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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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diesen Verfügungen lavierte der König zwischen Konzil und Papst und schuf so, ohne jede formelle Festlegung, eine gallikanische Nationalkirche. Die von Frankreich an die Kurie gelangenden Gelder gingen darauf um 20 Prozent zurück.
    Dessen ungeachtet introduzierte Eugen IV. gegenüber dem korporativen Verfassungsprinzip den Triumph der antikonziliaristischen papalen Idee. Er löste das Konzil im Dezember 1431 auf, anerkannte es zwar, in Italien militärisch massiv bedrängt, zwei Jahre später unter demütigenden Wendungen erneut, verlegte aber die Versammlung als Gegensynode erst nach Ferrara, dann nach Florenz. Und von dort aus beleidigte man die Basler Prälaten als »Bettlerpack, vulgäre Kerle vom niedrigsten Bodensatz des Klerus, Abtrünnige, blasphemische Rebellen, Gotteslästerer, Galgenvögel, Männer, die ohne Ausnahme nur verdienen, zum Teufel zurückgejagt zu werden, von dem sie gekommen sind«.
    Das derart denunzierte Rumpfkonzil in Basel setzte den Papst am 25. Juni 1439 als Schismatiker und Häretiker ab, forderte jedoch vergeblich ein bewaffnetes Einschreiten gegen ihn und wählte am 5. November einen anderen Pontifex, womit man ein neues Schisma hatte. 9
    Felix V. (1439–1449), wie sich der verwitwete Herzog Amadeus VIII. von Savoyen, ein Laie, nun nannte, wurde der bisher letzte Gegenpapst. Während seiner Amtszeit meist in Lausanne residierend, hatte er offenbar mehr erhofft. Er sah sich ungenügend mit Pfründen und Rechten ausgestattet, bekam zudem selbst Probleme mit dem radikalen Konziliarismus der (seit Sommer 1448 in Lausanne tagenden) Basler Synodalen, die ihrerseits wieder finanziell und politisch enttäuscht von Papst Felix waren. Kurz vor der am 25. April 1449 beschlossenen Auflösung des Konzils trat er zurück. Nikolaus V. (1447–1455) ernannte den Exrivalen zum Kardinalbischof von Sabina, zum ständigen Legaten für Savoyen, für den Bereich seiner einstigen Obödienz, und erkannte ihm aus der apostolischen Kammer eine hohe lebenslange Rente zu, die er freilich nicht lang genoß. Schon am 7. Januar 1451 starb er in Genf als »Einsiedler« (Knöpfler), vermutlich der reichste Einsiedler, der je gelebt. 10

Großes Köpferollen unter Kardinal Giovanni Vitelleschi, dem »geliebten Sohn« des Papstes

    In Italien, von Tumulten und Waffengängen überwogt, die das Land noch fast hundert Jahre heimsuchen sollten, stritt inzwischen Papst Eugen IV. (dessen Sippe eine große Rolle im mittelmeerischen Tuchgeschäft spielte, doch auch mehrere Prälaten stellte) zunächst an der Seite von Venedig und Florenz, den größten Handelszentren. Hauptgegner: Mailand und Neapel, vor allem Filippo Maria Visconti, der Herzog von Mailand, aber auch die Colonna, die Nepoten seines Vorgängers, die er, der Nepot Gregors XII., und selbst wieder eifriger Förderer der eigenen Nepoten Giovanni Francesco und Marco, noch im Mai 1431 bannte und im Kirchenstaat sogleich mit Krieg überzog.
    Martin V., der Vorgänger, hatte seine Verwandten mit gewaltigen Gebieten beglückt, die ihnen nun der Nachfolger wieder entriß, wobei in Rom durch einen »Hochverratsprozeß« über zweihundert Menschen umkamen, teils im Kerker, teils auf dem Schafott. Die Colonna, die Eugen zu ermorden planten, der Visconti, das Konzil von Basel, sie alle hatten den Aufstand gegen ihn geschürt, die Römer wieder einmal die Republik ausgerufen. So mußte der Papst in entwürdigender, doch angemessener Weise und trotz seiner Verkleidung als Mönch erkannt, verfolgt, beworfen und beschossen im Juni 1434 mit dem Seepiraten Vitellius von Ischia in einem Kahn auf dem Tiber fliehen. 11
    Während seines neunjährigen Exils, zumeist in Florenz, führte in Rom und dem Kirchenstaat Giovanni Vitelleschi, sein »geliebter Sohn«, ein einstiger »Räuberhauptmann« (Kühner) und zeitlebens »grausamer, skrupelloser Kriegsmann« (Seppelt), den er 1437 zum Kardinal ernannte, ein Terrorregiment. In langjährigen Kämpfen rottete er aus, was ihm widerstand. Mit Feuer und Schwert, mit 4000 Reitern und 2000 Fußknechten rang er seine Gegner nieder, ließ ihnen reihum die Köpfe abschlagen, gelegentlich einen, den Grafen Antonio Scantino, an einem Olivenbaum hängen, einen anderen, einen gewissen Poncelletto, durch Rom schleifen, mit glühenden Zangen zwicken, dann vierteilen, den Abt von Monte Cassino im Kerker krepieren; er ermordete aber auch mit eigener Hand Pietro Gentile, den er nach Recanati gelockt und erwürgt hat – und gewann den Kirchenstaat

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