Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
Vom Netzwerk:
Kirchenrecht hatte man im Mai 1045 wieder einen Heiligen Vater, den allgemein als sehr fromm geltenden und hoch angesehenen Gregor VI. (1. Mai 1045–20. Dezember 1046). Und auch er konnte offenbar nichts Schlimmes an dem Handel finden. Oder hätte er sonst, wie es heißt, geäußert, er habe seinen wertvollsten Besitz, das Geld, für die wertvollste Würde der Welt gegeben? 1
    Selbst Kirchenlehrer und Bekämpfer der Simonie wie Petrus Damiani und der unter Gregor VI. in der Kurie tätige Mönch Hildebrand, als Papst Gregor VII. ein fanatischer Gegner des geistlichen Ämterhandels, gesellten sich, zunächst vielleicht ohne genaue Kenntnisse des Vorgangs, begeistert dem Simonisten zu, dessen Pontifikat aber auch der Papstkatalog durchaus gutheißt.

Heilige Väter – »Idioten« oder Opfer?

    Alle Welt schien einverstanden, auch Odilo von Cluny, auch Frankreichs König Heinrich I., nur nicht der inzwischen regierende deutsche König Heinrich III. Er überquerte im Herbst 1046 von Augsburg kommend mit starken Truppenverbänden den Brenner und ließ dann – obwohl oder vielmehr weil bereits drei Päpste die apostolische Bildfläche zierten: »Ein Papst drängt sich neben den anderen«, wie es in einem Hilferuf an Heinrich hieß – den Bamberger Bischof, den sächsischen Grafen Swidger von Morsleben, als Clemens II. (1046–1047) am 25. Dezember zum summus pontifex erheben und sich selbst von ihm, noch am selben Weihnachtstag, zum Kaiser krönen. Auch unter Otto III. und Gregor V. folgten Papstwahl und Kaiserkrönung dicht aufeinander.
    Clemens war der erste von vier Päpsten aus deutschem Hochadel, die Heinrich einsetzte; allerdings erst, nachdem Adalbert von Hamburg-Bremen abgelehnt und an seiner Stelle den ihm befreundeten Bamberger Bischof vorgeschlagen hatte. Sich selbst übertrug Heinrich die patrizische Gewalt, was ihm das entscheidende Wort bei der Papsternennung gab und die Römer erneut verpflichtete, kein oberstes Kirchenhaupt ohne kaiserlichen Konsens zu wählen. »Wir bekennen«, erklärten sie auf einer Synode in Rom am 24. Dezember, »daß wir unverständig genug gewesen sind, Idioten zu Päpsten einzusetzen.«
    Silvester III. und Gregor VI. hatte Heinrich kurz zuvor, am 20. Dezember 1046, durch eine Synode in Sutri, der er präsidierte, das schönste Schmuckstück, Benedikt IX., auf der Synode in St. Peter drei Tage später stürzen lassen, doch war Benedikt weder in Sutri noch in Rom erschienen. Silvester wurde formell abgesetzt und zu Klosterhaft verurteilt, durfte aber bald in sein Bistum zurück. Ex-Papst Gregor dagegen, der Simonie für schuldig befunden und entthront, wurde, wohl wegen seines großen Anhangs in Italien, nach Deutschland verbannt, von seinem Kaplan Hildebrand, einem jungen Mönch, der hier erstmals persönlich begegnet und dann als Gregor VII. welthistorische Bedeutung gewinnt, begleitet und der Aufsicht des Kölner Metropoliten unterstellt. Doch verblich er schon wenige Monate später, kurz nachdem Bischof Wazo von Lüttich beim Kaiser Gregors Wiedereinsetzung gefordert hatte, »an einer Krankheit, die nicht näher bestimmt worden ist« (Kelly). 2
    Aber auch Clemens II. hätte sein Bamberger Bistum besser nie verlassen, das er nun in einer Bulle vom 24. September, heimwehkrank und wie von bösen Ahnungen geplagt, als »Taube« umschwärmte, »treueste Tochter«, »süßeste Braut«, von der getrennt zu sein er nicht ertrage. Denn auch er, Papst ja nur, weil des Kaisers erste Wahl, Adalbert von Hamburg-Bremen, abgelehnt und weil man, wie mehrere zeitgenössische Quellen übereinstimmend versichern, in Rom selbst kaum einen ehrbaren Kleriker fand, Clemens II. starb bald, war vierzehn Tage darauf tot. Anfang des Jahres hatte er den Herrscher noch nach Süditalien begleitet und das Heinrich den Zutritt verwehrende Benevent mit dem Kirchenbann belegt; im Spätsommer mußte er Rom wegen schwerer Unruhen verlassen und verschied am 9. Oktober 1047 in der Abtei des hl. Thomas bei Pesaro, wahrscheinlich »per poculum veneni«. Benedikt IX. soll ihn vergiftet haben.
    Die Leiche wurde nach Bamberg gebracht und im Dom beigesetzt – im einzigen Papstgrab nördlich der Alpen. Und neunhundert Jahre später, 1942, fand man bei seiner Öffnung nicht nur prächtige Pontifikalgewänder und immer noch, wie bereits bei der Graböffnung 1731, »viele licht-gelbe Haare«, sondern bei einer toxikologischen Untersuchung auch einen merklichen Bleigehalt in den Knochen. Der alte, schon seit dem

Weitere Kostenlose Bücher