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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Werkzeug des Heiligen Geistes betrachtet hatte.
    Noch im Herbst 1517 scheint Luther in der 81. These bereit, »das Ansehen des Papstes vor böswilliger Kritik oder sogar vor spitzfindigen Fragen der Laien zu schützen«. Und an Leo X. selbst schreibt er noch im nächsten Jahr, er könne zwar nicht widerrufen, wolle aber des Papstes Stimme hören »wie die Stimme Christi, der in ihm den Vorsitz führt und redet«. Ja, er beteuert: »Belebe mich, töte mich, rufe, rufe zurück, bestätige, verwerfe, wie es dir gefällt!« 17
    Inzwischen freilich hatte der zwielichtige Geist, der Mann ungeheurer Gegensätze und Widersprüche, mit Windeseile und, dem Feuer seines Temperaments gemäß, zunehmend gereizt einige Schriften in die Welt gesetzt, hatte er zunächst auf deutsch »Ein Sermon von dem Ablaß und Gnade« unters Volk geschleudert und fast gleichzeitig unter die gelehrte Zunft die lateinischen »Resolutiones disputationis de virtute indulgentiarum«. In diesen vehementeren Angriffen auf den Ablaß aber klingt auch die neue Lehre von Glaube und Gnade schon an. Und wollte er in dem Schreiben an Leo X. dessen Stimme hören wie die Christi, erklärte er in den Resolutionen, auf ihn mache gar keinen Eindruck, was dem Papst gefalle oder nicht gefalle. Der Papst sei »ein Mensch wie die andern Menschen. Viele Päpste gab es, denen nicht bloß Irrtümer und Laster, sondern auch Ungeheuerlichkeiten (monstra) gefielen. Ich höre auf den Papst als Papst, d.h. wie er in den Kirchengesetzen spricht und gemäß denselben oder mit dem Konzil entscheidet, nicht aber, wann er nach seinem Kopfe redet.«
    Immerhin beteuert er noch im September 1519 in der Widmung des Galaterbrief-Kommentars, nicht nur die Römische, sondern die ganze Kirche Christi innig zu lieben, versichert ausführlich, daß diese Liebe es verbiete, sich von Rom zu trennen, ja nennt den Papst »Statthalter Christi«. Doch bereits am 24. Februar 1520 schreibt er nach der Lektüre von Huttens Edition über die Konstantinische Schenkung von Laurentius Valla, er zweifle »fast nicht mehr daran«, daß der Papst der erwartete Antichrist sei. In diesem Jahr erfolgt Luthers endgültiger Bruch mit Rom 18 .
    Und von nun an spricht der Reformator – fraglos einer der größten Schöpfer deutscher Sprache und jeden Vertreter des »Grobianismus« seiner Zeit übertrumpfend – anders über die Heiligen Väter, wenn der Ton auch im Prinzip wahrlich nicht neu ist, vielmehr lebhaft an die Innigkeit erinnert, mit der Christen, Apostel, Kirchenväter, Bischöfe schon in der Antike, ja im Neuen Testament ihre Nächstenliebe zum Ausdruck brachten (I 3. Kap.!),
    Denn für Luther ist fortan und bis an sein Lebensende der »Statthalter Christi« ein Mensch, der »alles Böse treibt«, »besessen vom Teufel«, »des Teufels Bischof und der Teufel selbst«, »ein verzweifelter Gotteslästerer und abgöttischer Teufel«, »ein vermummeter und leibhaftiger Teufel«, gar »der Dreck, den der Teufel in die Kirche geschissen«. Er schimpft den Papst, noch 1518 »die Stimme Christi« für ihn, »beschissen« und »ausgeschissen«, »Räuber«, »Monstrum«, »Rattenkönig«, »Tier«, »wildes Tier«, »Drachen und Höllendrachen«, »Bestie der Erde«, schmäht ihn »erzpestilenzialisches Ungetüm«, »spitalischer, stinkender Madensack«, »Papstesel«, »Papstsau«. Das Haustier vom Esel bis zum Schwein ist »in seiner Malediktologie fast vollzählig vertreten« (Mühlpfordt) und die »Sau« in seinem Schimpfinventar geradezu eine Lieblingsbezeichnung für Gegner – Doktor Eck figuriert als »Saueck«, Herzog Georg als »Dresdener Sau«, die Konstanzer Konzilsväter sind insgesamt »Säue« etc. Luther nennt nicht nur das Papsttum, sondern auch »Bißthumb, Stift, Klöster, Hohenschulen mit aller Pfafferei, Müncherei, Nonnerei, Messen, Gottesdiensten eitel verdampte Secten des Teufels«, das Papsttum im besonderen »des obersten Teufels giftigster Greuel« und Rom »eine Behausung der Drachen, eine Wohnung aller unreinen Geister«, »voller geizigen Götzen, Meineidigen, Apostaten, Sodomiten, Priapisten, Mörder, Simonisten und anderer unzähliger Ungeheuer«.
    Schon 1520 ist es gewiß für ihn, und er dürfte sich kaum sehr getäuscht haben, »daß der Papst und Cardinäl gar nichts glauben«. »Was gehet den Papst Beten und Gottes Wort an? Er muß
seinem Gott, dem Teufel,
dienen. Aber das ist noch das Geringst ... Die allerärgeste Grundsuppe aller Teufel in der Hölle ist, daß er solche

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