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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Königshauses lagen, ein jüngerer Bruder Heinrichs, sein ältester Sohn, natürlich auch so manche Heiligenreste, die sie höhnisch durch die Gegend warfen. Alle Welt war entsetzt, selbst Sachsens Magnaten distanzierten sich. 12
    Den Gerstunger Kompromißfrieden nutzte der König schon wenige Monate später zu einem Einfall in Ungarn, auf den allerdings, scheint es, Geisa besser vorbereitet war, während Heinrichs Truppe, ungenügend verproviantiert, überhaupt mangelhaft versorgt, schnell Hunger und Seuchen dezimierten, auch fast alle Pferde elendiglich zugrunde gingen. Nur der traurige Rest noch kehrte im Herbst zurück. 13

Die Schlacht bei Homburg – »aller christlichen ehrfurcht vergessend, Menschen abschlachteten wie Vieh«

    Das Weihnachtsfest 1074 feierte der Hof prunkvoll und mit nicht wenigen Fürsten, zumal vermutlich aus Oberdeutschland, in Straßburg. Dabei war die Geburt des Herrn wohl weniger wichtig als die Vorbereitung des Feldzugs gegen die Sachsen, die der König intensiv betrieb, die Sachsen aber fürchteten. In zahlreichen und demütigen Bitten an Heinrich wie ihm Nahestehende suchten die sächsischen Großen den Krieg zu verhindern. Der König aber hatte nachdrücklich gerüstet, wehrte anscheinend alle Friedensbemühungen, Angebote, alles Entgegenkommen geschickt ab, feierte noch das hl. Pfingstfest und zog am 8. Juni mit einer Menge von Bischöfen und Priestern in seinem Heer los. 14
    Am 9. Juni 1075 kam es dann bei Homburg an der Unstrut zur Schlacht, wobei die Sachsen offenbar mit dem Mut der Verzweiflung fochten, weshalb auch für Heinrichs Truppen »die Blutarbeit äußerst verlustreich« wurde. Ja, schon schien es, Schwaben und Baiern würden fliehen, als nachstoßende Kräfte des Königs, darunter »das Kriegsvolk der Bamberger Kirche« (Meyer von Knonau), Luft schafften und die Sachsen schließlich, der großen Überlegenheit weichend, nach allen Seiten auseinanderstoben.
    Am schlimmsten erging es dem wenig geübten »vulgus pedestre«, das während der Reiterschlacht im Lager steckte. Wider dies Volk, berichtet Lampert, »wütete die feindliche Unmenschlichkeit so über alles Maß und alle Schranken hinaus, daß sie, aller christlichen Ehrfurcht vergessend, Menschen abschlachteten wie Vieh. Ein großer Teil von ihnen ertrank auch in der Unstrut, als sie sich aus Furcht vor dem dräuenden Schwert kopfüber hineinstürzten.« Die Beute an Gold, Silber, Kostbarkeiten, auch an Nahrungsmitteln war außerordentlich, weshalb man das gegnerische Lager noch plünderte, als die Nacht das Abstechen schon längst beendet hatte; auch das Abstechen übrigens »vieler ihrer eigenen Kameraden, die sie für Feinde hielten« (Lampert).
    Gleichwohl, der König, meldet der Mönch weiter, »kehrte nach Sonnenuntergang unter glückwünschenden Zurufen seiner Krieger, wie es üblich ist, ins Lager zurück, heiter gestimmt und in überschäumender Freude, hatte er doch seine schlimmsten Feinde siegreich niedergerungen, und seine Krieger brüsteten sich allenthalben höchlich damit, diese und jene von den ersten Fürsten Sachsens mit eigener Hand erlegt zu haben«.
    Freilich, die Helden wurden kleinlauter, ja »alle Freude« und »der Jubelgesang« – auf einem Blutacker, immerhin, mit ungezählten toten Katholiken, toten Deutschen, mit Schlachtopfern, die sie doch gerade umgebracht – schlugen ins Gegenteil um, als sie auch die eigenen Freunde und Verwandten fanden. »Von Jammern und Wehgeschrei hallte da das ganze Lager wider.« Am stärksten aber waren »Schmerz«, »Trauer«, »Reue«, nach unserem Chronisten – der damit einen prächtigen Blick eröffnet in diese Christengemüter! –, als sich herausstellte, daß die Großen der Gegenseite, die sie angeblich niedergemetzelt, »allesamt bis auf den letzten Mann«, alle noch lebten ...
    Nein, welch ein Jammer! Man meint, schöner, schlimmer könne es nicht kommen – und doch, es kommt. Überliefert der Hersfelder ja nun die beträchtlicher Beachtung werte Einmischung des Mainzer Metropoliten. Besonders schwer, meldet Lampert zunächst, sei es für Heinrichs Leute zu ertragen gewesen, daß sie unter so großen eignen Opfern ohne den geringsten Nutzen für das Reich ihre Hände mit dem Blute schuldloser Leute befleckt hätten. »Der König selber befürchtete stark, seine Krieger würden aus Reue über die Ströme nutzlos vergossenen Blutes unter Berufung auf religiöse Bedenken weiteren Kriegsdienst verweigern, den sie nicht ohne Sünde und Kränkung

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