Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt
aus der Menschenmenge im Tal herausgeschossen haben?
Oder lag er drüben zwischen den Felsen auf der Lauer?
Oder graste er, getarnt mit dem Fell eines Schafes, harmlos in der Herde? So hatten sich die Indianer auf der Büffeljagd an die Bisons angeschlichen, getarnt unter dem Fell von Kojoten …
Sepp Donner holte mich aus meinen wirren Giftpfeil-Fantasien heraus.
»Wir laffen ihn fuchen. Ich fordere eine Hundeftaffel an. Und jetft geh’n wir einen heben!«
Er deutete auf das Festzelt im Tal und marschierte los. Eigentlich hatte er recht.
Ich blieb noch einen Augenblick zurück. Ein weiterer Gedanke war mir gekommen. Sollte sich am Ende wieder Gift am Mundstück finden? Wie einst bei Langfried Schieber? Ich ging zu der Trompete und hob sie auf, doch der Geruch, der dem Mundstück anhaftete, war eher der nach abgestorbenen Kaulquappen als nach Zyanid.
Nein, diesmal musste der Mörder anders vorgegangen sein. Trotzdem übergab ich die Trompete Smrt. Sollte er doch nach Giftspuren auf dem Mundstück suchen!
Es stand außer Frage: Das Verschwinden des Trompeters stellte uns alle vor ein Rätsel, das noch viel größer war, weil die Rolle des Vermissten nicht klar definiert werden konnte. War er der Zeuge, der beseitigt worden war oder der Täter, der sich geschickt davongemacht hatte?
Welche Rolle spielte Elvis-Leonid Vraungnechd?
Ich beschloss, seinen beiden Kollegen ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Immerhin standen sie zum Zeitpunkt seines Verschwindens unmittelbar neben ihm.
Außerdem musste ich Libuše wiedersehen. Immerhin trug sie noch ein Geheimnis mit sich herum, hinter das ich unbedingt zu kommen trachtete: Weiß ich, wer ist Merdär …
Hühnervögel
Ich fand fast die komplette überlebende Plasma-Besetzung am Trog, wohin sie das bekannte Signal – zweimal lang, viermal kurz, einmal lang – schon vor einer halben Stunde gelockt hatte.
Bandleader Pepe Plasma saß neben Constanze Voorte-Singh, die – ganz in Schwarz gekleidet und mittels schwarzer Ringe unter den Augen – ihrer Trauer um den verblichenen Duettpartner sichtbar Ausdruck verlieh.
Diese Trauer wurde sicher überschattet durch die Sorgen um ihre Zukunft, denn dass sie ohne Vico Lahla eben nur ein halbes Gesangsduo war, und ihr die jüngere und – unter uns gesagt – auch attraktivere und gesanglich glänzendere Sängerin Libuše Kabelková ganz sicher den Rang ablief, wusste die Voorte-Singh ganz genau. Schon deshalb schien es mir relativ unwahrscheinlich, dass sie etwas mit dem Tod des Sängers zu tun hatte. Obwohl – ich verdrängte das immer wieder aus meinen Hirnwindungen – der Anschlag auf Vico Lahla ja eigentlich mir gegolten hatte.
Während sich in meinem Unterleib ein leichter Harndrang bemerkbar machte, rieselte mir ein leiser Schauer über den Rücken, denn noch war ich ja am Leben, und so hatte es der unbekannte Mörder vielleicht ja noch immer auf mich abgesehen?
Wie von selbst blieb just bei diesem Gedanken mein Blick an Libuše Kabelková hängen. Sie wich meinem Blick aus, vertiefte sich wie auf Kommando in eine Plauderei mit Vlad Vell, der neben ihr saß und mit zwei Besteckteilen eine neue rhythmische Variante der von ihm komponierten Gabelpolka probte. Ich unterdrückte meinen Blasendruck und versuchte ein paar Brocken des Gesprächs aufzuschnappen.
Doch Libuše fing meinen neugierigen Blick auf und flüsterte ihm etwas ins abstehende Ohr, wobei seine Augen hastig zu mir stierten, er mich – wie mir schien – boshaft anlächelte und ich wieder den Eindruck hatte, in seinen Mundwinkeln die Eckzähne Graf Draculas aufblitzen zu sehen. Ich starrte auf Messer und Gabel in seiner rechten Hand, die er mit spielerischen Fingerbewegungen klappern ließ.
Ramtata-tamtata-tam-tataa. Ramtata-tamtata-tam.
Der Polkarhythmus war nicht zu überhören, und mir fiel ein, dass mir Heini Blättle von einer unvollendeten Komposition des rumänischen Drummers erzählt hatte, bei der er Messer als Rhythmusinstrumente einzusetzen gedachte.
Ich erinnerte mich an einen Fall, in dem ich vor einigen Jahren ermittelt hatte. Der Messerwerfer eines Kleinzirkus hatte bei der Vorstellung aus Versehen seine Partnerin getroffen, und sie hatte ihm eine mörderische Absicht unterstellt. Er hatte bei seinen Vorübungen ähnlich mit den Waffen geklappert wie jetzt Vlad Vell und mir gesagt, dass er dadurch eigentlich die Klingen schärfe.
Sollte der Schlagzeuger Ähnliches im Schilde führen? Was, wenn ihm während der
Weitere Kostenlose Bücher