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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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nur die englische Kirche eifrig förderte, weil sie der englische König am Geschäft beteiligte. Dabei wurden vor allem die Armen geschröpft, während die Wohlhabenderen es verstanden, die Steuer zu umgehen. (Wie die Zeiten sich doch gleichen!) Ansonsten verweigerte sie der Klerus, da er darin den Versuch vermutete, die »schmähliche Knechtschaft der Kirche« zu begründen. Der katholische Adel behielt die Abgabe seiner Untertanen selber, dispensierte ihn die Teilnahme am Kreuzzug doch von jeder Zahlung. Ab jetzt konnte man, wie bereits bemerkt, Kreuzzugsgelübde durch Geld einlösen, eine immer beliebtere Einnahmequelle, ein Vorspiel auch des künftigen Ablaßhandels. 16

Aufbruch der gekrönten Häupter

    Als erster brach Barbarossa auf, nachdem er ein Jahr hart gerüstet und auch politisch das Unternehmen sorgfältig vorbereitet hatte. Schließlich wollte man die Wiederholung früherer Katastrophen vermeiden. Am 11. Mai 1189 setzte er sich von Regensburg aus in Bewegung. Größtenteils von Cisterzienseräbten organisiert, wurde der Dritte Kreuzzug (1189–1192) auch von vielen Äbten und Mönchen begleitet, außerdem von einer Reihe von Bischöfen, wie den Oberhirten von Meißen, Münster, Osnabrück, Würzburg und Passau.
    Die Ungarn blieben noch ziemlich ungeschoren. Barbarossa nahm ihrem König Bela III. lediglich »von Gütern und Mannschaften, was ihm beliebte«. In Bulgarien kam es bereits zu Reibereien. Und im byzantinischen Reich, wo Kaiser Isaak I. Angelos sich aus lauter Angst vor seinen westlichen Glaubensbrüdern mit Sultan Saladin verbunden hatte, bekämpfte man schon offen einander. Der basileus setzte Barbarossas Gesandte gefangen, verunglimpfte ihn selbst, die Griechen attackierten die Abendländer, die eroberten Philippopel und Adrianopel, drohten auch Konstantinopel zu besetzen und das gesamte Reich zu liquidieren. Sie beraubten und verwüsteten während des ganzen überraschend heftigen Winters Thrazien so ausgiebig, daß Isaak Angelos schließlich seinen Widerstand aufgab, Friedrich vierzig Geiseln stellte, darunter seinen Sohn und seinen Bruder, und die kampfbegierigen Haufen Ende März 1190 über die Meerenge bei Gallipoli nach Kleinasien übersetzen ließ. 17
    Langsam wälzte sich der Heerwurm unter schweren Verlusten durch Kleinasien vor.
    Die Griechen desertierten, die Türken verbanden sich mit Saladin, und bald war man von Hunger derart verzehrt, daß man Pferdehäute und Wurzeln fraß. Auch durch den harten Winter kamen viele um, durch umherschwärmende, versprengte türkische Kavallerie. Zwar schlug man am 18. Mai 1190 vor Ikonion noch ein Türkenkontingent, plünderte, zerstörte die Hauptstadt zum Teil und beseitigte, wie Aimo von Briançon, Erzbischof von Tarantaise, wenige Tage danach einem anderen Kirchenfürsten gesteht, »deren Einwohner mit der Schärfe des Schwertes«. Gewiß kein kleines Geschäft. »Denn«, schreibt der Prälat, »die Stadt Iconium kommt in der Größe Köln gleich.«
    Man war jetzt seit dem Aufbruch aus Regensburg ungefähr ein Jahr unterwegs, und als man nach Übersteigung des unwegsamen Taurusgebirges im Sommer ins Tal des Saleph gelangte und der Kaiser, ein guter Schwimmer, am heißen Nachmittag im Fluß baden oder ihn durchschreitend eine Furt suchen wollte, ertrank der Siebenundsechzigjährige am 10. Juni 1190 vor aller Augen, niemand weiß, ob durch die schwere Rüstung oder einen Herzschlag oder was immer. »So schützte Gott vor diesem Unheil«, kommentiert lakonisch der arabische Chronist Ibn al-Atir. Und für das Abendland verklärte er ihn so.
    Die meisten Kreuzritter kehrten bald darauf in die Heimat zurück, einige sollen Selbstmord begangen haben, andere zum Islam übergetreten sein. Unglücklich zog die sich langsam auflösende Truppe, geführt von dem jungen Barbarossasohn Herzog Friedrich von Schwaben, weiter, den toten Herrscher in der Mitte. Seine Eingeweide wurden in Antiochia beerdigt, seine Gebeine, die in Jerusalem ruhen sollten, das man freilich nicht bekam, sind verschollen. Das Heer, von Seuchen und Tod heimgesucht, »ausgegrabenen Leichnamen« gleichend, geschwächt, entmutigt, bröckelte bald immer mehr auseinander, nur der hundertste Teil etwa gelangte im Oktober 1190 nach Akkon und ging dort mit Barbarossas Sohn zugrunde. 18
    Der Auszug der eben erst versöhnten Engländer und Franzosen hatte sich inzwischen verzögert, begannen sie doch, gleichsam zur Einübung auf den »Heiligen Krieg«, erst noch einen profanen unter sich

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