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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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ein Teufel in einem Kleriker hauste; daß ein Dämon beichtete; daß die Eingeweide einer Henne in eine Kröte verwandelt wurden und dergleichen Staunenswertes mehr. Dabei stützt sich der Autor natürlich sowohl auf Selbsterlebtes wie auf die vertrauenswürdigsten Zeugen seiner Exempla, den Mönch Gerhard etwa, »vormals Scholastikus in Bonn«, den Mönch Gerhard, »einst Domherr in Regensburg«, den Abt Daniel von Schönau. Oder er beteuert: »Dies bezeugt zuverlässig unser Subprior Gerlach.« »Dies hat mir ein frommer Abt unseres Ordens öfter erzählt.« »Dies hat mir ein Abt des Zisterzienserordens, ein Mann von hohem Ernste, berichtet.« »Dies habe ich von einem, der dabei war und es mit angesehen hat.«
    Kein Zweifel also an der Authentie des Reportierten – und alles so wunderbar und wissenswert, daß es noch das Zeitalter der Gegenreformation »zur neuen Geltung« bringt (Wagner). 12
    Im 13. Jahrhundert, nach Leibniz das dümmste der Weltgeschichte, verbreitete auch der große »Ketzer«-Jäger Papst Gregor IX. (VII 231 ff.!) das Aberwitzigste. In seiner Bulle »Vox in Rama« vom 13. Juni 1233 berichtet er über den Teufelskult in Deutschland: »Wenn ein Neuling aufgenommen wird und zuerst in die Versammlung der Genannten eintritt, so erscheint ihm zuerst ein Frosch, den Einige eine Kröte nennen. Diesem geben sie einen schmachwürdigen Kuß auf den Hintern, andere auf das Maul und ziehen dabei die Zunge und den Speichel des Thieres in den Mund. Dasselbe erscheint zuweilen in natürlicher Größe, manchmal auch so groß wie eine Ente oder eine Gans; meistens jedoch nimmt es die Größe eines Backofens an.«
    Einige Zeit später, nachdem man auch getafelt, so belehrt der Statthalter Christi weiter die Welt, tritt »ein schwarzer Kater von der Größe eines mittelgroßen Hundes rückwärts mit emporgehobenem Schwänze hervor. Der Neuling küßt ihn auf den Hintern, dann der Meister der Versammlung und nach ihm alle übrigen der Reihe nach ... Dann werden die Lichter ausgelöscht, und man ergiebt sich ohne Rücksicht auf Verwandtschaft der greulichsten Unzucht. Sind mehr Männer als Weiber da, so befriedigen die Männer unter sich die schändliche Begierde; das Gleiche thun die Weiber unter sich.«
    Kein Wunder, spukt es auch im Kopf des Thomas von Aquin, des Heiligen und Kirchenlehrers, der als einer der größten Philisophen gilt, dessen »Summa theologiae«, während des Trienter Konzils neben der Bibel auf dem Altar liegend, auch heute noch als »das tiefste, bestens geordnete und meist katholische Werk der kirchlichen Tradition« angesehen wird (Lexikon des Mittelalters, 1997).
    Thomas, der u.a. an gewisse Teufels- und Zaubervorstellungen Augustins anknüpft, vertritt natürlich nicht nur den Satansglauben, sondern auch andere krude Behauptungen, vor allem die infolge seiner Autorität verhängnisvolle Lehre von der Teufelsbuhlschaft. Steht doch in der »Summa« des Doctor ecclesiae, von dem Papst Leo XIII. noch im späten 19. Jahrhundert schreibt, »Der Sonne gleich hat er den Erdkreis mit dem Glänze seiner Lehre erfüllt«: »Wenn aus dem Beischlaf der Teufel mit Menschen Kinder geboren werden, so sind sie nicht entstanden aus dem Samen des Teufels oder des von ihm angenommenen menschlichen Leibes, sondern aus dem Samen, den der Teufel sich dazu von einem anderen Menschen verschafft hat. Derselbe Teufel, der sich als Weib mit einem Manne geschlechtlich vergeht, kann sich auch als Mann mit einem Weibe geschlechtlich vergehen.« (Bei der Übertragung der »Summa« ins Deutsche hat der Übersetzer, der Dominikaner Zeslaus Maria Schneider, diese Stelle schamvoll ausgelassen – in der Vorrede aber versichert, es liege der »
ganze vollständige
Text« vor.)
    Der große Kirchenlehrer polemisiert nun gegen jene, die behaupten, der Teufel- und Dämonenwahn sei nichts als Aberglaube Unwissender, da es gar keine Zauberei gebe, außer in der Einbildung des Volkes. Und hatte selbst Gregor VII. gegenüber dem Dänenkönig Harald 1080 noch protestiert, alte Frauen und Priester als Verursacher von Krankheiten und Stürmen barbarisch umzubringen und derart den Zorn Gottes, der doch durch diese Katastrophen die Menschen strafe, nur zu vermehren, so lehrte jetzt Thomas, der »engelgleiche Doktor«, die Dämonen würden wirklich existieren und mit »Gottes Zulassung« die phantastischsten Dinge vollbringen, zum Beispiel auch die Fortbewegung des menschlichen Körpers über große Distanzen. Befähige sie ja die

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