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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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empfahl es vor allem bei Nacht, doch im Grunde immer. »Mache dieses Zeichen«, rät im 4. Jahrhundert Kyrill von Jerusalem, »wenn du issest und trinkst, wenn du sitzest, wenn du dich niederlegst, wenn du aufstehst, wenn du sprichst, wenn du gehst, um es kurz auf einmal zu sagen, bei all deinem Tun.« Der hl. Kirchenlehrer nannte das Kreuz geradezu »Dämonenschreck«. Doch war es als apotropäisches Zeichen, als Schutzmittel schon im jüdischen Palästina bekannt.
    Auch die christlichen Priester praktizieren die Teufelsbeschwörung, Teufelsaustreibung, den Exorzismus, sprechen etwa (nach dem durch die Bullen vieler Päpste autorisierten Rituale Romanum) bei der Taufe: »Ich treibe dich aus, unreiner Geist«; »Höre, verfluchter Satan, und weiche ...« Immer wieder werden die Geistlichen im Rituale ermahnt, sich vom Teufel nicht täuschen zu lassen, seinen Tricks und Listen nicht zum Opfer zu fallen, vielmehr auf sein Verhalten zu achten, ihn auszuforschen durch alle möglichen Fragen, dabei mit Kreuzzeichen und Weihwasser zu arbeiten. 7
    Folgenreich wurde, wie so oft, Augustinus.
    Was er über Dämonen weiß, von ihnen glaubt – einen Dämon will er selbst gesehen haben –, geht auf keine Kuhhaut. Dämonen, gefallene Engel, treten als Götter auf, sind aber keine, sondern nehmen »eine Mittelstellung« ein. Sie bevölkern die Luft, wie die Vögel, sind jedoch »luftiger« noch, auch schneller. Ja, der große Kirchenlehrer kann sie ganz körperlos sich denken, besteht indes doch wieder auf ihrem Corpus, denn zuletzt müssen sie »ewig« in der Hölle braten, wozu ein Luftleib schlecht paßt.
    Überhaupt ist das Äußere dieser kleinen Teufel »nicht sonderlich viel wert«, und noch weniger natürlich ihr Charakter. Die Dämonen sind eine neidische, schadenfrohe, betrügerische Bande, aufgeblasen von Hochmut, »vernünftig« zwar, aber »darum (!) auch elend«, befähigte Ratgeber zwar, doch eben satanische. Augustinus, der Experte, ist sogar Autor einer eigenen Schrift über »Die Weissagekunst der Dämonen« und sich ganz sicher: bei einer Beschäftigung mit ihnen »bildet sich der Geist nicht ohne Nutzen ...«
    Wie der seine.
    So schreibt er zum Beispiel: »Es ist eine oft gehörte Erzählung, und viele behaupten, es selbst erlebt oder von solchen, die es erfahren und über deren Glaubwürdigkeit kein Zweifel besteht, gehört zu haben, daß Waldmenschen und Faunen, welche das Volk Incubi nennt, nach den Weibern gegeilt und mit ihnen den Beischlaf erstrebt und ausgeübt hätten; und daß gewisse Dämonen, welche die Gallier Düsen nennen, diese Unflätereien eifrig versuchten und öfters verübten; und die das fest behaupten, sind solche Leute, daß dies zu leugnen eine Frechheit wäre.«
    Der Bischof von Hippo, der fest von der Existenz der Frauen nachstellenden Faune überzeugt war, glaubte auch an die Möglichkeit eines Geschlechtsverkehrs mit dem Teufel, an den Koitus der vom Himmel gestürzten bösen Geister mit Menschenfrauen, werde es doch von so vielen vertrauenswürdigen Christen berichtet. Er glaubte an einen Teufelspakt, einen Bund mit dem »Bösen«, wie er auch in der Theophilus-Legende, der ältesten abendländischen Marienlegende, vorkommt, dem Urbild der Faustsage, ein Wahn, der in der Geschichte der christlichen Hexenverfolgung eine verheerende Rolle spielt. 8
    Augustinus und die anderen antiken Kirchenväter hatten einen großen Einfluß auf die theologische Reflexion über den Teufel im Mittelalter, wo Priester und Laien mit dem Ausüben von Riten fortfuhren, »little removed from heathenism« (Russell). So ist bereits für die erste Kirchenrechtssammlung Mitte des 6. Jahrhunderts Zauberei schlechthin Apostasie, Abfall vom Glauben, qualifizierte »Ketzerei«, da man hinter den Zauberern Dämonen argwöhnte, böse Mächte, Teuflisches eben, während die Mirakel christlicher Heiliger Manifestationen selbstverständlich stets des Guten, des Göttlichen sind. 9
    So gehen im Frühmittelalter die libri poenitentiales, die Bußbücher der Kirche, das Poenitentiale Bobiense, Poenitentiale Burgundense, Floriacense, Hubertense, Vindobonense, Merseburgense usw. wider Zauberer und Wettermacher, Weissager und Vogeldeuter sowie weitere Konkurrenten vor.
    Zum Beispiel soll ein Jahr sühnen, »wer durch Zauberei Verliebtheit erregt hat«, und zwar ein Jahr, ist er Laie oder Kleriker, drei Jahre, ist er Diakon, fünf Jahre, davon zwei bei Wasser und Brot, ist er Priester. Zwei Jahre soll sühnen, wer Zauberer

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