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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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die Florentiner Liga zu bröckeln. Die Kriegskosten freilich bedrückten beide Seiten enorm, wenn auch Florenz weniger als den Papst, der jedoch im selben Monat, in dem unter dem Vorsitz von Bernabò Visconti ein Friedenskongreß zusammentrat, starb, am 27. März 1378, nachdem er noch auf dem Totenbett die Rückkehr nach Rom, beeinflußt von »den Prophezeiungen frommer Weiber«, bereut haben soll.
    Wie auch immer, sein Ende hatte den erbitterten Streit der französischen und italienischen Kardinäle zur Folge sowie den Ausbruch des die ganze Kirche spaltenden großen Schismas. 17

5. Kapitel

Das Große Abendländische Schisma (1378–1417 bzw. 1423)
Krieg der Päpste gegeneinander
    »Das Doppelpapsttum spaltete die Christenheit teils nach politischen Aspekten, teils nach rechtlichen Überlegungen in zwei Obödienzen ... Daß sich in beiden Lagern anerkannte religiöse Persönlichkeiten, auch Heilige, fanden, die sich mit aller Energie für ihren Papst einsetzten, zeigt, daß es eben keinen papa indubitatus (K.A. Fink) gab, daß sowohl die historische Frage nach den Umständen der Wahl und Anerkennung wie die kanonistischen Probleme schon für die Zeitgenossen unlösbar waren. So gehörte das Schisma zu den schwersten Krisen der mittelalterlichen Kirche ...«
    Hermann Tüchle 1

    »Die Folge des Schismas war eine ungeheure Verwirrung und Unordnung: gegenseitige Exkommunikation der Päpste samt deren Anhang, erhöhte Bedürfnisse für 2 päpstliche Hofhaltungen, noch größere finanzielle Bedrückung der Christenheit, Streit um Bischofsstühle und andere kirchliche Stellen, die vielfach doppelt besetzt wurden, beängstigende Zweifel, wer der rechtmäßige Papst, Bischof usw. sei.«
    E. Krebs 2

    »Gregor und Benedikt ignorierten die Konzilssentenz und der neue Papst Alexander V. (1409/10) wurde zwar vom größeren Teil der Christenheit, doch nicht allgemein anerkannt: Aus der ›verruchten Zweiheit‹ war eine ›verfluchte Dreiheit‹ geworden.«
    Heribert Müller 3

Ein Monstrum und ein Massenmörder werden Papst
    Anders als die Papstschismata unter Heinrich IV. oder Friedrich I. ist das Große Abendländische Schisma keine durch weltliche Fürsten entstandene, keine von außen aufgezwungene, sondern eine aus der Kirche selbst hervorgegangene Spaltung; sie entbrennt an keinem dogmatischen Problem, sondern allein an der Frage nach dem rechtmäßigen Papst. Und anders als das durch die Doppelwahl von Innozenz II. und Anaklet II. ausbrechende verhältnismäßig kurze Schisma 1130 (VI 428 ff.), das erstmals das gesamte Abendland in Mitleidenschaft zieht, doch nach acht Jahren mit dem Tod Anaklets endet, dauert das gleichfalls ganz Europa ergreifende Große Abendländische Schisma fast vierzig, nach manchen sogar zweiundfünfzig Jahre mit dann nicht weniger als sieben Gegenpäpsten – eine der schwersten kirchlichen Erschütterungen im ganzen Mittelalter, eine Zeit mitunter beinah beispielloser Krisen und Krawalle, wobei oft kaum einer weiß, wer Papst, wer Gegenpapst ist, ja einmal drei Päpste zugleich regieren. 4
    Der Tumult begann bald nach Gregors XI. Tod, begann mit dem am 7. April 1378 im Vatikan zusammentretenden Konklave, dem ersten in Rom seit 75 Jahren. Die Miliz war aufmarschiert, die Stadt abgeriegelt, um die Kardinäle an der Flucht zu hindern. Sechs hatte man ohnedies in Avignon belassen. Die übrigen 16 waren in drei Gruppen gespalten, doch mehrheitlich Franzosen. Das römische Volk aber, eine Rückkehr der Kurie nach Frankreich befürchtend, wollte keinen Franzosen mehr als Oberhaupt der Christenheit.
    So lag Unheil in der Luft, buchstäblich Gewitterstimmung. Ein Blitzschlag hatte kurz zuvor den auserwählten Versammlungsort des hohen Kollegiums getroffen. Die Leute lärmten, drohten, schrien »Romano o Italiano lo volemo!«, die Glocken läuteten Sturm. Die Menge drang schließlich in das Konklave ein, wo die verschreckten Prälaten in der Nacht auf den 8. April nach mehreren, nicht mehr sicher rekonstruierbaren Wahlgängen unter anhaltendem Volksdruck Bartolomeo Prignano, den sechzig Jahre alten Erzbischof von Bari und Vizekanzler der Kurie, gewählt hatten. Sie brachten aber nicht den Mut auf, dies zu gestehen, weil die Römer als Papst einen der Ihren begehrten. So steckten die Kardinäle den greisen Tebaldeschi eiligst in Papstgewänder, setzten den Zitternden auf den Papststuhl und brachten sich, nach allen Seiten, manche bis in die Campagna, auseinanderstiebend, in Sicherheit, während der

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