Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)
oder drei Redouten, aber der Ort wird nur von so etwas wie einer lockeren, nicht gut erhaltenen Parkmauer umschlossen. Ich bin sicher, ich könnte so gut wie ohne Verluste bei Nacht oder eine Stunde vor Tagesanbruch hineingehen, wenn sich die übrige Streitmacht zwischen dem Meer und diesem Hügel befände. Wir könnten unsere Rucksäcke zurücklassen und sogar am hellichten Tag hineinlaufen und nur ein paar Schüsse riskieren, wenn wir an den Redouten vorbeikämen.
Burgoyne, der sich vorher für einen raschen Angriff ausgesprochen hatte, war nun anderer Meinung. Er fürchtete, zu viele Männer zu verlieren, und bestand darauf, vor einer Attacke die Feuerkraft des Feindes durch Belagerungsgeschütze zu schwächen. Die Franzosen schlossen sich seiner Meinung an. Deshalb begannen die Alliierten nun mit der langsamen Prozedur, Belagerungskanonen von den Schiffen zu holen und die Anhöhen hochzuziehen. Endlose Probleme ergaben sich durch die britischen Geschütze, von denen viele zerlegt werden mussten, bevor man sie ausladen konnte. »Es ist äußerst mühsam gewesen, unsere schweren Schiffskanonen in Position zu bringen«, schrieb Hauptmann William Cameron von den Grenadier Guards seinem Vater.
Die Schiffsgeschütze müssen zerlegt werden, genau wie die Lafetten, die sich mit ihren kleinen Laufrollen nicht von allein bewegen, während die üblichen Belagerungskanonen, so wie sie sind, an ihre Plätze geschoben werden können. Wir haben gerade eine Batterie von fünf 68-Pfund-Geschützen mit jeweils 95 Zentner Gewicht fertiggestellt – sämtlich Schiffskanonen, die mehr bewirken werden als jede Batterie, von der man bei einer Belagerung gehört hat. Das Gelände ist schrecklich felsig, weshalb ein großer Teil der Erde für die Brüstung von unten mitgenommen werden muss. 10
Es dauerte achtzehn Tage, bis die Geschütze endlich an ihrem Platz waren, so dass die Russen entscheidende Zeit gewannen, um ihre Stellung auszubauen.
Während die Briten ihre Kanonen auf die Anhöhen schleppten, hoben die Franzosen Gräben aus und bewegten sich allmählich in Zickzackformation auf Sewastopol zu, wobei sie von der russischen Artillerie beschossen wurden. Die Aushebung des ersten Grabens war am gefährlichsten, da man kaum einen Schutz vor den russischen Kugeln hatte. Mit Schaufeln und Spitzhacken ausgerüstet, kroch die erste Schicht von 800 Mann im Dunkel der Nacht nach vorn und benutzte Felsen als Deckung, bis man sich der Fahnenmast-Bastion von Sewastopol auf weniger als einen Kilometer genähert hatte. Dann begannen die Soldaten, sich an Linien entlang, die ihre Kommandeure gezogen hatten, im Boden einzugraben, wobei sie das Erdreich in Gabionen als Schutz vor sich aufhäuften. In jener Nacht vom 9. auf den 10. Oktober war der Himmel klar und der Mond schien, doch ein Nordwestwind trieb die Schürfgeräusche von der Stadt weg, und als die schläfrigen Russen die Franzosen in der Morgendämmerung endlich entdeckten, hatten diese bereits eine geschützte Grabenanlage von 1000 Meter Länge ausgehoben. Unter schwerem Beschuss setzten 3000 französische Soldaten die Arbeit fort, legten jede Nacht neue Verschanzungen an und reparierten von den Russen beschädigte Gräben gleich am folgenden Tag, während Granaten und Mörsergeschosse an ihren Köpfen vorbeipfiffen. Am 16. Oktober hatte man die ersten fünf französischen Batterien mit Säcken voll Erde und Holz für die Palisaden sowie mit verstärkten Schanzkleidern und Brüstungen fertiggestellt und über 50 Geschütze (Kanonen, Mörser und Haubitzen) auf erhöhten Plattformen angebracht. 11
Nach den Franzosen machten sich die Briten an ihre Schanzarbeiten und bauten ihre ersten Batterien auf dem Grünen Hügel (der Linke Angriff) und dem Woronzow-Hügel (der Rechte Angriff), die eine tiefe Schlucht voneinander trennte. Schichten von 500 Mann auf beiden Angriffsseiten arbeiteten pausenlos, während mehr als doppelt so viele Soldaten sie vor den Russen schützten, die nachts Ausfälle machten. »Ich habe heute Morgen um 4 Uhr, nach 24 Stunden in den Gräben, dienstfrei«, schrieb Hauptmann Radcliffe vom 20. Regiment an seine Angehörigen.
Als wir uns unter der Brustwehr befanden, die über Nacht aufgeschüttet worden war, waren wir recht gut gedeckt, mussten uns jedoch ständig hinlegen, denn dies war natürlich Tag und Nacht das Ziel der feindlichen Artillerie, da wir den Graben erst halb fertiggestellt hatten. Ein paar Männer, den Kopf ein paar Zoll über der Brustwehr,
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