Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
dieses Mannes – um nichts als die üblichen Machtquerelen ging, um den blutigen Konflikt zwischen sogenannter Zentral- und Partikulargewalt.
An Kampf und Krieg war Heinrich, wie die ganze Adelskaste, von kleinauf gewöhnt. Schließlich hatte er schon an Kriegen seines Vaters teilgenommen. Im Oktober 1032 fünfzehn und damit nach fränkischem Recht mündig, konnte er »jetzt der Leitung seines geistlichen Erziehers enthoben werden« und »seine ersten kriegerischen Lorbeeren ernten« (Breßlau). So unmittelbar, so selbstverständlich ging das ineinander über – Christentum und Krieg. Und sein geistlicher Mentor Wipo, der Heinrich in seinen »Proverbia«, den Lehrsprüchen für ihn, eine Art christliches Regierungsprogramm gegeben, kam ja selbst zu Hoftagen wie Heerfahrten. Heinrich war wahrscheinlich bereits in Konrads Krieg gegen Polen im September 1031 dabei und beim Feldzug wider die Liutizen im Herbst 1035 (S. 146 f.), sicher aber an Konrads Einmarsch in Burgund im Winter 1032/1033. Dann erschien er mit Kriegsvolk auch in Böhmen sowie 1037/1038 zur Verstärkung der kaiserlichen Truppen an der Spitze einer Streitmacht in Italien.
Und mochte der dritte Heinrich den Krieg auch noch mehr und auffälliger mit kirchlichen Formen umkleiden, mochte er den Vorstoß auf Böhmen 1041 mit einer Bußfeier des Heeres beginnen, den gegen die Ungarn noch auf dem Schlachtfeld an der Raab barfuß und im Büßergewand beenden, indem er sich samt seinen Haudegen dankend vor einer angeblichen Partikel des heiligen Kreuzes niederwarf – abgestochen, totgeschlagen, geschlachtet wurde unerbittlich weiter. Und dies ganze, das staatliche Töten doch nur rechtfertigende, gutheißende scheinreligiöse Brimborium darum herum – wie ernst immer der König, spottend auch der »Mönch« genannt, es genommen haben mag – machte alles ja noch schlimmer; sanktioniert derartiges den Massenmord mit Christus doch bis an die Schwelle des Jahres 2000.
Noch in seinem Todesjahr, 1056, erwog der so um Frieden bemühte Fürst anscheinend einen Feldzug nach Frankreich. 10
Blutige Kämpfe um Lothringen
Durch eine überaus problematische, im Grunde rechtswidrige Nachfolgeregelung kam es in Lothringen, das freilich schon lang eine Sonderrolle gespielt (V 198 ff.), zum Aufstand, wenn auch der Quellenbefund für all die dortigen Verhältnisse prekär ist.
Herzog Gozelo I. (1023–1044), der kaisertreue Herr der beiden seit 1033 vereinten Herzogtümer Ober- und Niederlothringen, war 1044 gestorben. Doch als ihm sein Sohn Gottfried III. der Bärtige (Herzog von Oberlothringen 1044–1046, Markgraf von Tuszien 1054–1069, Herzog von Niederlothringen 1065–1069) als Alleinerbe folgen wollte und offenbar nach väterlichem Wunsch und Willen auch folgen sollte, suchte der König die ihm wenig genehme Herzogsgewalt, den ausgedehnten Machtkomplex zu zerschlagen. Er übertrug Gottfried nur Oberlothringen. Niederlothringen dagegen verlieh er dessen anscheinend regierungsunfähigem, schon bald sterbendem jüngeren Bruder Gozelo II., dann dem Luxemburger Friedrich II. (1046–1065).
Den aufbegehrenden Gottfried aber, der dem König für das Gesamtherzogtum jede Gegenleistung feierlich versprach, setzte Heinrich 1044 auf dem Hoftag in Aachen, zu dem der Herzog im Vertrauen auf sein Recht und seine Argumente arglos erschien, wegen Hochverrat ab. Sollte er doch auch mit König Heinrich I. von Frankreich konspiriert haben, wie der Verfasser der Annales Altahenses, ein Mönch des Klosters Niederaltaich, wahrheitswidrig behauptet; übrigens einer der ersten Autoren, der (1038) von einem »deutschen Reich«, regnum Teutonicum, spricht.
Heinrich III., der sich angeblich dem Friedensprogramm seines Instruktors Wipo zutiefst verpflichtet fühlte, nahm dem Herzog alle Lehen, offenbar auch seine Grafschaft Verdun, die der wiederholt begünstigte Bischof Richard bekam, und führte seit Ende 1044 einen Lothringen schwer heimsuchenden Winterfeldzug, wobei ihn neben Bischof Richard auch Bischof Wazo von Lüttich und Erzbischof Hermann von Köln unterstützten, mußte aber wegen einer Hungersnot die Aktion beenden. Gleichwohl unterwarf sich Gottfried der Bärtige im Juli 1045. Heinrich inhaftierte ihn auf dem Giebichenstein, begnadete ihn 1046 und gab ihm – gegen Geiselstellung seines Sohnes – das Herzogtum Oberlothringen.
Auch in Südholland kollidierten die Machtinteressen der Grafen mit denen der Prälaten, die wie fast überall ihre Einkünfte zu vergrößern, ihr
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