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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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panslawistischen Ambitionen für den Balkan konzentrierten sich zunächst auf Serbien, wo die erneute Thronbesteigung des europäisierten, aber autokratischen Fürsten Mihailo im Jahr 1860 als Sieg für die Russen und als weitere Niederlage für die Österreicher galt. Gortschakow unterstützte die serbische Bewegung zur Befreiung von den Türken, da er fürchtete, dass die Serben, wenn sie ihre Unabhängigkeit auf eigene Faust errangen, unter österreichischen oder westlichen Einfluss geraten könnten. In einem Schreiben an den russischen Konsul in Bukarest unterstrich der Außenminister, dass »unsere Politik im Osten hauptsächlich darauf abzielt, Serbien materiell und moralisch zu stärken und ihm die Möglichkeit zu verschaffen, an der Spitze der Balkan-Bewegung zu stehen « . Ignatjew ging noch weiter und forderte eine umgehende Lösung der Orientalischen Frage mit militärischen Mitteln. Er nahm einen Vorschlag Mihailos auf und drängte die russische Regierung, die Serben in einem Krieg gegen die Türken zu unterstützen und ihnen bei der Gründung einer Konföderation mit den Bulgaren zu helfen, der sich Bosnien, Herzegowina und Montenegro anschließen könnten.
    Unter panslawistischem Druck erhöhte das russische Außenministerium seinen Einsatz für die serbische Bewegung. Nach einer türkischen Bombardierung von Belgrad im Jahr 1862 beriefen die Russen eine Sonderkonferenz der Unterzeichnerstaaten des Pariser Vertrags in Kanlidze bei Konstantinopel ein und brachten es 1867 schließlich fertig, die letzte türkische Garnison aus Serbien entfernen zu lassen. Es war der erste große diplomatische Erfolg seit dem Ende des Krimkriegs. Dadurch ermutigt, unterstützten die Russen den serbischen Versuch, einen Balkanbund zu schaffen. Serbien schloss ein Militärbündnis mit Montenegro und Griechenland und einen Freundschaftspakt mit der rumänischen Führung; außerdem knüpfte es engere Beziehungen zu kroatischen und bulgarischen Nationalisten. Die Russen subventionierten die serbische Armee, doch als Miljutin sie inspizieren ließ, fand man sie in einem kläglichen Zustand vor. Dann, im Herbst 1867, gab Fürst Mihailo die serbischen Kriegspläne gegen die Türken auf, was Russland veranlasste, seine Kriegskredite zu sperren. Die Ermordung Mihailos im Juni darauf besiegelte das Ende der russisch-serbischen Kooperation und den Zusammenbruch des Balkanbundes. 46
    Die folgenden sieben Jahre waren ein Zeitraum relativer Ruhe auf dem Balkan. Die kaiserlichen Monarchien Russland, Österreich-Ungarn und Deutschland (der Dreikaiserbund von 1873) garantierten die Erhaltung des Status quo in der Region. Die offizielle russische Politik in diesen Jahren basierte auf einem konsequenten Bekenntnis zum europäischen Gleichgewicht der Kräfte, und in diesem Rahmen erzielte Gortschakow auf einer Konferenz der europäischen Mächte in London im Jahr 1871 einen großen diplomatischen Erfolg, nämlich die Annullierung der Schwarzmeerklauseln des Pariser Vertrags. Inoffiziell zielte die russische Politik jedoch weiterhin darauf ab, die panslawistische Bewegung auf dem Balkan zu fördern – eine Politik, die Ignatjew von der russischen Botschaft in Konstantinopel aus mit Hilfe der Konsulate in den Balkanhauptstädten koordinierte. In seinen Memoiren, die er am Ende seines langen Lebens im frühen 20. Jahrhundert schrieb, erklärte Ignatjew, dass es in den 1860er und 1870er Jahren seine Absicht auf dem Balkan gewesen sei, den Pariser Vertrag auszulöschen, das südliche Bessarabien zurückzuerobern und die türkischen Meerengen zu kontrollieren, entweder direkt durch militärische Eroberung oder indirekt durch einen Vertrag – wie vor dem Krimkrieg – mit einer abhängigen Türkei. »All meine Aktivitäten in der Türkei und unter den Slawen « , bekannte er, »wurden motiviert durch … die Auffassung, dass nur Russland die Balkan-Halbinsel und das Schwarze Meer regieren könne … Der Expansion von Österreich-Ungarn sollte Einhalt geboten werden, und die Balkanvölker, besonders die Slawen, sollten ihren Blick ausschließlich auf Russland richten und ihre Zukunft von ihm abhängig machen .« 47
    Im Sommer 1875 breiteten sich Aufstände der Christen gegen die türkische Herrschaft von der Herzegowina in Richtung Norden nach Bosnien und dann nach Montenegro und Bulgarien aus. Die Aufstände waren durch eine empfindliche Steuererhöhung ausgelöst worden, welche die türkische Regierung den christlichen Bauern auferlegte, nachdem

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