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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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obwohl man auf der Synode zu Augsburg Ende Oktober 1062 das Urteil vertagt hatte, anerkannte der nach Rom gesandte Bischof Burchard von Halberstadt, der Neffe Annos, noch im selben Jahr Alexander II. im Namen des von ihnen hintergangenen deutschen Königs, was das Cadalus-Schisma zugunsten Alexanders entschied. Burchard bekam dafür prompt das Pallium sowie weitere Vergünstigungen, Vortragekreuz, Reitornat, Mitra, und der hl. Anno die Ernennung zum Erzkanzler der römischen Kirche. Überdies waren auch die deutschen Bischöfe wahrscheinlich durch Gold bestochen worden.
    Alexander belegte am 20. April 1063 seinen Rivalen Cadalus in der Lateranbasilika vor mehr als hundert Prälaten mit dem Bannfluch wegen Simonie, vielfacher Verstümmelungen und Morde. Cadalus tat darauf vor einer Versammlung von Bischöfen und Geistlichen in Parma Alexander in den Bann. Sei er, Honorius, doch der vom König zu Recht bestellte Hirte, während seinen Gegner ja nur die Normannen, die Feinde des Reiches, erwählten, mit wölfischem Trug und nach Diebes Weise. Und warf sich, vor allem von zahlreichen italienischen Bischöfen unterstützt, erneut auf Rom, überwand zunächst die ihm auf Bergen und in Wäldern gelegten Hindernisse, sammelte im Vorfeld der Hauptstadt weitere Truppen, kaufte die Grafen, und schon entbrannte ein zweiter Stadtkrieg. In der Nacht eroberte Honorius St. Peter und residierte in der Engelsburg, während Alexander mit seinen Normannen den Lateran behauptete. Und nachdem Hildebrand, wie es hieß, drei Tage lang gebetet, trieb er die Normannen zum Angriff gegen die »Parmenser«, die Haufen des Cadalus.
    Man war einander ebenbürtig, mordete und raubte, streute reichlich Geld und Geplündertes unter die Schlächter, Rosse, Panzer, Pelze, Pretiosen. Länger als ein Jahr tobten die Straßenkämpfe. Die in Trümmer liegende pagane Kunst, schon seit über einem Jahrhundert von den christlichen Kulturpionieren in Türme, Brückenwehre, kleine Festungen verwandelt, kam dem katholischen Dialog vorzüglich zugute, indes beide Päpste verschwenderisch bestachen, beteten, Messen sangen und einander vielmals und feierlich verfluchten, wobei auch die Geistlichkeit auf jeder Seite hilfreich eingriff.
    Trotz aller mörderischer Bemühungen hier wie dort kam man nicht weiter. So war selbst Alexander damit einverstanden, ein Reichskonzil entscheiden zu lassen. Doch da verließ Honorius das lombardische Heer, weil ihn sein Geld verlassen, während Alexander über die anscheinend unerschöpflichen Ressourcen des jüdischen Neuchristen Leo verfügte. Geschröpft noch von seinen Beschützern, suchte Honorius, dessen Stellung in der Engelsburg allmählich eher einer Gefangenschaft glich, nach Erlegung von 300 Pfund Silber Anfang 1064, verkleidet als Pilger, das Weite. Sein Kontrahent mochte enttäuscht genug sein, hatte er doch, recht christlich wieder, »bei der Barmherzigkeit Gottes« gehofft, daß Cadalus »auf keine Weise von da entkommen könne, als bis er für alles, wessen er durch seine Nichtswürdigkeit gegen den heiligen Petrus sich vermessen hat, in gerechter Vergütung Genüge gethan ...«
    Er selbst, Alexander, wurde im Mai 1064 auf einer Synode in Mantua, auf der er den Vorsitz führte und sich, das beliebte Verfahren, vom Vorwurf der Simonie und anderer Anklagen eidlich reinigte, als Papst anerkannt, Honorius II. noch einmal als »Ketzer« verflucht. Ein letzter Überfall, den dieser eben damals unerwartet auf Mantua machte, wobei man mit großem Getöse und dem Geschrei, daß Alexander ein »Ketzer« sei, in die Kirche einbrach, scheiterte knapp.
    So zog sich Cadalus in seine Diözese zurück und diente als Bischof von Parma weiter Gott dem Herrn, las Messen, weihte Priester, schickte Sendschreiben aus, alles »nach der Gewohnheit des apostolischen Stuhles« (more sedis apostolicae: Lampert), während der siegreiche Alexander jetzt unbestritten als Papst regierte. Und vieles wechselt nun wieder more majorum die Front, wie jener einst vom hl. Leo IX. von Lothringen nach Rom gebrachte Hugo, Kardinal der heiligen römischen Kirche, der erst von Alexander II. zu Cadalus, dann von Cadalus wieder zu Alexander überging, worauf er als dessen Legat in Spanien, in Frankreich wirkte, durch die Mönche von Cluny und diverse Bischöfe offen der Simonie überführt worden sein soll, doch anscheinend ohne alle Konsequenzen. 27
    Alexander II. aber wurde in Süditalien, Sizilien, Spanien und England aktiv.

Vorläufer der Kreuzzüge in

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