Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
dem Heiligen gegen Heiden erlaubt. Im ganzen Lande jagte er die »Magier« und »Zauberer«, überall ruinierte er pagane Tempel und Götterbilder, unter anderem eine von Gold und Silber bedeckte Kolossalbüste des Thor, aus der dabei – jedenfalls nach dem Kirchen-Lexikon der katholischen Theologie – »Mäuse, Ratten und Kröten in Menge hervorkamen«.
Olafs rabiates Regiment erleichterte seinem christlichen Bruderherzen Knud die Eroberung Norwegens. 1028 konnte dieser ihn mittels Bestechungsgelder ins Exil schicken und nach seiner Rückkehr am 29. Juli 1030 in der Schlacht gegen ein Bauernheer bei Stiklestad töten lassen. Zwar hatte Olaf nur Christen in sein Heer aufgenommen, ihre Schilde und Helme überdies mit dem Kreuz bezeichnet und die Parole ausgegeben: »Vorwärts, vorwärts ihr Streiter Christi ...« – was mich (semper idem) an die Parole des katholischen Feldbischofs unter Hitler erinnert: »Vorwärts, christliche Soldaten, auf dem Weg zum Sieg ...« Doch das eine half so wenig wie das andere.
Immerhin, der dicke Olaf, in der Kristuskirche, im Dom zu Drontheim beigesetzt, wurde wegen seines frommen Eifers heiliggesprochen, 1164 zum Landespatron Norwegens erklärt, dann zum Schutzpatron ganz Nordeuropas und fortan durch Sagen, Legenden, Lügen gefeiert. Noch Pilger aus Spanien wallfahrteten zu seinem »wundertätigen Schrein« (Bosl), und noch 1847 gründete man ihm zu Ehren den St. Olafsorden. Schließlich hatte der Heilige gegen Knud »fortwährend Krieg« geführt, »ihre ganze Lebenszeit hindurch« (Adam von Bremen). 24
Kaiser Konrad II. war im Sommer 1038 von seinem zweiten Italienfeldzug nach Deutschland zurückgekehrt und im folgenden Jahr, am 4. Juni 1039, etwa fünfzig Jahre alt, in Utrecht gestorben. Seinem Sohn und Nachfolger hinterließ er ein Reich mit unbestrittener Führungsposition in der westlichen Welt. 25
3. Kapitel
Kaiser Heinrich III. (1039–1056),
»der fromme Friedensbringer«
»Heinrich III., der fromme Friedensbringer (pius, pacificus), das Richtmaß der Gerechtigkeit (Linea Iustitiae)«.
Kaplan Wipo 1
»Unter ihm schien sich das Königtum dem biblischen Ideal offenbar am meisten angenähert zu haben.«
J. Fleckenstein 2
»Im Grunde stellten nur die Bischöfe eine Stütze für die Reichsgewalt dar.« »Aber auch die Privilegierungen der Bischöfe setzte sich fort, und zwar in solchem Maß, daß man von einer nochmaligen Intensivierung des ottonischen Systems sprechen darf.«
Karl Rudolf Schnith 3
»Weltliche Fürsten bekamen den Willen eines auf stetige Mehrung der Königsgewalt bedachten Herrschers zu spüren.«
»Handbuch der Kirchengeschichte« 4
Konrad II. hatte die Nachfolge seines am 28. Oktober 1017 geborenen Sohnes Heinrich in der Herrschaft rechtzeitig und unanfechtbar vorbereitet. Bereits der Zehnjährige war an Ostern 1028 in Aachen zum König gewählt und von Erzbischof Pilgrim gesalbt und gekrönt worden, worauf der junge Fürst »unter dem Schutz und der Leitung« des Augsburger Bischofs Brun, nur ein Jahr vor dessen Tod, durch das Reich zog und beide »alle Widersacher bezwingen konnten« (Wipo).
Zehn Jahre später, im Herbst 1038, empfing Heinrich auch die Krone für das seit 1033 zum Reich gehörende Burgund. Zudem hatte Konrad, nach dem Tod des bayerischen Herzogs Heinrich aus dem Hause Luxemburg, dem neunjährigen Thronfolger 1027 das Herzogtum Bayern zugeschanzt, ihn 1038 auch noch zum Herzog von Schwaben gemacht. Und im Jahr darauf, nach dem Tod des Kärntner Herzogs Konrad II. des Jüngeren, zog Heinrich III. auch Kärnten an sich, das Land des Saliers, der einst bei der Königswahl in Kamba als wichtigster Gegenkandidat durch seinen Verzicht die Wahl seines Vaters Konrad des Älteren ermöglicht hatte (S. 126).
Mit diesen drei Herzogtümern vereinte der König bald nach seinem Regierungsantritt ganz Süddeutschland unmittelbar in seiner Hand; eine in der Geschichte des mittelalterlichen Reiches geradezu singuläre Machtzusammenballung, allerdings von nicht langer Dauer.
Natürlich wurde Heinrich III. (1039–1056) sorgfältiger erzogen als der Vater, und selbstverständlich weitgehend geistlich. Zunächst schon durch seine Mutter, eine Förderin der Kirche, die besonders die Schriften des Mönchs Notker (III.) Labeo von St. Gallen bewunderte; dann durch zwei von dem Prinzen sehr geschätzte Prälaten: Brun von Augsburg und Egilbert von Freising, einen dort als Seligen verehrten typischen Vertreter der ottonisch-salischen
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