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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Musikanten einen Weg zu bahnen.
    Man muss dazu wissen, dass der gemeine Zitherer oder auch der Hackbrettist nie aus dem Haus geht, ohne die halbe Wohnungseinrichtung mit einzupacken. Dies tut er nicht freiwillig, sondern bedingt durch sein Instrument, das eben nicht nur einfach wie eine Klarinette oder ein Tenorhorn frei schwebend gespielt werden kann, sondern eine waagrechte Ablage benötigt. Diese bringen Zitherer und Hackbrettisten zu jedem Auftritt individuell mit, meist in Form eines Nacht- oder Campingtisches, bei größeren Instrumenten auch Küchentisch oder Werkbank, jeweils auf die Sitzhöhe des Spielers zugeschnitten.
    Passend dazu war auch ein Hocker oder Klappstuhl im Gepäck und natürlich ein Stimmschlüssel, mit dem die Zither in die jeweils gewünschte Stimmung – von heiter bis traurig – versetzt werden konnte. Nur mittels dieser Ausrüstung konnten die Saiten ordentlich schwingen und beim Hörer den Wohlklang hinterlassen, den wir alle aus dem Harry-Lime-Thema im Ohr haben.
    Irgendwie passte gerade die Zither hervorragend zu einer Beerdigung, so empfand ich das zumindest, während die Zitherer, mit ihren Möbeln und Instrumenten bepackt, mir widerwillig Platz machten. Was wäre die herzerweichende Melancholie der Friedhofsszenen bei der Beerdigung von Harry Lime ohne den unvergleichlichen Klang der Zither?
    Und war sie nicht durch ihre waagrechte Spielweise geradezu prädestiniert dafür, auf einem Sarg zu liegen und dem Verblichenen durch das Schwingen der Saiten die letzte Reise rhythmisch zu gestalten?
    So war für mich die Zither – analog zur Orgel in der Kirche – die eigentliche Königin der Gruft. Ich fand mich darin übrigens bestätigt, als ich vor einigen Jahren der Beerdigung eines mir befreundeten Musikanten beiwohnte, den seine Frau ebenso erfolgreich ins Grab gebracht hatte wie zuvor seine beiden Vorgänger. Nie zuvor hatte ein in Moll von der Zither intonierter Titel treffender zu den Tränen einer dreifachen Witwe gepasst wie der Dritte Mann .
    Ich hatte mich mit Ellbogen- und Schienbeintreten zwischen den Zitherspielern und ihrem Hausrat durchgekämpft und sah gerade, wie die beiden Flügelhornisten sich etwa zehn Meter vor mir einem roten Opel Astra Combi näherten, den sie offensichtlich als Fluchtfahrzeug benützen wollten. Jetzt galt es zu handeln!
    Ich nahm meine Finger zu Hilfe und stieß einen schrillen Pfiff aus. Die Köpfe der beiden fuhren herum, sie erkannten mich und rannten los. Ich hinterher!
    Sie hatten nach wenigen Metern ihren Wagen erreicht, rissen die Türen auf, warfen ihre Instrumente hinein und sich auf die Sitze. Ich hörte das Zuschlagen der Türen und wusste, dass ich nur noch eine Chance hatte, sie am Verlassen des Parkplatzes zu hindern:
    Die sportliche Zeit bei den Diskuswerfern meines heimatlichen Leichtathletikvereins, Allgemeine Leichtathletik und Diskus-Initiative ALDI St. Agath-Christi e.V. sollte sich endlich bezahlt machen. Nicht umsonst war ich drei Mal vierter und einmal fünfter Vizebezirksdiskuswurfmeister in der Regionalliga II gewesen.
    Ich entriss dem Zitherer, den ich gerade noch überholt hatte, seinen Instrumentenkoffer, öffnete das Schloss und wog die Zither wie ein breites Brett schwer in beiden Händen.
    Ich hielt das Saiteninstrument wie eine riesige Diskusscheibe und schleuderte es zielgerichtet auf das Dach des Combis, auf dem es wie ein Eisstock auf dem Schlittschuhfeld entlangschlitterte, um schließlich auf der Windschutzscheibe talwärts zu rutschen und über dem Scheibenwischer scheppernd liegen zu bleiben. Wie der Äolsharfen Laut tönten die Saiten lustig im Wind.
    Auf diese Weise seiner Sicht beraubt, hatte Jantje, der am Steuer saß, keine Chance, den Opel auszuparken, und hämmerte fluchend auf das Lenkrad. Ich riss die Fahrertür auf und packte ihn am Oberarm.
    »Nein!«, schrie er und starrte mich mit angstverzerrtem Gesicht an, »tu mir nichts! Ich habe Kind und Frauen!«
    Doch ich hörte nicht auf sein Gewinsel, kurbelte an der offenen Fahrertür einen Spaltbreit die Fensterscheibe herunter und ließ ihn die Finger von innen bis zu den zweiten Gelenken hindurch stecken. Jetzt kurbelte ich wieder hoch, bis sich seine Fingerspitzen weiß verfärbten. Solchermaßen eingeklemmt konnte er unmöglich fliehen, bis ich mich um seinen Komplizen gekümmert hatte.
    Der war sitzen geblieben und starrte mich mit hochrotem Kopf an.
    »Das habt ihr euch wohl so gedacht!«, sagte ich, nachdem ich auf dieselbe Weise

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