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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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gekreuzigten Christus durchbohrt, dann zwar seit langem schon zugleich in Nürnberg und Paris verehrt und zumindest noch im 20. Jahrhundert in St. Peter gehütet worden ist (vgl. 48 III 2. Kap.!). 48
    Geld war, neben seinen Kindern, das einzige, was diesen trägen, laxen, entscheidungsscheuen Mann dauerhaft interessierte. Und da er auch oft und langwierig erkrankte, mehrmals schon für tot gehalten wurde, überließ er das Regierungsgeschäft häufig Guiliano Rovere, der seine Wahl ebendeshalb simonistisch durchgesetzt.
    Schon zu Beginn des Innozenz-Pontifikates riß der Kardinal die Kirche in den langen leidenschaftlichen Kampf der neapolitanischen Barone gegen König Ferdinand I. von Aragón (Ferrante). Nichts Gutes von ihm erwartend, vielmehr ernsthaft um ihre feudalen Privilegien fürchtend, hatten die Barone bereits seine Thronfolge zu verhindern gesucht und dann immer wieder gegen den »Tyrannen« konspiriert. Und da Kardinal Giuliano mit der aragonesischen Dynastie verfeindet war, da der König die Oberhoheit Roms nicht anerkannte und den Lehenszins verweigerte, ergriff die Kurie in diesem, wie man einmal schrieb, »furchtbarsten aller Dramen des 15. Jahrhunderts«, die Partei des aufständischen Adels.
    Der Konflikt, der auch Rom, wo man den Vatikan in eine Festung verwandelte, bedroht und dem Kirchenstaat wie der papalen Politik schwer geschadet hat, führte zu internationalen Verwicklungen. Einerseits appellierten die Barone an den Herzog René von Lothringen, als Nachkomme der Anjou sein Recht auf den Thron von Neapel geltend zu machen, standen auch Venedig und Genua zum Papst. Andererseits unterstützten den Neapolitaner Ungarn, Spanien, Mailand und Florenz.
    Der Krieg zog sich mit Verwüstungen, mit Schlachten auf verschiedenen Schauplätzen und mehreren Unterbrechungen bis 1492 hin. Dabei drohte der Papst, der zur Verstärkung seiner Verteidiger sogar allen Verbrechern die Rückkehr erlaubte, König Karl VIII. von Frankreich mit Neapel zu belehnen. Und König Ferrante rächte sich am Adel, indem er dessen Güter und Kapitalien einzog, dessen Frauen und Kinder ins Gefängnis steckte, indem er die Grafen von Sarno, Francesco Coppola, und von Policastro, Antonello de Petruciis, den Sekretär des Königs, samt ihren Söhnen liquidieren, andere in den Geheimverliesen von Castelnuovo grausam hinschlachten ließ, während weitere Rebellen dort bis zum Einzug der Franzosen eingekerkert blieben. 49
    Karl VIII., kleinwüchsig, christlich reformfreundlich, etwas geil und von Zeitgenossen wegen seiner Frömmigkeit gerühmt, hatte statt der ihm zugedachten, bereits in Frankreich weilenden, doch von ihm wieder zurückgeschickten Margarete von Burgund 1491 Anna von Bretagne geheiratet, obwohl sie bereits dem Erzherzog Maximilian I. von Österreich durch Prokuration angetraut war.
    Nach langen militärischen Auseinandersetzungen um das »burgundische Erbe« erfolgte nun ein neuer Konflikt. Und als diesen der Frieden von Senlis am 23. Mai 1493 beendete, bereitete Karl, der fromme König, schon einen weiteren Krieg vor, den Feldzug nach Neapel, womit er 1494 ein fünfundsechzigjähriges Ringen mit Aragón bzw. Habsburg um die Hegemonie in Italien eröffnet hat. Dank seiner schweren Reiter, seiner überlegenen Artillerie und der ihn begleitenden Schweizer Infanterie, seinerzeit wohl die sozusagen beste Europas, entschied er die Expedition vorerst für sich und zog am 22. Februar 1495 in Neapel ein als »rex pacificus« auf einem Esel reitend – ein wahrer christlicher Friedensfürst –, zumal auch ein »Hauptziel« seines frommen Unternehmens ganz offenbar »die Gewinnung Neapels als Brückenkopf für einen Kreuzzug« war (Labande-Mailfert). 50
    Damals hatte allerdings Innozenz VIII. – nach einem fünftägigen Todeskampf 51 – bereits das Zeitliche gesegnet, nicht ohne freilich seinen Namen für immer in die Geschichte des Heils tief eingebrannt zu haben mit seiner Schrift »Summis desiderantes affectibus«, der sogenannten Hexenbulle, womit das Phänomen des christlichen Geister- und Hexenwahns in unser Blickfeld rückt.

9. Kapitel

Die Anfänge des langen christlichen Hexenwahns
    »It is necessary to go back beyond the origins of Christianity to understand how medieval people could become so obsessed with the Devil and his demons.«
    Jeffrey Burton Russell 1

    »Thomas von Aquin, der das augustinische Modell der These vom Teufelspakt aufnahm (S.th. II a II ae q. 92 a. 1), systematisierte die heterogenen Elemente

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