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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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noch nicht einmal geweiht, als er, gepeinigt und empört durch die Nachricht vom Fall der Heiligen Stadt, einen Kreuzzugsaufruf erließ, dem noch – indes seine Legaten deshalb schon nach Deutschland, Frankreich, Dänemark, bis Polen reisten – sechs weitere Kreuzzugsaufrufe folgten, geradezu seine »Hauptbeschäftigung« (Kelly).
    Jedermann, besonders aber »Unser liebwerter Sohn in Christo Friedrich, der erlauchte Kaiser« (auch den leiblichen Sohn Friedrich, dessen Krönung Vorgänger Urban abgelehnt hatte, redete der Papst mit »künftiger Kaiser« an), sollte am Krieg teilnehmen, wenn nicht, wie Friedrich selbstverständlich, mit dem Schwert, so durch Fasten, das er Klerus und Laien für fünf Jahre an drei Tagen in der Woche vorschrieb. Allen Kreuzfahrern garantierte er Sündenvergebung und, ebenfalls längst obligatorisch, Ewiges Leben. Doch erteilte Gregor VIII., ein wichtiges Novum, auch allen, die sich beim Kreuzzug vertreten ließen oder Geldbeiträge spendeten, einen Ablaß. Noch unmittelbar vor seinem Tod in Pisa, am 17. Dezember 1187, warb der Papst für den Frieden zwischen Pisa und Genua, um beide für den neuen Krieg zu gewinnen. 15
    Mit Gregors Nachfolger Paolo Scolari, Clemens III. (1187–1191), einem wohlhabenden Römer mit einflußreicher Verwandtschaft, kehrte das seit sechs Jahren aus der Stadt verbannte Papsttum Mitte Februar 1188 wieder zurück. Clemens konnte sogar, wie keiner seiner Vorgänger, im Lateran residieren. Er erhielt die Souveränität und alle Hoheitsrechte, mußte freilich den seit 44 Jahren bestehenden Senat anerkennen, ihm weitgehend die Stadtverwaltung überlassen sowie gelegentlich und jährlich beträchtliche Gelder.
    Im übrigen setzte Clemens III. die große Linie Gregors fort, heizte auch er, wiewohl politisch wenig erfahren und überdies kränkelnd, nah und fern den Krieg an, Roms Kampf gegen Tivoli zum Beispiel oder gegen Tuskulum, das er selbst bekämpfen, dessen Bürger er exkommunizieren wollte, sei er nicht in Kürze Herr der Stadt.
    Vor allem aber überredeten dieser Heilige Vater und seine durch ganz Europa gejagten Legaten die abendländischen Fürsten zu einem neuen Kreuzzug, in dessen Interesse sie die Koordination der Kräfte betrieben, die in allen Kriegen so geforderte und geförderte, so gefeierte Einheit, die der Papst jetzt für den Fortbestand der »christlichen Republik« für absolut geboten hielt. Der Kaiser ließ sich denn auch, nach langem Zögern endlich durch den päpstlichen Legaten überredet, von diesem Ende März 1188 in Mainz das Kreuz anheften. Sein Thron stand dabei leer, Gott selber (oder zunächst sein Sohn) hatte ihn gleichsam eingenommen: – es war der »Hoftag Jesu Christi«.
    Einhellig stimmten die Versammelten für das gottgewollte Unterfangen. Für einen großen Krieg stellte man – ja wirklich nicht zum erstenmal – schon viele kleine Fehden und Feindseligkeiten ein; schlichtete endlich den Trierer Bistumsstreit und gab den vom Kaisersohn okkupierten Kirchenstaat zurück, wenn auch unter ausdrücklichem Vorbehalt der Eigentumsrechte des Reiches. Und selbstverständlich versprach jetzt der Papst Heinrichs Kaiserkrönung. Denn für einen neuen Kreuzzug brauchte Rom vor allem eine Verständigung mit den Staufern, suchte aber ringsum Bundesgenossen.
    Bezeichnenderweise erreichte nun Clemens III., eine seiner ersten Regierungsmaßnahmen, den Frieden zwischen Pisa und Genua, deren Kooperation bei dem neuen Krieg unerläßlich war. Und auch die sich bekriegenden Könige Englands und Frankreichs, der alternde Heinrich II. (1154–1189) und der junge Philipp II. (1180–1223), beide nicht unintelligent und so energisch wie falsch, schlossen infolge papaler Bemühungen Frieden und nahmen, auf Drängen das Papstes, gleichfalls das Kreuz. Natürlich hatte jeder der beiden Herrscher auch seine speziellen Interessen im Osten, der eine mehr in Syrien, der andere im Königreich Jerusalem. Ringsum jedenfalls wirkte der Papst versöhnend, um seinen Krieg zu bekommen.
    Zur Deckung der Unkosten verlangte der englische König Heinrich – er wirft sich in Wutanfällen zu Boden, beißt in den Teppich, identifiziert seinen Ingrimm fast mit dem Gottes: »Des allmächtigen Gottes Ungnade und Zorn sind auch mein Zorn, meine Ungnade« – von allen zu Hause bleibenden Untertanen eine allgemeine Vermögensabgabe, den zehnten Teil von Besitz und Einkommen: der vielberedte Saladinzehnt, die erste Kreuzzugssteuer, die auch Philipp II. sofort erhob, aber

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