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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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attackierte. Durch die regentropfenden Verstärkungsgläser versuchte Kris, vor ihr Gestalten zu erkennen; Wärmebilder, Bewegung, Feuer. Es traf jedoch nur ein Kaleidoskop aus Licht und Dunkelheit ein, in dem sie keinerlei Sinn erkennen konnte.
    »Ma’am. Hier ist Petro. Ich habe die vorderste Position. Ich denke, ich erkenne einen unserer Leute vor mir.«
    »Späher eins, sehen Sie uns schon?«
    Nach einer Unterbrechung: »Negativ, Ma’am.«
    »Legen wir eine weitere Baumreihe zurück«, befahl Kris.
    »Petro, Ma’am, vor mir sieht es eindeutig nach Navy aus. Er schießt nach links, und ich entdecke eine Menge feindliches Feuer aus dieser Richtung.«
    »Ich sehe Sie jetzt«, gab Späher eins bekannt.
    »Okay. An alle, laden Sie ein volles Magazin«, befahl Kris, »und halten Sie ein zweites griffbereit. Jemand ohne Muni?«
    Darauf erhielt sie keine Antwort.
    »Auf mein Zeichen decken Sie sie ordentlich ein und schießen einen Ladestreifen völlig leer. Dann laden wir nach und stürmen los. Noch Fragen?«
    Keine.
    Kris führte selbst einen frischen Ladestreifen ein. Danach hatte sie noch einen Streifen mit 200 Geschossen in Reserve, dazu den Restbestand des angebrochenen Magazins, das sie gerade aus der Waffe genommen hatte. Das versprach, knapp zu werden.
    »Auf mein Zeichen. Drei, zwo, eins, los!« Ringsherum erwachte der Wald mit so etwas wie einer Dauerexplosion zum Leben. Wie Presslufthämmer aus der Hölle hämmerten die Gewehre in durchgängigen Schwenks durch die Luft, durch Holz, durch Fleisch. Kris hatte schon von irren Minuten gelesen. Das M-6 benötigte keine Minute, um einen Ladestreifen mit 200 Pfeilen leer zu feuern. Der Geschosshagel der zehn Soldaten unter Kris hob die irre Minute auf ein ganz neues Niveau des Wahnsinns und behielt noch dreißig Sekunden Wechselgeld übrig.
    Kris’ Waffe klickte, als die Kammer leer blieb. Sie riss den alten Ladestreifen heraus und hämmerte einen neuen hinein. »Angriff!«, rief sie und sprang dabei auf. »Auf sie!«, brüllte sie. »Los, los! Auf sie!« Ein Gebrüll kam übers Netz, das nichts aussagte und nur von Wahnsinn kündete, während ihrem Befehl Folge geleistet wurde.
    Hier und dort drückten sich Überlebende der vernichtenden Salve zitternd an den Boden und versuchten, die Hände zu heben. Ein Mann stand auf den Beinen und brüllte den anderen zu, sie sollten ihm folgen. Kris nahm ihn in die Zielerfassung, aber er wurde aus so vielen Richtungen getroffen, dass er gar nicht hinfallen konnte, sondern einen makabren Tanz aufführte; bereits tot, aber unfähig zu stürzen. Die Banditen weiter hinten waren auf der Flucht. Die meisten hatten schon die Waffen weggeworfen. Aber nicht alle. Kris schaltete ihr Mikro ein.
    »Wer eine Waffe trägt, wird erschossen!«, dröhnte es durch den Wald und übertönte Regen und Wind. »Werft eure Waffen weg, und euch geschieht nichts. Behaltet sie, und ihr sterbt.«
    Die meisten derer, die mit Waffen flüchteten, brauchten nur eine Sekunde, um ihren Fehler zu korrigieren. Ein paar taten es nicht. Vielleicht waren sie zu verwirrt, um zu registrieren,was sie nach wie vor in der Hand hielten. Vielleicht waren es auch die Rädelsführer, die ohnehin nicht auf die Idee kommen mochten, sich unbewaffnet der Welt zu stellen. Es blieb keine Zeit für eine Umfrage. Kris und weitere Scharfschützen streckten sie rasch nieder. Ein paar bewaffnete Flüchtlinge, die nicht gleich als Erste starben, nutzten den zusätzlichen Augenblick, um ihren Fehlgriff zu beheben. Andere taten es nicht. Mehr Menschen starben.
    »Das Spionauge sendet wieder«, ertönte es leise in Kris’ Ohr und erinnerte sie daran, dass sie hier eigentlich das Kommando führte. Widerstrebend senkte sie das Gewehr, nahm den in ihr tobenden Blutdurst an die Kandare und bemühte sich um die Ruhe, die ein Befehlshaber brauchte. Sie nahm zwei tiefe Atemzüge, während sie den Datenleser aus der Tasche zog. Regen und Schlamm spritzten auf das Gerät; Kris suchte unter einem Baumwipfel Deckung und kauerte sich an den dünnen Stamm.
    Entlang der ganzen Kampflinie flüchteten die Banditen vor ihren Truppen und strebten zu den Hügeln im Westen des Walnusshains. Es sah danach aus, dass sie schnurstracks Kurs auf einen Fluss und die Deckung seines baumbestandenen Grabens nahmen. Sie konnte sie mühelos von dort fernhalten. Dann fiel es ihr wieder ein; hier ging es nicht darum, dem Gegner maximale Verluste zuzufügen. Die meisten, wenn nicht alle der Flüchtenden waren

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