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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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offenkundig, daß es nur Unwissende, obrigkeitlich besoldete Schönfärber, Lügner leugnen können. Oder, frage ich, wovon (und wofür) lebte man denn faktisch mehr?!
    Wie bei der früheren Expedition sammelte man sich in Würzburg. Doch jetzt gebot Lothar über ein wesentlich größeres Kontingent. Schätzte man sein gesamtes Heer beim ersten Italienzug auf ungefähr 1500 Krieger, stellte beim zweiten, wie es heißt, allein Herzog Heinrich von Bayern 1500 Reiter. Ausdrücklich hatte der edle Fürst seinen Feinden verziehen; allerdings eben nur, um sie für einen Krieg gegen andere Feinde zu gewinnen! (Erzbischof Albero von Trier dagegen, der doch über einen »reichen Überfluß an Mitteln« gebot, »da sein Vermögen täglich wuchs«, sparte und schickte statt der veranschlagten 100 Ritter nur 67 ins Feld. Und gestattete sich eine weitere Ersparnis, indem er auf demselben Feldzug in Parma Reliquien raubte, per vim abstulit: Gesta Alberonis.)
    Unablässig hatte der Jahr um Jahr, von Herbst 1133 bis Frühjahr 1137 im Pisaner Asyl sitzende Papst den Kaiser zu einer weiteren Italienfahrt gedrängt, hatte er alles ihm mögliche dafür in Bewegung gesetzt, hatte auch Kirchenlehrer Bernhard von Clairvaux zum Krieg aufgerufen – und die Pisaner gepriesen, weil Innozenz kraft göttlicher Vorsehung unter ihnen wohne, der Herr Großes an ihnen getan. »Wo ist die Stadt, die euer Glück nicht beneidet?« Nun, Abt Bernhard, der in Pisa Teufel austrieb, Kranke heilte, Wasser in Wein verwandelte, wollte dort nicht einmal Erzbischof sein. Dankend lehnte er ab.
    Der im März 1135 in Bamberg von ungewöhnlich vielen weltlichen und geistlichen Fürsten einstimmig beschlossene zehnjährige Landfriede – der gerade ein Jahr hielt und dennoch die an dauerndes Blutvergießen gewöhnten Zeitgenossen ungewöhnlich beeindruckt hat – diente zweifellos nichts so sehr wie dem Krieg. »Denn die von Innocenz und seinen Anhängern mit Ungeduld ersehnte Niederwerfung Anaclets war das treibende Moment auf diesem Bamberger Reichstage. Die Legaten wichen dem Kaiser nicht von der Seite, um ihm immer von neuem seine Pflicht, die von jüdischer Wuth« – eine von Innozenz selbst gebrauchte Wendung – »bedrängte Kirche zu befreien, ins Gedächtnis zu rufen. Nicht um des Friedens willen unternahm Bernhard von Clairvaux die Reise nach Deutschland: durch Krieg wollte er Anaclet vernichtet wissen« (Bernhardi).
    Der schon bejahrte Kaiser, der sich in der Einschätzung der Situation diesseits wie jenseits der Alpen erheblich täuschte, folgte schließlich den unentwegten Rufen des Papstes, seiner Legaten und anderer und brach im August 1136 zu seinem ebenso kostspieligen wie verlustreichen Waffengang in Würzburg auf.
    Sein Heer, in dem auch ein Teil des hohen Klerus steckte, darunter die Erzbischöfe von Köln, Trier, Magdeburg, aber auch sein bisheriger Gegner Konrad von Staufen, war kaum nach Italien gelangt, als in Deutschland der einstimmig beschlossene zehnjährige Landfriede endete, Soest gegen Arnsberg kämpfte, Herzog Friedrich von Schwaben gegen Bischof Gebhard von Straßburg, auch Herzog Gottfried von Löwen und der Graf von Namur wegen der Wahl des Abtes von Gembloux so aneinandergerieten, daß der Ort in Flammen aufging. 32
    Überdies hatte der Kaiser selbst Männer zurückgelassen, die notfalls kräftig zuzupacken hatten: im Nordwesten Herzog Walram von Niederlothringen; im Osten Albrecht den Bär, Markgraf von Ballenstedt, der zwischen 1136 und 1138 auch gleich mehrmals die sich erhebenden heidnischen Slawen in der Prignitz zusammenschlug. Albrechts Rache- und Plünderungszüge verheerten kreuz und quer das Land, ließen verbrannte Behausungen, weithin leuchtende Dörfer zurück. Was zu rauben war, wurde geraubt, Geld, Vieh, Kleidung, Waffen, dann das stark dezimierte Slawenvolk in Siedlungsgebiete an die wagrischen Küsten und auf die Insel Fehmarn abgedrängt. 33
    In Italien, ohne zehnjährigen Landfrieden, ging es allerdings etwas blutiger zu.
    Schon an der Veroneser Klause zerritt man die ersten Feinde unter Pferdehufen, Guastalla am rechten Po-Ufer wurde erobert und ausgelöscht, Turin gewaltsam unterworfen, Piacenza genommen, Burg um Burg ruiniert, das Gebiet von Pavia, von Cremona furchtbar verheert, Ortsbischof Obert in voller Rüstung gefangengenommen. »Der Kaiser«, schreibt der Freisinger Bischof, »verwüstete ihr Land und zerstörte ihre Dörfer und Burgen.« Überall stieß er auf Widerstand, und überall haute er ihn

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