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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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  …? Das war ja das Problem: Sie wusste nicht, wie sie sich fühlte. Vielleicht hätte Opa Trouble es gewusst, aber sie nicht. Alles war zu neu, zu fremd, zu furchterregend. Sie wusste allerdings, was Opa Trouble an ihrer Stelle gesagt hätte. »Eine Menge Leute haben heute Großes geleistet. Wie gehe ich vor, um sie für Orden zu empfehlen, Sir? Alle auf diesen Lkw haben einen verdient.«
    Der Colonel tat einen tiefen Schluck aus seinem Glas. »Und sie werden alle die Hilfseinsatzmedaille erhalten.«
    Kris hätte beinahe ihr Glas an die Wand geschleudert. »Verdammt, Sir, die erhält man schon, indem man auf Wardhaven auf dem Hintern sitzt und die Hilfsgüterkisten zählt! Meine Leute waren draußen im Schlamm, wurden beschossen, waren eins zu acht in der Unterzahl   – in der besten Tradition unsererblutigen Dienstgattung   … Sir.« Sie beendete ihre kleine Tirade mit einem größeren Schluck als geplant. Weißglühendes Feuer versengte ihr den Bauch. Wenigstens fühlte sich dieser Schmerz gut an. Nach diesem Tag sollte ihr irgendetwas wehtun.
    Der Colonel nahm einen weiteren Schluck. »Ich weiß, Kris. Aber war es denn ein Kampf?«
    »Ich weiß nicht, was zum Teufel es sonst gewesen sein könnte, Sir. Wenn das kein Kampfeinsatz war, dann hat jemand vergessen, das den verdammten Kugeln zu erklären!«
    Er nickte. »Ich weiß. Sind Sie also bereit zu erklären, dass diese Bürger einen bewaffneten Aufstand gegen die rechtmäßige Regierung Olympias führen?«
    Kris blinzelte zweimal, als sie diesen Satz hörte, versuchte dessen Bedeutung zu fassen und gab das als hoffnungsloses Unterfangen auf. Sie zog sich in einen Schluck von ihrem Drink zurück. »Ich habe hier noch nicht viel ›rechtmäßige Regierung‹ gesehen.« Sie sprach die Worte bitter aus. »Wo steckt die?«
    »Irgendwo hier in der Gegend.« Der Colonel schwenkte unbestimmt sein Glas. »Sie haben hier gerade mal ein Parlament. Der hiesigen Verfassung gemäß kann das nur alle drei Jahre zu einer sechswöchigen Sitzung zusammentreten. Die letzte fand vor dem Vulkanausbruch statt. Die nächste kann erst in anderthalb Jahren eröffnet werden, es sei denn, es gäbe Neuwahlen. Möchten Sie in diesem Chaos Wahlen veranstalten?«
    »Es müssen doch Vorkehrungen für einen solchen Schlamassel getroffen worden sein.« Kris erinnerte sich, wie ihr Vater Wardhavens Gesetze manipuliert hatte, um zu bekommen, was er wollte. Sie stutzte. Sie musterte den Colonel.
    »›Die beste Regierung regiert am besten nicht‹«, zitierte er finster. »So lautet der erste Satz der Verfassung Olympias. Exakt einhundert Seiten Gesetzestext sind zugelassen. Größe der Seiten, Seitenränder und Schriftgröße sind genau angegeben, um zu verhindern, dass diese Regel unterlaufen wird. Die Gründerder hiesigen Kolonie beharrten eisern darauf, sie wollten keine große Regierung haben. Keinen Verwaltungschef, keinen Premierminister, nur eine gesetzgebende Versammlung und ihre Gesetze.«
    »Wer hat dann die Society zu Hilfe gerufen?«
    »Wie ich es verstanden habe, kennt einer der Großfarmer im Norden jemanden in der Regierung von Wardhaven. Wardhaven hat diesen Einsatz im Senat unterstützt. Vielleicht ein Verwandter von Ihnen?«
    »Mütterlicherseits«, knurrte Kris und spülte sich den Mund mit Whiskey. »Jemand von Vaters Seite hätte sich das alles besser überlegt. Mal sehen, ob ich es richtig verstehe: Wir sind hier, um eine Regierung zu unterstützen, die praktisch nicht existiert, und man kann die Leute, die auf uns geschossen haben, nicht als Rebellen einstufen, weil nicht genug Staat existiert, gegen den man rebellieren könnte.«
    »Verstehen Sie jetzt allmählich, warum ich an meinem Schreibtisch eingeschlafen bin, als ich versuchte, einen Ansatz zum Umgang mit diesem Sack voll Schlangen zu finden?«
    Kris hatte noch nie erlebt, dass ein Senioroffizier so knapp daran vorbeischrammte, ein Scheitern kühn einzugestehen. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, nahm sie einen tiefen Schluck von ihrem Whiskey und wechselte das Thema. »Wir müssen mehr Konvois auf die Straße bringen, Sir. Die Menschen da draußen hungern. Erwachsene essen Gras, aber Kids haben nicht den Magen dafür.« Da: Das war jetzt etwas, was sie mit beiden Händen greifen konnte.
    »Habe ich schon in die Wege geleitet. Liens Mechaniker haben bis morgen fünfzehn Lkw einsatzfähig. Ich denke, wir machen daraus drei Konvois.«
    »Welchen soll ich kommandieren?«, fragte Kris und verfolgte, wie der

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