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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Adel die Zehnteinkünfte seiner eignen Kirchen voll begehrte, ergaben sich deshalb mit Königen, Landesfürsten und einer großen Zahl sonstiger Zehntherren gleichfalls häufig Zusammenstöße, wie, beispielsweise, im 13. Jahrhundert in Schlesien zwischen dem Herzog und dem Breslauer Oberhirten Lorenz, den reichsten Grundbesitzern des Landes.
    Bei solchen Auseinandersetzungen gewährte allerdings der Adel, ein in die Augen springender Unterschied, gegenüber den harten Forderungen des Klerus oft wesentliche Zehntnachlässe, etwa in der Mark Meißen, in Brandenburg, Anhalt, wahrscheinlich auch in Thüringen. Sicher verfuhren so die Grafen Schwarzenburg und die von Schweinfurt. Diese bewilligten in Ostfranken ihren deutschen wie slawischen Bauern Entlastungen bis zur völligen Befreiung von Kirchenzehnten. Doch als man nach dem Tod des mächtigen Grafen Otto von Schweinfurt (1057) dessen großes Erbe zerschlug, suchte der Bamberger Bischof die Zehnterleichterungen wenigstens der Slawen zu beseitigen und beschloß auf der Ortssynode 1059, hartnäckige slawische Zehntgegner so lange vertreiben zu lassen, bis sie sich zur Zahlung bereitfanden. Ähnlich erhob seinerzeit der Bischof Gebhard von Salzburg statt des bisher für Slawen gültigen weit geringeren »Slawenzehnt« den vollen Ertragszehnt.
    Durch die Jahrhunderte reißen die Tumulte, Klagen, Wirren wegen der Zehnten nicht ab und stehen im krassen Kontrast zum überquellenden Reichtum der Klöster, der Bischofs- und nicht weniger Adelssitze.
    Doch auch die Armen, die nur von der Hand in den Mund leben, sind nach dem hl. Thomas zur Abgabe verpflichtet. Der Aquinate, neben Augustinus, auf dem seine Soziallehre vielfach fußt, größter Kirchenvater der Catholica, ist vehementer Verdammer des Kommunismus sowohl der Produktions- wie der Verbrauchsgüter und eifriger Verteidiger des Privateigentums, u.a. weil es die Tugend der Freigebigkeit ermöglicht. Ja, ermöglicht! Nicht genug: durch einen gerechten, wohlwollenden Güteraustausch werde erst ein wahrer »Kommunismus« etabliert!
    Nach Carlyle schwebten bei Ausbruch der Französischen Revolution 60000 Zehntverfahren vor den Gerichten. Die Revolution schaffte allerdings diese Art der Ausbeuterei noch am 2. November 1789 ab, das übrige Europa erst im 19. Jahrhundert. Doch ist die einstige Zehntpflicht in einigen Gebieten, besonders Deutschlands, »noch heute Rechtsgrund für eine subsidiäre Baulast« (Lexikon für Theologie und Kirche). 19

Reichtum der Klöster

    Reicher sogar als viele Bischofskirchen – von denen zur Zeit Karls I. Augsburg etwas über 1500 (zu einem Drittel von Leibeigenen bestellte), Salzburg etwas über 1600 Höfe hatte – waren viele Klöster, wirtschaftliche Größen ersten Ranges. Sie fügten sich famos in den florierenden Feudalismus ein und vermehrten sich einfach ungeheuer, und mit ihnen ihr Besitz.
    Die Dominikaner, ein Bettelorden, die 1220 das Gelübde der Armut ablegten, deren Gründer Dominikus im selben Jahr auf dem Generalkapitel das strikte Gebot der Besitzlosigkeit in die Konstitutionen aufnehmen ließ, besaßen schon im nächsten Jahr, 1221, sechzig Klöster. Und nicht von ungefähr hieß es immer wieder von den Mönchen, zumal von den Zisterziensern, sie verdrängten Bauern, Ritter, ja den Klerus. In England war dies geradezu sprichwörtlich – »Böse Nachbarn wie die weißen Mönche«. Allein Bernhard von Clairvaux (der »geistliche Schuft«, sagt Schiller und sagt zu wenig), der Zisterzienser-Propagandist eines großen Marktes (VI 464 ff.!), gründete rund 70 Klöster. 1153, in seinem Todesjahr, zählte der Orden bereits 350, um 1200 schon 530, um 1500 gar 1600 Klöster. (Die Abtei Clairvaux selbst wurde 1792 aufgehoben, 1808 Zuchthaus, die Kirche 1819 abgebrochen.) 20
    Im Mittelalter erreichte der Grundbesitz der Orden – bevor er oft wieder auf diverse Art verschwand – nicht selten immense Ausdehnungen.
    Die Benediktinerabtei Werden an der Ruhr, ihr Landgut wurde um das Jahr 880 auf 22 Fronhöfe und 200 Bauernhöfe (Hufen) geschätzt, stand im Ruf eines armen Klosters. (Eine Hufe, deren Bemessung je nach Gegend stark schwankt, hat eine durchschnittliche Fläche von 13 Hektar. Ein Großgrundbesitz mittlerer Größe umfaßte etwa 300 Hufen, also rund 4000 Hektar.)
    Das Kloster Hersfeld, kurz vor 775 von dem geschäftstüchtigen Mainzer Bischof Lul gegründet, erhöhte innerhalb einer Generation seine ursprünglich 20 Höfe auf 1097 Höfe und 675 Hofstellen (Mansen) in 195

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