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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Dauer-Prediger des Krieges, den eifrigsten und katastrophalsten Propagandisten des Zweiten Kreuzzugs, zum Kirchenlehrer erhoben, zur höchsten Ehre, die der Katholizismus vergibt. 24
    Auftragsgemäß warb Bernhard, wegen seiner honigsüßen Beredsamkeit als doctor mellifluus gefeiert, in Frankreich mit so viel Furore für das große Blutvergießen, daß er verzückt melden konnte: »Die Städte und Schlösser werden leer und kaum noch finden sieben Weiber
einen
Mann«; Ausdruck, nebenbei, seines sadistischen Frauenhasses, der die Männer tausendmal lieber tot auf dem Schlachtfeld als lebendig in Weiberarmen liegen sieht. Der schreibt: »Es ist schwieriger, mit einer Frau zu leben, als einen Toten zum Leben zu erwecken.« Der überhaupt so sinnenfeindlich ist, daß er lehrt, der Mensch sinke durch die böse Lust noch unter die Schweine. Dagegen hebt der göttliche Krieg über alles! Jener Krieg, der Bernhard wieder triumphieren läßt: »bei Lebzeiten ihrer Männer werden die Weiber verwitwet«.
    Aus eigenen Stücken setzt der Meister der Mystik des Mordes seine Werbetour in Deutschland fort, Lohn auf Erden und im Himmel versprechend, eine Sache, bei der nichts schiefgehn kann, die Rechnung dessen aufgeht, der mittels ruchloser Rhetorik jahrelang europäische Politik macht, eines Mönchs, »dem Glühen mehr als Wissen gilt«, eines Mordsmystikers, der »nicht aus Müdigkeit, sondern aus dem Überschuß der Kraft, die alle Welt mit dem heiligen Brande, von dem das eigene Leben sich wunderbar ergriffen fühlt, überziehen möchte« (J. Bernhart).
    »Ihr Brüder höret«, eifert er, »jetzt ist die rechte Zeit, jetzt ist der Tag des Heils, der Fülle des Heils. Denn erregt ist und erschüttert die Erde, weil der Gott des Himmels beginnt, sein Land zu verlieren.« »Was tut ihr, tapfere Männer? Was tut ihr, Diener des Kreuzes? So wollt ihr das Heiligtum den Hunden und die Perlen den Säuen geben? Wieviele Sünder haben dort ihre Sünden mit Tränen gebeichtet und Verzeihung erlangt, seit das Schwert der Väter den Heidenunrat hinausgeworfen hat?« »Du tapferer Ritter, du Mann des Krieges, jetzt hast du eine Fehde ohne Gefahr, wo der Sieg Ruhm bringt und der Tod Gewinn. Bist du ein kluger Kaufmann, ein Mann des Erwerbs in dieser Welt – einen großen Markt sage ich dir an; sieh zu, daß er dir nicht entgeht.« 25
    Doch Eloquenz allein tat es nicht. Man wollte die hehren Tiraden auch beglaubigt sehen, durch Bernhards Sehergabe etwa – »wie ein göttliches Orakel« wurde »der Prophet und Apostel« (Otto von Freising) befragt; und noch mehr durch seine Wundertaten, »durch so große Wunderzeichen ..., daß ihm eine Menge Volks aus der ganzen Welt zuströmte« (Helmold von Bosau). In Frankfurt am Main heilte er vor den Augen des Königs und der höchsten Würdenträger Kranke. Und selbst dem skeptischen Grafen Adolf II. nahm er den Unglauben an seine Mirakelkraft und heilte, von jenem fest fixiert, einen sowohl blinden als lahmen Jungen, so daß der, fast im Handumdrehen, wieder sehen und gehen konnte ... 26
    Gewonnen schon »durch den ihm vorauseilenden Ruf«, nahmen auch in Deutschland die Sünder das Kreuz, vom Feinsten bis zum weniger Feinen, Herzöge, drei Bischöfe, darunter unser Geschichtsschreiber sowie, schreibt er, »unzählige aus dem Stande der Grafen, Edlen und Erlauchten. Und auch eine solche Menge Räuber und Landstreicher lief wunderbarerweise herzu, daß jeder Vernünftige ... im tiefsten Herzen erschüttert war«.
    Sicher hielt sich auch Fanatiker Bernhard für einen solchen Vernünftigen. Hatte er es doch überhaupt mit der Vernunft. Als der von ihm mit Engels- und Teufelszungen propagierte Kreuzzug in einer totalen Katastrophe endete, appellierte er natürlich durch nichts anderes als einen »zwingenden Vernunftschluß« an Konrad III. und forderte Hoheit »im Herrn auf, die Heimsuchungen, welche der allmächtige Gott dir und deinem Heer auferlegt hat, geduldig zu ertragen und deine Hoffnung auf den zu setzen, der heimsuchen läßt, wen er will ...«. 27

Der Kreuzzug der Könige

    Erstmals nahmen an diesem Kreuzzug regierende Könige teil.
    Vor allem hatte Ludwig VII. von Frankreich (1137–1180), nach Unterhandlungen mit der römischen Kurie und beeinflußt von dem manisch das Kreuz predigenden Bernhard, die Prälaten um sich geschart und im Frühjahr 1146 in Vézelay im französischen Burgund mit vielen Feudalherren das Kreuz genommen. Und noch im selben Jahr vermochte Bernhard an Weihnachten in

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