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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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nach mehrmaligen Konfiskationen englischer Besitzungen durch die französische Krone, 1294, 1324 und 1337.
    Dazu kam allerdings ein gewichtiger dynastischer Kriegsgrund: der französische Thronfolgestreit. Nach dem Aussterben des Hauptstammes der Kapetinger 1328 fiel die Krone an die Linie Valois. Doch der englische König Eduard III. (1327–1377) beanspruchte seit 1337 und besonders seit 1340 als Enkel (durch seine Mutter Isabella) König Philipps IV. von Frankreich den französischen Thron gegenüber Philipp VI. von Valois (1328–1350), durch seinen Vater Karl von Valois Enkel König Philipps III. von Frankreich. Den Valois aber behandelte Eduard – als Herzog von Aquitanien, diesem schönen, doch ewig umkämpften Land, einem der Hauptschauplätze des Krieges, lehensabhängig von Frankreich – als Usurpator. Und bis 1802 hielten die Könige von England formell am französischen Königstitel fest. 15
    Der größte Konflikt im spätmittelalterlichem Westeuropa, ein Krieg, dem niemand seine lange Dauer ansah, begann durch eine Reihe von Triumphen derer, die ihn verlieren sollten; begann mit dem Flottensieg der Engländer bei Sluis am 24. Juni 1340, ihrem Landsieg bei Crécy am 26. August 1346 und mit der spektakulären Einnahme von Calais am 3. August 1347. Finanziert wurde der blutige Auftakt durch Kredite des englischen Königs bei Florentiner Banken, die er, da er sie nicht bezahlen konnte, in den Ruin trieb.
    Nach Vernichtung der feindlichen Flotte in der Seeschlacht bei Sluis hieß es, die Fische tranken so viel französisches Blut, daß sie französisch parliert hätten, hätte Gott ihnen Sprachvermögen geschenkt. Von zweihundert Schiffen der Franzosen entkamen nur etwa dreißig. Die Dominanz der Engländer zur See war fortan gesichert.
    Bei Crécy in der Picardie, nahe Calais, wo, noch ohne große Feuerwirkung, schon einige der damals aufkommenden Kanonen ins Gemetzel donnerten, schlachtete man bis in die Nacht. Die Briten, die bereits nach ihrer Landung weit schlimmer als Räuber gehaust, die Teppiche und Juwelen, Vieh, Männer, Frauen fortgeschleppt und gnadenlos die Dörfer verbrannt hatten, ignorierten jetzt auch die »ritterliche« Kampf es weise der Franzosen, die, den Mord auf Distanz verachtend, ihre ganze Hoffnung auf die schwere Reiterei gesetzt.
    Die Engländer dagegen operierten mit ihren leichtbeweglichen Fußkämpfern, vor allem mit den schon seinerzeit berühmten Bogenschützen, die mit Langbogen, noch sehr viel effizienter als Kanonen, bis zu 12 Pfeile pro Minute auf 200 Meter treffsicher abschießen konnten. Unter diesem Pfeilhagel sollen die genuesischen Armbrustschützen der Franzosen in panische Flucht geraten sein, worauf König Philipp VI. auf die Flüchtenden einzuhauen befahl, was das Gefecht zweifellos komplizierte. Dazu wieselten die fingerfertigen Waliser Messerstecher zwischen den zur Erde gestürzten Rittern herum und gaben den oft bewegungslos unter ihren Pferden Liegenden mit ihren langen Klingen den Rest. Viertausend erdolchte Franzosen bedeckten das Schlachtfeld, darunter der Bruder des Königs und weitere Prominente, der Herzog von Lothringen, der König von Mallorca, der blinde König Johann von Böhmen, während sein Sohn Karl, der erwählte römische König und künftige Kaiser, sich noch rechtzeitig davongemacht hatte.
    Und die Bürger von Calais – der Ort war seit Jahrzehnten eine Art Piratennest, mehr vom Kapern englischer Schiffe lebend als vom Handel – verzehrten bereits Mäuse, Ratten, Exkremente, bis sie sich nach elf Monaten ergaben, worauf Calais, ein wichtiger Brückenkopf, zwei Jahrhunderte, bis 1558, bei England blieb. 16

Erbfolgekrieg in der Bretagne

    Feldzüge, Fehden, kleinere Überfälle mit den üblichen Plünderungen, Vergewaltigungen, Zerstörungen, die Politik der verbrannten Erde, dies alles verheerte furchtbar das Land.
    Zum Beispiel der zu Beginn der vierziger Jahre aufflackernde Erbfolgekrieg in der Bretagne, der selber mit seinen späteren Auseinandersetzungen fast vier Jahrzehnte die Region erschütterte. Dabei verquickte er sich, weil die Bretagne französisches Kronlehen war, also der Oberhoheit des Königs von Frankreich unterstand, mit dem Hundertjährigen Krieg. Schlug man hier auch nur wenige größere Schlachten, wurde doch erbarmungslos gekämpft, unentwegte Waffengänge, Reitergefechte und Belagerungen, brennende Städte, ausblutende Agrargebiete, fortgesetzte Schätzungen. Zu einem Teil mußte sich ja jeder Krieg selbst

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