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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Bistum in Bobbio, beging in Pavia »die Auferstehung des Herrn« und kehrte im Mai 1014, »beladen mit den Flüchen wie mit den Schätzen italischer Städte« (Gregorovius), über die Alpen zurück; bestätigten ja selbst die Quedlinburger Annalen offenherzig, daß Heinrich »an allen Orten ungeheuer viel Geld zusammengescharrt hatte«. Der Heiligkeit tat das keinen Abbruch. »Aufs glücklichste und ruhmvollste« betrat der Fürst wieder »unser freundliches Land« und feierte dann in Pöhlde »das Geburtsfest des Herrn«.
    Selbstverständlich hatten auch andere deutsche Herrscher die Italiener stets ähnlich geschröpft, wenn die Chronisten dies auch selten erwähnen, dafür häufig Gefangene, Geiseln, Verbannte, die man – oft auf Nimmerwiedersehen – über die großen Berge schleppt, wie diesmal auch der hl. Kaiser eine lange Reihe angeketteter mittel- und norditalienischer Grafen. 86
    Diesen Menschen konnte es natürlich nicht passen, wenn man ihnen immer wieder einen König oder Kaiser von jenseits der Alpen vor die Nase setzte. Zumal die Deutschen – die sich interessanterweise überhaupt erstmals in Italien als Deutsche erlebten und begriffen – die Fremden offenbar heruntersetzen, demütigen mußten, um sich ganz oben zu fühlen, was so weit ging, daß man mitunter die Welschen in Bausch und Bogen dumm, die Bayern etwa alle schlau nannte: »Stulti sunt Romani Sapienti sunt Paioari«. Auch für Bischof Thietmar, der »unser freundliches Land« lobt, sind »unserer Art« weder das Klima Italiens noch sein Menschenschlag gemäß, das heißt dessen moralisches Qualitätsgefälle: »Schlimme Hinterlist herrscht leider im Römerland und der Lombardei. Allen, die dorthin kommen, schlägt nur wenig Zuneigung entgegen. Jeder Bedarf der Gäste muß dort bezahlt werden, man wird noch dazu betrogen, und viele kommen durch Gift ums Leben.« 87
    Benedikt VIII. hatte seinerzeit auf Heinrichs Befehl einige dem gut kaiserlichen Farfa von den Crescentiern entrissene Besitzungen zu restituieren. Denn viele Abteien zogen, nicht nur damals, die Aufmerksamkeit der Mächtigen auf sich, der umwohnenden weltlichen wie geistlichen Herren. Sie waren zumal auf die mit Gütern und Rechten üppig bedachten reichsunmittelbaren Klöster scharf. Und hier ergriff der König, im Gegensatz zu seiner deutschen Politik, öfter die Partei der Mönche auch zuungunsten der Bischöfe.
    Benedikt aber, manchmal mit dem kriegerischen Renaissance-Papst Julius II. verglichen, führte nun zwei Feldzüge gegen die Crescentier; zuerst 1014 gegen die Burg Buckinianum, ein Jahr darauf gegen das Kastell Tribuccum, die er beide trotz großer Überlegenheit nur durch Aushungern bezwingen und dem Kloster zurückgeben konnte. Und Gewalt lag diesem Papst sehr. Unternahm er doch in den folgenden sechs Jahren zur Festigung des Kirchenstaates und seiner Macht viele Heerfahrten, »Kriegszüge in und um Rom«, und zwar keineswegs zur Steigerung der Tuskulanergewalt, sondern zum »Ausbau der römischen Kirche« (K.-J. Herrmann). So operierte er in der römischen Campagna und im römischen Tuscien. So bekämpfte er, verbündet mit den Seestädten Pisa und Genua, die Sarazenen, die seit ihrer Eroberung Sardiniens 1015 unter ihrem Emir Mudjahid gern auf Oberitalien übergriffen, schon Jahre früher aber wiederholt Pisa eingenommen, sogar zerstört hatten. Bereits im nächsten Jahr gewannen sie die reiche Hafen-und Handelsstadt Luni am Golf von La Spezia »und mißbrauchten die Frauen der Einwohner«, worauf denn der Heilige Vater »alle Lenker und Schützer der hl. Mutter Kirche« aufrief, »diese dreisten Feinde Christi ... mit Hilfe des Herrn zu vernichten.«
    Der Triumph über sie geriet (nicht zuletzt dank eines wütenden Seesturms, der eines nach dem andern ihrer Schiffe an den Strand schleuderte, wo die Christen die Besatzungen abstachen) »so vollständig«, daß angeblich »nicht ein einziger von ihnen übrigblieb und die Sieger die Menge der Erschlagenen und der Waffenbeute nicht zu zählen vermochten«.
    Auch fiel ihnen die Königin in die Hand, und nur aus purer Gerechtigkeit wurde sie gleich »wegen der Freveltaten ihres Gemahls (!) enthauptet«. Der Heilige Vater hatte dies »kalten Bluts« befohlen und dann ihren goldenen, mit Edelsteinen übersäten Kopfputz genommen. »Der Schmuck der Ermordeten dünkte ihm eine passende Beute für einen Papst.« Theologe Albert Hauck bekannte aber auch nur wenige Seiten davor, daß der hl. Heinrich einen solchen Mann

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