Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
erfuhr die römische Kurie alles Wichtige und gab an ihn die Weisungen für den König. Entglitt dieser doch einmal den geistlichen Direktiven, konnte Abt Wibald alsbald nach Rom berichten, er habe »dem Manne« wieder die Tugend der Demut und des Gehorsams eingeträufelt. Jahr für Jahr erschienen päpstliche Legaten, predigten Gehorsam gegenüber ihrem Herrn und kassierten – ihr Hauptinteresse.
Nachträglich akzeptierte der Adel Konrads illegale Thronerhebung, mit Ausnahme allerdings, wie zu erwarten war, der Welfen. Und die Rivalität zwischen ihnen und dem Staufer drückt fast dessen ganzer Regierungszeit den Stempel auf. Konrad duldete einfach nicht die nahezu königsähnliche Stellung Heinrichs neben sich. Obwohl dieser nach dem Abfall auch seiner bayerischen Bischöfe auf die Krone verzichtet und Konrad III. die Reichsinsignien ausgehändigt hatte, ohne ihm freilich zu huldigen, verhängten die Fürsten die Reichsacht über ihn. Er verlor beide Herzogtümer. Sein Bruder Welf VI. verlor die Markgrafschaft Toskana. Sachsen bekam, ein geschickter, die Gegenseite spaltender Zug, Heinrichs Vetter, Markgraf Albrecht von Ballenstedt der Bär, Bayern sein eigener Halbbruder Leopold IV., Markgraf von Österreich. Hatte der König ja auch schon 1138 seinen Halbbruder Otto, Abt des Cisterzienserklosters von Morimond, den berühmten Geschichtsschreiber, zum Bischof von Freising gemacht – wie später noch einen weiteren Halbbruder zum Herzog von Bayern.
Leopold IV. unterwarf zunächst einmal Regensburg, die Hauptstadt, zog dann, schreibt Bruder Otto, »mit einem starken Heer« durch das ganze Land, erledigte danach »drei Tage lang Regierungsgeschäfte« – als wäre sein Feldzug kein Regierungsgeschäft gewesen! – »und versah das Amt eines strengen Richters«. Solch strengrichterliche Regierungsgeschäfte, »bürgerliche Rechtsstreitigkeiten« (civilia iura), wiederholten sich natürlich. Dabei steckte er einmal in Regensburg, infolge ausbrechender Differenzen, »einige Stadtviertel in Brand«. So konnte er heil entkommen, die Umgebung verheeren und dann auch die Regensburger schröpfen. Nicht lang danach zerstörte er mit gesammelter Heeresmacht am Lech »die Burgen einiger seiner Gegner und verwüstete das ganze Land ringsum; dann zog er zum schweren Schaden unserer Kirche durch unser Gebiet heim« (Otto von Freising).
Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts beherrscht der offene Kampf zwischen Staufern und Welfen die deutsche Geschichte, beeinflußt sie aber noch lange darüber hinaus fundamental. 5
In Nord- und Süddeutschland wütete wieder der Bürgerkrieg.
Heinrich der Stolze vertrieb zunächst Vetter Albrecht den Bären weitgehend aus Sachsen. Und da die dortigen Fürsten um höherer Einkünfte willen die Slawen zeitweise schonten, nutzten die Holsten die Fehde der großen Vettern und fielen, nun von niemandem zurückgehalten, im Winter 1138/1139 auf eigene Faust ins Slawenland ein. Sie nahmen u.a. die Burg Plön »unverhofft mit Gottes Hilfe«, metzelten die slawischen Menschen nieder, verheerten weite Gegenden mit Raub und Brand – »Das ganze Land wurde wieder zur Einöde gemacht« (Helmold von Bosau).
Heinrich der Stolze war inzwischen nach Bayern zur Niederringung Leopolds geeilt, starb aber plötzlich im Oktober 1139; einige sprachen von Gift. Da sein Sohn, dereinst als Heinrich der Löwe berühmt, kaum zehnjährig war, setzten dessen Großmutter, die Lohar-Witwe Kaiserin Richenza, und Heinrich des Stolzen Bruder Welf VI. den Kampf fort. Im August 1140 schlug er den Babenberger Leopold bei Valley an der Mangfall (Oberbayern) »in einer für beide Teile verlustreichen hitzigen Schlacht« (Otto von Freising), worauf der König die schwäbischen Hausgüter der Welfen überfiel.
Erst nach zweijährigem Krieg, nach dem Tod von Richenza und Leopold IV., einigte man sich. Heinrich der Löwe bekam im Mai 1142 durch die Resignation des Askaniers, der Markgraf der Nordmark blieb, Sachsen, während etwas später König Konrads Halbbruder Heinrich II. (mit dem seine Frömmelei signalisierenden Beinamen) Jasomirgott Bayern erhielt, dazu, sozusagen, etwas vorher schon, Heinrichs des Stolzen Witwe, die Kaisertochter Gertrud, als wäre so der neue Herzog der Erbe Bayerns geworden. Durch Gertruds Tod bereits im Wochenbett 1143 erfüllte sich freilich die von Konrad erhoffte Ausschaltung der Welfen in Bayern nicht. Und Welf VI., der den Verzicht seines Neffen auf Bayern negierte, kämpfte in Süddeutschland
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