Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
war wie jene Lothars von Supplinburg.«
Franco Cardini 1
»Für Christus den Tod erleiden oder geben ist nie Verbrechen, sondern Ruhm. Der Kämpfer Christi kann ruhigen Gewissens töten und im Frieden sterben. Stirbt er, so arbeitet er für sich; tötet er, so arbeitet er für Christus. Er trägt daher das Schwert mit gutem Grunde. Er ist der Beauftragte Gottes zur Bestrafung der Bösen und zur Erhöhung des Guten. Wenn er einen Übeltäter tötet, ist er kein Menschentöter, sondern ein Töter des Bösen, und man soll in ihm den Rächer im Dienste Christi, den Verteidiger des Christenvolkes sehen.«
Bernhard von Clairvaux 2
»Die Sachsen erhielten von Bernhard Erlaubnis und Segen zu einem Sonderunternehmen: einen Kreuzzug gegen die Wenden, dem sich auch dänische, polnische und mährische Haufen anschlossen. Unter der Losung Bernhards: Taufe oder Ausrottung! kam es zu einem grausigen Gemetzel. Bernhard war in bester Stimmung ...«
Karl Kupisch 3
»Es möchte schwer sein, in der Geschichte einen zweiten so weltklugen geistlichen Schuft aufzutreiben, der zugleich in einem so trefflichen Elemente sich befände, um eine würdige Rolle zu spielen. Er war das Orakel seiner Zeit und beherrschte sie, ob er gleich und eben darum weil er bloß ein Privatmann blieb und andere auf den ersten Posten stehen ließ. Päpste waren seine Schüler und Könige seine Kreaturen. Er haßte und unterdrückte nach Vermögen alles Strebende und beförderte die dickste Mönchsdummheit, auch war er selbst nur ein Mönchskopf und besaß nichts als Klugheit und Heuchelei ...«
Friedrich Schiller über Bernhard von Clairvaux 4
Der »Staatsstreich von Koblenz« und weitere »Regierungsgeschäfte«
Nach Lothars Tod war nichts selbstverständlicher, als daß der mit seiner Erbtochter vermählte Welfe Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern, Herzog von Sachsen, Markgraf der Toskana, der größte Landesherr im Norden wie Süden Deutschlands und in Italien, ein Fürst mit Herrschaftskomplexen tatsächlich von »Meer zu Meer«, auch König werden würde. Und Kaiser Lothar, der den Mann seines einzigen Kindes begreiflicherweise als Nachfolger wünschte, hatte ihm vor seinem Tod nicht nur das zweite Herzogtum Sachsen, sondern auch die Reichsinsignien übertragen.
Da Heinrich der Stolze (dem der Klerus dieses Attribut anhängte) der Kirche aber nicht genehm, da er bereits auf Lothars italienischem Feldzug sehr bestimmt, sehr selbständig, kaum zu gängeln war, da er mehr die Rechte des Reiches als die Roms im Auge hatte, hintertrieb Papst Innozenz II. seine Wahl. Wie schon bei Lothars Erhebung 1125 nahm auch jetzt wieder ein Kirchenfürst das Heft in die Hand; diesmal, infolge einer Mainzer Sedisvakanz, Erzbischof Albero von Trier, von dem sein geistlicher Biograph und enger Vertrauter Balderich sagt, daß er »mit ganzer Kraft dafür eintrat und gegen den Widerspruch fast aller Reichsfürsten (!) auch durchsetzte, daß Konrad zum König erhoben wurde«. Oder, wie Bischof Otto von Freising sagt, daß ihn der Herr erhöhte »wegen seiner Frömmigkeit« (respectu pietatis). Der Herr? Der Herr Albero. Der »Staatsstreich von Koblenz« war völlig irregulär. Und er war ein Kleruswerk. »Da wir den Willen der römischen Kirche kannten, stimmten wir der göttlichen Anordnung zu«, erklärte Albero selbst, der auch aus regionalem Territorialkalkül den Stauferkönig durchgesetzt und dessen Politik dann mitbestimmt hat. »Auf Befehl des Papstes Innozenz«, meldet lakonisch der Lütticher Annalist.
Ohne den ursprünglichen Wahltermin Pfingsten 1138 abzuwarten, ließ Albero, wie er offen gestand, auf Betreiben des Papstes, auch im Einvernehmen mit dem Kardinallegaten Dietwin, einem deutschstämmigen, sehr aktiven Kirchenpolitiker, von einer kleinen Minderheit, zumal von Bischöfen, am 7. März 1138 Konrad von Staufen, den einstigen Gegenkönig des Süpplingenburgers, zum deutschen König wählen. Und bereits wenige Tage darauf, nach »einem Eilmarsch« (Engels) nach Aachen, krönte und salbte ihn dort der päpstliche Legat, der Konrad auch auf dem Zweiten Kreuzzug begleiten wird.
Der neue König, damals etwa 45 Jahre alt, war zwar nicht unerfahren, verglichen mit dem Welfen aber weniger selbständig, ein frommer Herr, über den die Kirche herrschte, durch den sie regierte, ob er wollte oder nicht. Von einem der tonangebenden Höflinge, dem Abt Wibald von Stablo und Corvey, Hauptberater in allen politischen Fragen, zeitweilig Notar in der Kanzlei,
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