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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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ob,
die Wölfe abzuwehren und für das Heil seines Volkes besorgt zu sein.« 23
    Vorrangig bekämpfte der Reformator das »Meßopfer«. Nicht Opfer nämlich durfte die Messe mehr sein, sondern »ein Zeichen und Testament«, eine Versicherung von Gottes Gnade. Doch sollte man die Änderungen vorsichtig einführen, »ohne Versehrung der Liebe«, sollte niemand vor den Kopf stoßen, wie bei liturgischen Neuerungen überhaupt: »Nichts Sonderliches anrichten und sich nicht wider den Haufen setzen.« Nein, nur keine Gewalt, allein mit dem Wort, mit Predigen, mit »pietas« und »charitas«. »Aber niemand sol man mit den Haren dauon reissen, sondern man soll es Gott heim geben und sein wort allein wirken lassen ...«
    Natürlich nicht unbegrenzt. Ist die Halsstarrigkeit zu groß, ist was zu ändern »oder zu brechen, es sei Bilder« (von den Wittenbergern bereits abgeschafft) »oder was es sei«, so solle man die »ordentliche Gewalt« einschalten. Und spielt auch die nicht mit, wie etwa Friedrich der Weise bei der Abschaffung der Messe am Wittenberger Allerheiligenstift 1523/1524 (von Luther als »Bethaven« verhöhnt, als »Allerteufelskirche«, »Stätte des Götzendienstes«), so zählte selbst der Kurfürst nicht, möchte er auch meinen, daß die von ihm und seinen Vorfahren gestifteten Messen »nit unbillich gehalten würden«.
    Luther machte die leidige Affäre nun zur Gewissensfrage. »Mein Gewissen kann wegen des mir anvertrauten Amtes nicht länger schweigen.« Und die Gewissen seines Anhangs? »Ich rede itzund mit Euern Gewissen: Was geht uns der Kurfürst in solchen Sachen an?« Und muß man Gott nicht mehr gehorchen als den Menschen? Und so insistiert er weiter auf Beseitigung der antievangelischen Greuel, des papistischen Unwesens. Da der Fürst aber vorerst keine Reformen wollte, für einen Aufschub eintrat, in Wittenberg schon »Unwillen genug vor Augen« hatte, auch Luther riet, zunächst einmal selbst zu »thun, was er predigen und lehren thäte«, tat dieser genau das Gegenteil. Er mobilisierte durch entsprechende Predigten Stiftsherren, Professoren, Bürgermeister, Räte, Richter etc. samt allem Volk, die Messe als Gotteslästerung abzuschaffen und des Allerhöchsten Ehre zu retten, »das nit der grewlich zorn Gottes wie ain glyeender bachoffen sich über ewer hinlessigkeit erzürne unnd euch mit sampt den Abgoettischen pfaffen auffs grewlichst straf« – und der Kurfürst fügte sich. 24
    In Sachsen wurden die Katholiken systematisch unterdrückt, Verbannung für nicht Abschwörende war die Regel. Darum hatten sich die Visitatoren bei ihrer »Inquisition« ausdrücklich zu kümmern. Luther rekurrierte in solchen Zusammenhängen gern auf Moses, für den er sonst nichts übrig hatte. Als man aber 1533 Lutheraner aus dem Herzogtum exiliert, donnert er gegen den »herzoglichen Tyrannen«, während er nach dessen Tod, zur Zeit des lutherisch gesinnten Bruders und Nachfolgers Heinrich, bedauert, daß man nicht sofort fünfhundert Pfarrer, noch alle »giftige Papisten«, weggejagt.
    Er wettert wider »die greuliche gotteslästerliche Abgötterei«, will »die Leute um der zehn Gebote willen
zur Predigt getrieben«
sehen und erreicht auch, daß in Kursachsen Predigtbesuch unter Strafandrohung amtliche Vorschrift wird. Der christliche Fürst hat »die
Wölfe
abzuwehren«, »den Wolf aus dem Schaf stall« zu jagen und »
bei seinem Seelenheile ...
den papistischen Gottesdienst zu verbieten«. David (vgl. I 85 ff.!) habe ihm, dem christlichen Fürsten zum Vorbild »falsche Lehrer, Abgöttische, Ketzer müssen vertreiben oder je also das Maul stopfen«.
    Schon 1520 stieß Luther den Schrei aus, warum greifen wir nicht »diese Kardinäle, diese Päpste und das ganze Geschwärm der römischen Sodoma, welches die Kirche Gottes ohne Ende zu Grunde richtet, mit allen Waffen an und waschen unsere Hände in ihrem Blut?« Der Rhein habe nicht Wasser genug, »die Bullenkrämer, die Cardinäle«, »die Buben alle zu ersäufen« – aber bei Ostia das »Wässerlin«, das reicht! Und noch am Ende seines Lebens tobt er in schäumender Wut, man solle doch den Greuel der Verstörung, »ihn selbs, den Papst, Cardinäl und was seine Abgötterei und päpstlicher Heiligkeit Gesindlin ist, nehmen und ihnen, als Gotteslästerern,
die Zungen hinten am Hals heraus reißen
und an den Galgen annageln an der Riegen (Reihe) her, wie sie ihr Siegel an den Bullen in der Riege her hangen ...«
    Gegen die Täufer hatte Luther 1536 das

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