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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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führen läßt, wem sie glaubt! Und wer solchen Teufelsstuß vertritt, sollte dessen Gottesglauben imponieren können?!
    Vom Teufel kommt nach Luther alles irdische Unglück: Hagel und Ungewitter, Krieg, Feuer, Pest, Wahnsinn. Selbstmord, Französische Krankheit, überhaupt Krankheit (aber jüdischen Ärzten hilft er gern, besonders »bei Vornehmen und Großen«). Der Teufel verdirbt das Vieh im Stall, macht den Käse schlecht und die Milch. »Ein Christ soll das wissen, daß er mitten unter den Teufeln sitze, und daß ihm der Teufel näher sey, denn sein Rock und Hemde, ja näher denn seine eigene Haut, daß er rings um uns her sey ...« 28
    Schon als junger Mönch vernimmt Luther das nächtliche Rumoren des Teufels, und auf der Wartburg poltert dieser nicht nur »viel Nachts«, sondern versucht auch zweimal, »in Gestalt eines großen Hundes«, Luther umzubringen. Zu Coburg erblickt er ihn dann »inn meinem Garten als eine wilde schwartze Saw«, und ein andresmal auf der Veste als feuerige Schlange. Doch er sieht ihn nicht nur: »Der Teufel hat mich wohl oftmals schon bei dem Kopf gehabt.« Ja, Satan setzt ihm derart zu, daß er nicht mehr weiß, »ob ich todt oder lebendig sey«. Er streitet, er rauft Tag für Tag mit ihm, »teglich muß ich ihm tzu Hare ligen«, er steckt mit ihm sogar im Bett, ja, »er schläfet viel mehr bei mir als meine Käthe«. Manchmal freilich wehrt er ihn auch leichter ab, sagt einfach »Leck mich im Arß« oder kann ihn schon »mit einem Fortz verjagen«.
    Überall ist der Leibhaftige hinter ihm her, auch durch seine Büttel. So hält auf dem Reichstag zu Augsburg jeder Bischof so viele Teufel gegen ihn parat, »so viel ein Hund Flöhe hat um St. Johannistag«. Und als er in seinem Todesjahr 1546 nach Eisleben reist, findet er dort seinetwegen wieder solch große Scharen schikanöser Höllengeister vor, »daß die Helle und die ganze Welt ledig seyn muß von allen Teufeln«, ja er glaubt auch da den Fürsten der Finsternis selbst gesehen zu haben.
    Wir erfahren von Luther die sonderbarsten Teufelsberichte; zum Beispiel, daß man in Thüringen acht Hasen gefangen habe, aus denen über Nacht »eitel Pferdeköpfe wurden, so sonst auf Schindleichen liegen«. Viele Geschichten hört er von anderen, selbstredend von glaubwürdigen Personen, nicht wenige satanische Vorkommnisse erlebt er selber. Natürlich blieb ihm nicht unbekannt, daß der Teufel Verträge mit Menschen macht. Einen solchen Teufelspakt, weiß er, hat sein Gegner Doktor Eck geschlossen, ebenso der ihn von Anfang an befeindende Kurfürst Joachim I. von Brandenburg. 29
    Besonders gefährliche Hilfskräfte Luzifers aber sind die Magier, die Hexen.
    Luther benutzt sehr viele deutsche und lateinische Namen für das Wort Hexe (das als solches in seinem Schrifttum, den mehr als hundert Bänden der »Weimarana«, nur neunmal vorkommt). Männer nennt er häufig »Zauberer«, die weibliche Hexe oft »Wettermacher«, »Wettermacherin« und – dies anscheinend seine eigene Wortschöpfung: »Teufelshure«.
    Bekanntlich hat der Reformator von der Frau – nach immerhin eineinhalb Jahrtausenden Christentum – keine sehr hohe Meinung. Schon Evas Sündenfall legt er zum Vorteil des Mannes aus, dem das »Regiment« gehöre, der »höher und besser« sei, dem auch die »Schrift« »mehrere Weiber« heimzuführen gestatte – einem Fürsten erlaubt der Fürstendiener ja auch generös eine Doppelehe! – wohingegen die Frau, »ein halbes Kind«, »ein Toll Thier«, sich »bücken« müsse und verprügelt werden dürfe, tauge sie doch, den Hausputz mal beiseite, »zu nichts«. 30
    So sind es für Luther, wie schon für die Welt vor ihm, und nicht nur für die katholische, vor allem Frauen, die Zauberei und Hexerei üben. Zumal den Schadenszauber schrieb er »eindeutig den Frauen zu« (B. Frank). »Gemeynlich ist das der Weyber natur, das sie ... zewberey und aberglaubens treyben.« Und daß Frauen minderwertig sind, stand für den größten aller Reformatoren so fest wie für die größten Kirchenlehrer der Catholica. Ja, er übertrifft diese noch an Diffamierungsvermögen, er wird so niederträchtig, daß man meinen könnte, er sei beim »Hexenhammer« in die Schule gegangen, den er aber nie erwähnt, vielleicht nicht einmal gekannt hat. Wie auch immer, allen Ernstes behauptet er, die Frauen, »daz wybisch geschlecht«, haben ein ähnliches Verhältnis zum Teufel wie die Männer, die Priester, zu Gott – »kurtz alles das gott befohlen hat den

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