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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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verstehen und achten konnte. Und er bekam doch auch den Kopfschmuck der Geköpften. (Nach Erwähnung der Papstbeute erinnert Hauck noch daran, daß derselbe Stellvertreter Christi auch Juden hinrichten ließ; hatten diese ja durch ihre Verspottung des Kreuzes einen gewaltigen, das römische Volk erschreckenden Orkan entfacht!)
    Als der Vermögenszuwachs verteilt war – allein den Anteil des Kaisers schätzte man auf tausend Pfund –, kehrte man wieder mal »froh in die Heimat zurück und sang Loblieder zu Ehren des Siegers Christus« (Thietmar). – Prinzipiell wird die muslimische Expansion seit ihren Anfängen von den Christen in schwärzesten Farben gemalt. Doch verkörpern sie, die Christen, über lange Zeit hin die intolerante, die dialogfeindliche Seite. Und waren die Sarazenen nun auch von Sardinien verjagt, kehrten sie auch nicht mehr zurück, noch 1016 bekriegten sich dort die Katholiken selbst, kämpften Pisaner und Genuesen um das Handelsmonopol auf der Insel.
    Der Papst aber, der an der Schlacht gegen die »Ungläubigen« persönlich teilgenommen, stritt gleich darauf auch gegen die Byzantiner im Süden. Ja, »einen solchen Mann konnte Heinrich verstehen und achten«. 88

Der hl. Kaiser, der Heilige Vater und ihr Feldzug gegen das christliche Byzanz

    Im byzantinischen Langobardien – in dieser uralten Hinterlassenschaft aus dem gigantischen Krieg Belisars, Justinians und des Papsttums gegen die Goten (II 424 ff!, 438 ff!) – hatten sich mehrere Städte gegen die Fremdherrschaft unter Kaiser Basileios II. erhoben. Früher glaubte man hinter diesem lang vorbereiteten Aufstand allerdings mehr patriotische Gründe wirksam, während er wohl eher auf lokale Adelskämpfe zurückging und zumal auf die Erbitterung über die steigenden Steuerlasten infolge des byzantinischen Bulgarienkrieges (1004–1014).
    Das Papsttum jedenfalls, das einst die Goten in jenem grauenvollen Genozid gemeinsam mit Byzanz ausgelöscht hatte, focht nun gegen Byzanz.
    Benedikt VIII. begünstigte die Empörer offenbar wegen der umfänglichen kurialen Besitzungen und Besitzansprüche im Süden. So segnete er normannische Ritter, die zu ihm geflohenen Mörder eines normannischen Grafen, die er dem gleichfalls nach Rom geflüchteten bedeutendsten Notablen der apulischen Rebellen vermittelte, dem getauften Juden Meles (Ismael) von Bari. Und er überließ dessen aufständischem Schwager Dattus einen befestigten Turm an der Mündung des Garigliano zu Überfällen auf die Byzantiner.
    Indes, Meles unterlag nach anfänglichen Siegen und Schlappen im Oktober 1018 in der Entscheidungsschlacht bei dem alten Cannae (wo einst Hannibal die Römer schlug) dem oströmischen Katepan Basilios Boioannes, einem versierten Strategen und Organisator. Und während Meles nach Rom floh und, vom Papst beordert, an den deutschen Kaiserhof ging, überrumpelte der Oströmer, unterstützt durch den Abt Atenulf von Monte Cassino, den päpstlichen Turm am Garigliano und ließ Dattus als Hochverräter bei Bari in einen Sack genäht ins Meer schmeißen. 89
    Die Niederlage von Cannae, die zumal die Normannen dezimierte, vor allem aber die alten Besitzverhältnisse wiederherstellte, war vollständig und traf auch den Papst. Im Frühjahr 1020 eilte er nach Deutschland, angeblich vom Kaiser eingeladen, tatsächlich aber, um dessen militärische Hilfe zu gewinnen, wie einst schon Stephan II., was gleichfalls Krieg bedeutet hatte (IV 378 ff!).
    Heinrich empfing den Römer mit vier Pfaffenchören, zwei lobsangen jenseits und diesseits der Regnitzbrücke, ein Chor frohlockte am Stadttor, einer am Dom. Ringsum Jubel und Gebete. Und als Benedikt an jedem Tag die Messe gelesen, an Ostern die Stephanskirche geweiht, als man alles Volk liturgisch stimuliert, berauscht hatte, begannen die Geschäfte, bekam der Heilige Vater die begehrte Hilfe. Das geistliche Spektakel war kaum mehr als der »Deckmantel« für den bevorstehenden Feldzug. Erst pompöse Kirchenweihe mit stupenden Reliquiengaben als Krönung der päpstlichen Bamberg-Visite – dann ein gewaltiges Expeditionskorps für den Krieg in Süditalien gegen das nach Norden expandierende Byzanz.
    Nicht zu vergessen das sogenannte Heinricianum, keine bloße Formalität, »eine Prestigefrage des Papstes« (Wolter): eine wortgetreue Neuausfertigung des berühmt berüchtigten – bereits von Otto III. als Fälschung erkannten – privilegium Ottonianum von 962 (V 498 ff.). Der Heilige Vater ließ sich dies sogar in einer

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