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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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betont, mit wehenden Fahnen zu seinem bisherigen Gegner über, was viele Hoffnungen in Unteritalien zerschlug. Wilhelms Städte, ein Teil seines Adels revoltierten, ein Aufruhr, den der König mit gewohnter Härte niederwalzte, wobei viele Barone eingekerkert, verstümmelt, getötet, Bari »in einen Schutthaufen verwandelt« wurde (Hugo Falcandus). Nicht von ungefähr bekam Wilhelm den Beinamen »Il Malo«.
    Und mit diesem »Bösen« paktierte jetzt der Papst. Er ließ es sich viel kosten, wie der Vertrag von Benevent (Juni 1156) zeigt. Er sprach Wilhelm vom Kirchenbann los und legalisierte endgültig dessen normannisch-sizilisches Königreich, womit er sowohl dem deutschen wie byzantinischen Kaiser jedes Recht darauf aberkannte. Wilhelm I. erhielt die langerstrebte (erbliche) Belehnung mit Sizilien, Apulien und Capua, zahlte aber nur für die festländischen Provinzen Zins. Und für Sizilien bekam er außerordentliche kirchenpolitische Privilegien (Legatenrechte, entscheidenden Einfluß auf die Besetzung der Bistümer u.a.), denn der Papst machte weitgehende Konzessionen, machte endgültig Frieden mit dem sizilischen Großreich, dessen Gold ihm jetzt auch Roms Tore öffnete. Ja, zwei Jahre später, 1158, vermittelte Hadrian gleich einen dreißigjährigen Frieden auch zwischen dem bis dahin eng verfeindeten sizilischen und griechischen Regnum, zwischen Wilhelm I. und Manuel I. Der Dritte im Bund war natürlich er selbst. Und dieser vom Papst gestiftete Dreibund richtete sich nun gegen niemand andern als seinen bisherigen Verbündeten, den deutschen Kaiser, mit dem Rom jetzt in jahrzehntelange Kriege gerät. Nach wenigen Freundschaftsjahren bekämpfen sich die beiden höchsten christlichen Repräsentanten im Abendland, Kaiser und Papst, wie die Pest, streiten sie um die Herrschaft über Italien, das Ziel staufischer Hegemoniesucht sowohl als auch des imperialen Papsttums. 18
    Die Nachricht vom Beneventer Pakt des Papstes mit Sizilien hat den Kaiser hoch erregt. Er mußte darin eine glatte Preisgabe des deutsch-päpstlichen Abkommens von Konstanz erblicken, dessen Buchstaben es zwar nicht verletzte, aber dessen Geist; was offensichtlich einem maßgeblichen Teil des Kardinalskollegiums entsprach. Friedrich schmähte den Papst bundbrüchig, die Kardinäle, die ihm dabei geholfen, Rebellen und Verräter. Denn zumindest indirekt stand das Konkordat von Benevent zum Konstanzer Vertrag »in schroffstem Widerspruch« (Hampe).
    Dazu vergifteten weitere Vorkommnisse die Atmosphäre.
    Im Sommer 1157 wurde Erzbischof Eskil von Lund, der Primas von Schweden und Dänemark, ein Reichsfeind, dem der Papst sich besonders verbunden fühlte, auf seiner Rückkehr von Rom in Burgund gefangen und auf Wunsch dem Kaiser ausgeliefert. Hadrian verwandte sich für seine Befreiung. Auf dem Reichstag zu Besancon im Oktober 1157 überbrachten zwei – man beachte beiläufig die Reihenfolge – »durch Reichtum, Reife und Würde« ausgezeichnete Kardinäle aus Rom, einer davon Roland, der Kanzler der Kirche, ein provozierendes Protestschreiben. Der Papst behauptete darin u.a. auch, die römische Kirche habe Friedrich auf jede Art erhöht, ihm, dem ruhmreichsten Sohn, die ganze Fülle der Ehren verliehen, wobei er die ihm übertragene Kaiserkrone als »beneficium« bezeichnete, was sowohl, da doppelsinnig, »Wohltat« wie »Lehen« bedeuten konnte. Man habe Friedrich schon viele »beneficia« verliehen und hätte ihm, schrieb Hadrian, wäre das nur möglich, auch »noch größere Wohltaten« (maiora beneficia) erwiesen.

    Rainald von Dassel, der spätere Erzbischof von Köln (1159–1167), Friedrichs leitender Staatsmann, der in Besancon sein großes Debüt hatte, benutzte die Verlesung des päpstlichen Briefes, um geschickt von Eskils Verhaftung abzulenken, indem er »beneficium« mit »Lehen« übersetzte: keinesfalls inkorrekt, sondern wohl so, wie es auch Rom verstanden wissen wollte, so, wie man dort auch den Stratordienst verstand und das demgemäße vatikanische Fresko. Der Eklat war da. Die Fürsten widersprachen stürmisch. Und als gar einer der Legaten, womöglich der Kardinalkanzler selbst, noch Öl ins Feuer goß und kühl fragte: »Von wem hat denn der Kaiser das Kaisertum, wenn nicht vom Herrn Papst?«, steigerte sich die Entrüstung zum Tumult, und der bayrische Pfalzgraf Otto I. von Wittelsbach drang mit gezücktem Schwert auf den Kardinal ein, so daß der Kaiser dazwischentreten und ihn mit dem eigenen Körper schützen mußte.

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