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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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ohnedies fort, dabei u.a. vom Regensburger Bischof unterstützt. 6

Unruhen, Aufstände und Kriege in Italien

    Am 4. Dezember 1137 war Lothar III. verschieden, am 15. Januar 1138 folgte ihm Papst Anaklet II. in den Tod. Damit war das Schisma zwar beendet, aber Anaklets Anhang erhob schon Mitte März den Kardinal Gregor von Ceccano – mit eingeholter Genehmigung Rogers II. – zum neuen (Gegen-)Papst Viktor IV., der jedoch seine Rolle nicht einmal ein Vierteljahr spielte.
    Die Gefolgschaft schrumpfte schnell durch die Bestechungsgelder von Papst Innozenz. Die Kardinäle, die Familie Pierleoni fielen von Viktor ab. Er resignierte, trat zurück, und so war auch dieses Schisma, eine belanglose Episode, beseitigt. Innozenz begnadigte die sich Unterwerfenden und versprach, alle, Viktor wie die Kardinäle, in Amt und Würden zu belassen. Noch kein Jahr später setzte er alle ab. 7
    In Süditalien ging der Krieg indes fort.
    Roger hatte sein Königreich nach Abzug der Deutschen weitgehend wiedererobert. Die Päpstlichen kämpften während des ganzen Jahres um Städte und Burgen. Innozenz selbst verdammte auf dem großen Laterankonzil im März 1139 vor angeblich Hunderten von Bischöfen und tausend Äbten in feierlicher Form den König, nachdem er schon längst alle exkommuniziert hatte, die mit Sizilien, mit Apulien Handel trieben oder den »Tyrannen« sonstwie stützten. Und obwohl bereits im April sein wichtigster und weitaus fähigster Bundesgenosse, Herzog Rainulf von Apulien, der Rogers Attacken fast allein widerstand, jäh verstarb, glaubte der Heilige Vater die Sache auch so schmeißen zu können. Er sammelte Truppen, übernahm den Oberbefehl und rückte im Juni mit großem geistlichem Gefolge, die Kardinäle an der Spitze, gegen Roger vor, dessen sogleich angebotene Friedensverhandlungen sich schnell zerschlugen. Doch nach schweren Verlusten seines Heeres geriet Innozenz am 22. Juli 1139 bei San Germano in Gefangenschaft. Zwar weigerte er sich, den siegreichen, von ihm verfluchten Gegner zu empfangen, gab aber bald klein bei.
    Im Friedensvertrag zu Migniano (bei Caserta) vom 25. Juli 1139 sprach er »dem erlauchten und berühmten König« nebst seinen Erben das Königreich Sizilien zu, das Herzogtum Apulien, Kalabrien sowie das Fürstentum Capua. Ja, er mußte, nach jahrelangen Kämpfen, dem König sogar Gebiete überlassen, die seit langem als päpstlich galten, mußte die Vereinbarungen zwischen Anaklet und Roger anerkennen und dessen süditalienisches Reich, die sizilisch-normannische Großmacht weihevoll legitimieren. Alle Akte Anaklets hatte Innozenz annulliert. Ausgerechnet Anaklets Anerkennung des Königreichs Sizilien, Ironie der Geschichte, mußte auch der Roger unterliegende Rivale billigen. Kaiser Lothars ganzer glorioser Kriegszug erwies sich damit als vertan.
    König Roger aber, dem die einen bestialische Greuel unterstellten, die anderen eine größere Friedensliebe als allen sonstigen Fürsten, was nun wirklich nicht viel heißen muß, griff bald gegenüber der Kurie noch weiter aus. Und auch im Norden Italiens brannte es in den Jahren 1143 und 1144 an allen Ecken und Enden. Venedig und Ravenna bekämpften sich zu Wasser und zu Land. Mit Feuer und Schwert fielen Verona und Vicenza über Treviso her, ruinierten dessen Burgen, Dörfer, Felder. Der wilde Krieg zwischen Pisa und Lucca steckte die ganze Toskana in Flammen. Die Florentiner verbrannten die Vorstädte Sienas, griffen auch Lucca an, plünderten, verheerten, äscherten ringsum Kastelle, Städte, Ländereien ein. »In diesen Kämpfen«, berichtet Bischof Otto, »kamen nicht nur sehr viele Pisaner und Luccaner durch das Schwert ums Leben und beendigten so ihr Elend elendiglich durch den Tod, sondern es bieten auch die unzähligen Gefangenen beider Parteien, durch langandauerndes Hungern und durch den Schmutz im Kerker ausgemergelt, wie ich es selbst gesehen habe, allen Durchreisenden ein bejammernswertes Bild menschlichen Unglücks.« 8
    Man vergißt ja viel zu oft über all dem Wirbel augenfälliger Geschehnisse das unnennbare Grauen jener ungezählten Ab- und Ausgeschiedenen, die irgendwo fernab hinter Gittern oder unter der Erde wie Motten verrotten, nicht selten Jahr um Jahr, ja ohne je die Freiheit oder auch nur das Tageslicht wieder zu sehn ...
    Auch in Rom, wohin Papst Innozenz im Herbst 1139 von Benevent zurückgekehrt war, brach alsbald ein Aufruhr und Krieg gegen das kleine Tivoli aus. Der Heilige Vater hatte die Einwohner, wie Otto

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