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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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gegründet, seit 929 das politisch selbständige Kalifat von Cordoba, das nach seiner Zersplitterung im 11. Jahrhundert allmählich der christlichen Reconquista zum Opfer fiel (S. 482 ff.). Doch bleibt der hohe Stand der Verwaltung im maurischen Spanien festzuhalten, die kulturelle Blüte (der Wissenschaft, Literatur und Architektur), die große Toleranz gegenüber Christen (Mozaraber) und Juden, weiter das auf Abbau gesellschaftlicher Spannungen bedachte Sozialsystem, und nicht zuletzt eine wirtschaftliche Prosperität, wie sie das Land »bis in die Moderne nicht wieder erlebt hat« (Meyers Taschen-Lexikon Geschichte).
    Mitte des 11. Jahrhunderts attackierten die spanischen Christen verstärkt den Islam, und Anfang 1064 planten Ramiro I. von Aragón und sein Schwiegersohn Graf Ermengol III. von Urgel die Eroberung Barbastros, einer wichtigen Festungsstadt in Aragón (Provinz Huesca). Der König fiel dabei, doch die Stadt wurde genommen, wenn sie auch bereits 1065 wieder verlorenging. Als sie am 18. Oktober 1100 König Peter von Aragón endgültig gewann, hatte sie zwei Moscheen, eine mozarabische Kirche und eine Synagoge.
    Nun fochten beim Spanienkreuzzug 1064 aber auch Truppen anderer Länder, vor allem beträchtliche Ritterscharen aus Frankreich und Burgund, ja, der arabische Chronist Ibn-Chaijan nennt den Führer der fremden Kreuzfahrer beim Ringen um Barbastro sogar »Befehlshaber der Reiterei Roms«. Was immer das heißt, der Papst hatte auch diesen Zug mit vorbereitet, hatte nicht nur den Kardinal Hugo Candidus über Südfrankreich, als man dort für den Einfall schon rüstete, nach Spanien geschickt, vielleicht als eine Art »Kreuzzugslegaten«, sondern auch für die Teilnehmer an dem blutigen Unternehmen einen Ablaß verkündet, den ersten uns im Wortlaut bekannten päpstlichen Kreuzablaß. Ergo führte man den Krieg als einen heiligen Krieg gegen die Heiden, um diese »den Christen zu unterwerfen«, wie Amatus von Monte Cassino schreibt. »Und sie riefen die Hilfe Gottes an, darum war Gott gegenwärtig zur Unterstützung derer, die ihn gebeten hatten. So siegten die Gläubigen in der Schlacht und ein großer Teil der Sarazenen wurde getötet; und sie dankten Gott für den Sieg, den er seinem Volk gab.« (Vgl. S. 485 f.) Bezeichnenderweise half dazu ein »Gottesfrieden«, von den katalanischen Bischöfen und Fürsten 1064 verkündet, da sie, so die unumwundene Erklärung, einen Krieg führen wollten, weshalb alle, Teilnehmer wie Daheimbleibende, untereinander Frieden halten sollten! 31
    Ein Jahr danach fand im März 1065 die Schwertleite König Heinrichs IV. statt, und im folgenden Jahr begann im Alter von 16 Jahren die selbständige Regierung eines Herrschers, dessen Leben wohl wechselvoller und bewegender verlief als das jedes anderen seiner Vorgänger. Und dies vor allem wegen des Konflikts mit einem der berühmtesten Päpste aller Zeiten.

5. Kapitel

Heinrich IV. (1065–1106) und Gregor VII. (1073–1085)
    »Denn der Zügellosigkeit des Königs setzte weder die Vernunft ein Ziel, noch sein zunehmendes Alter, noch der Tadel irgendeines Freundes, er wurde vielmehr von Tag zu Tag schlechter, zerriß alle Bande menschlicher, um nicht zu sagen, christlicher Scheu und stürzte sich Hals über Kopf in jedes Verbrechen ...«
    Lampert von Hersfeld 1

    »Neu ist es aber und in allen zurückliegenden Jahrhunderten unerhört, daß Päpste die Reiche der Völker so leichtfertig teilen wollen, daß sie die Würde der Könige ... durch plötzliche Heimtücke zerschmettern, die Gesalbten des Herrn, sooft es beliebt, in den Plebejerstand versetzen wie Gutsverwalter, ihnen befehlen, die Herrschaft ihrer Väter aufzugeben, und sie mit dem Bann bestrafen, wenn sie nicht sofort zustimmen.«
    Scholastikus Wenrich von Trier 2

    »Aber du sagst: Ich freilich kämpfe zur Verteidigung der Kirche Gottes, die verheert, angegriffen und überall verwirrt wird. Dir muß man wahrhaftig antworten, daß du selbst dieses Feuer entzündet hast; um es zu löschen, bringst du daher kein Wasser, sondern vielfaches Feuer, ununterbrochen hältst du die Fackel an das Feuer ... Was sitzest du also auf dem Stuhl des Apostelfürsten, der du statt der Verkündigung das blanke Schwert zum Schlagen in der Hand hältst?«
    Der Ravennater Jurist Petrus Crassus 3

    »Neuheiten aber führte ohne Zweifel der ein, der gegen die Vorschriften der Väter die Erlaubnis erteilte, Meineide zu schwören, und der dadurch das Band der Einheit und Eintracht

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