Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
Investitur, verweigerte dies Innozenz, der vielleicht, in seiner bedrängten Situation, bei einem harten Auftreten des Königs anders reagiert hätte. Aber Innozenz lernte schnell, wie man mit Lothar umgehen mußte, mit einem Mann, der seine Macht der Kirche verdankte und sich dadurch wohl gebunden fühlte. 26
So brüskierte er Lothar nicht nur in der Investiturfrage. Er mißachtete noch dessen diesbezügliche Rechte, indem er den zum Trierer Erzbischof gewählten Albero, einen Freund Bernhards von Clairvaux und Norberts von Xanten, schon konsekrierte, bevor ihn der König investiert hatte, was diesen arg verletzte. Dabei war es gerade Lothars Schwäche gegenüber dem Klerus und zumal dem Papst, was dessen Übergriffe und Anmaßungen provozieren mußte. »Der König sollte empfinden lernen, daß er mit der Vertreibung Anaclets eine heilige Pflicht gegen seine Mutter, die Kirche, zu erfüllen habe, ohne dadurch zu irgend welchen Ansprüchen, außer auf die Kaiserkrone, berechtigt zu werden. Lothars Charakter und vor allem jener der ihn beherrschenden Geistlichen bot Innocenz Gewähr, daß er ihn auch dann ungestraft kränken durfte, als er auf seine Hilfe durchaus angewiesen war« (Bernhardi). 27
Kaum ohne geistliches Zutun begannen im Herbst 1131 Aufstände gegen Roger in Apulien, Capua, Neapel, Benevent, wogegen er rücksichtslos, doch nur kurzfristig erfolgreich einschritt. Am 24. Juli 1132 wurde er bei Nocera von einem Heer der Rebellen unter seinem Schwager, dem Grafen Reinulf von Alife, schwer geschlagen. Schließlich verlor er das ganze Festland und retirierte nach Palermo. Jede Unterstützung Anaklets durch den König war damit ausgeschlossen.
Inzwischen hatte Innozenz II. weiter den Krieg angeheizt. Er reiste in Frankreich von Stadt zu Stadt, fiel durch den aufwendigen Lebensstil seines Hofes zur Last, verfluchte gelegentlich Anaklet samt Anhang und hielt im Oktober 1131 auf einem Konzil in Reims Heerschau. Im Frühjahr folgenden Jahres überschritt er die Alpen und gewann, unterstützt wieder durch den hl. Bernhard, Genua und Pisa zum Seekrieg gegen Sizilien, indem er Genua zum Erzbistum über Korsika machte und Pisa die Bistümer Sardiniens unterstellte, Pisa endlich auch noch 3000 Pfund Silber versprach, die von den Kirchen Capuas und Neapels zu zahlen waren. 28
Lothar löste seine Zusage auf dem Reichstag zu Lüttich 1131 schon im nächsten Jahr ein.
Mitte August brach er mit einem verhältnismäßig kleinen Heer von Würzburg auf. Doch bereits in Augsburg kamen seine Truppen nicht nur mit den sich erhebenden Bürgern, sondern auch mit den Soldaten des einst von Heinrich IV. ernannten Ortsbischofs Hermann in Konflikt, aus welchen Befürchtungen oder Mißverständnissen immer. Der König ließ Dom-und Bürgerstadt zerstören. Man schlachtete vor dem Dom und im Dom, besonders in der Vorstadt, die offenbar weitgehend, wenn nicht ganz abgebrannt ist, man raubte Kirchen, Mönchs- und Nonnenhäuser aus, mordete Frauen, Kinder. Und nachdem Lothar schon abgezogen war, kehrte er noch einmal um und ließ auch alle Augsburger Festungswerke teils schleifen, teils niederbrennen. In seinem Heer: der hl. Erzbischof Norbert von Magdeburg, der Erzbischof Adalbero von Bremen, die Bischöfe von Halberstadt, Havelberg, Osnabrück, Paderborn sowie mehrere Äbte. 29
Im April nächsten Jahres rückten König und Papst gemeinsam auf Rom vor und nahmen es, allerdings ohne die Leostadt, die Engelsburg, St. Peter. Das Heiligtum lag im Machtbereich der Pierleoni und ihres Papstes, und Lothar hatte weder die nötigen Soldaten noch das nötige Geld, um dorthin vorzudringen. Leostadt und Peterskirche blieben ihm verschlossen. So wurde er am 4. Juni 1133 von seinem Papst, von Innozenz II., zweifellos ein Manko, nur in der Lateranbasilika zum Kaiser gekrönt, nachdem er dem Papst und seinen Nachfolgern »Sicherheit des Leibes und Lebens« geschworen, auch beeidet hatte, ihm die »Güter des heiligen Petrus«, die er bereits besaß, zu bewahren und jene, die er noch entbehrte, möglichst zu beschaffen.
Lothar seinerseits versuchte vergebens die Wiederherstellung des Investiturrechts mit Ring und Stab. Doch wie ihm dabei schon in Lüttich Bernhard von Clairvaux erfolgreich in den Arm gefallen war, so verhinderte jetzt, zumindest nach der »Vita Sancti Norberti«, vor allem die Intervention des hl. Norbert, der nicht umsonst im Heer mitzog, jedes wesentliche Entgegenkommen. Der Heilige Vater hatte besonders um seine Teilnahme am
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