamberger, 1102 zu ihrem Bischof investiert und fiel 1105 von seinem kaiserlichen Gönner ab.
    Der wegen seiner Missionserfolge berühmte und heiliggesprochene Prälat wird als großer Seelsorger und »Friedensfürst« gepriesen, war aber auch äußerst materiell orientiert, wobei ihm sein Organisationstalent zustatten kam. So gründete er nicht nur von Kärnten bis Sachsen mehrere Dutzend Klöster, Stifte, Zellen u.a., die er sämtlich finanziell zu sichern wußte, sondern er trieb auch als erster Bamberger Bischof eine zielstrebige, ebenso ein- wie ausnehmende, keine Kosten scheuende Güter- und Burgenpolitik im Steigerwald, Frankenwald, auf den Jurahöhen. Durch Burg Ebersberg bei Zeil beispielsweise schützte er seinen großen Streubesitz am Nordrand des Steigerwalds, er brachte die Burgen Pottenstein und Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz an sich, erwarb Burg Albuinstein, baute zahlreiche, viel Geld kostende Kastelle, sechs, schreibt sein Biograph, und vierzehn Kirchen. Auch bekam er einige strategisch bedeutende Paßstraßen nach Thüringen in seine Gewalt und rang systematisch die aufstrebenden Laien in seinem Bistum nieder – stand jedoch »immer«, wird uns versichert, »nüchtern und nahezu fastend vom Abend-oder Mittagstische auf, weil er das Aufgetragene gänzlich den Kranken, Armen und Bettlern zutheilte« (Looshorn). 11
    Als bis heute gefeierte Glanzleistung des Apostolus gilt seine teilweise »Bekehrung« der Pomoranen (zwischen Oder und Weichselmündung) und der Liutizen auf zwei Missionszügen 1124/1125 und 1128.
    Otto reiste, wie es einem so bescheidenen, für seine Armen und Bettler hungernden Heiligen zusteht, mit rund zwanzig Klerikern – ihm angebotene polnische Priester hatte er abgelehnt –, reiste mit einem gewiß noch zahlreicheren Gesinde, einem erst recht viel größeren Troß. Kurz, der einstige Kanzler Heinrichs IV. kam mit »allem Glanze eines deutschen Reichsfürsten« und überdies »mit der Autorität eines päpstlichen Legaten« (Kist) in den noch immer heidendunklen Osten, wo er u.a. Kammin und Pyritz (mit einer Burg des Pommernherzogs) sowie Stettin und Wollin »bekehrte«.
    Da der vorsichtige Missionar überall in herzöglichen Höfen nächtigte, auch den Begleitschutz Bewaffneter genoß, war ihm der Opfertod schlechthin verwehrt – mochten gelegentlich, nach

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