Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
harmlos. »Colonel, können Sie mir einen Scan besorgen, der zeigt, ob noch jemand von denen bewaffnet ist?«
»Benutzen sie altmodische Jagdgewehre mit Metalllauf?«
Kris sah sich um und entdeckte fünf oder sechs weggeworfene Waffen. »Sieht so aus.«
»Die magnetische Masse ist sehr gering«, antwortete der Colonel. »Meine Deutung ist, dass sie nur noch ihre Schnürsenkel und Gürtelschnallen dabeihaben.«
»Danke, Colonel. Ich ziehe es vor, sie nicht zu verfolgen. Verlustmeldungen!« Kris wechselte das Thema nach kaum einem Augenblick des Zögerns.
»Ich habe zwei Verwundete, von denen es einen ziemlich schlimm erwischt hat«, meldete Courtney. »Sanitäter ist schon hier.«
»Roger. Sonst noch jemand?«
»Eine Fleischwunde«, gab Tom durch.
»Oh Scheiße! Hier Späher eins. Ich habe … Ich habe …«
»Wo stecken Sie?« Kris drehte sich um. Die Schützin rechts von ihr winkte und deutete auf eine Stelle außerhalb ihres Blickfelds. Mit wachsendem Grauen rief Kris ihre letzte Kraftreserve ab und trabte in die angezeigte Richtung.
Sie fand die drei Soldaten, die sie beauftragt hatte, die rechte Flanke zu halten, neben einer Leiche. Eine Soldatin – die Frau, die auf der Fahrt hinter Kris gesessen hatte – saß auf den Fersen, und Tränen mischten sich in den Regen auf ihrem Gesicht. Der Marine mit der Codebezeichnung Späher eins blickte auf, als sich Kris zu ihnen gesellte. »Er war okay. Ich schwöre bei Gott, dass er okay war! Ich habe gesehen, wie er aufstehen wollte, als Sie den Sturmangriff befahlen. Ich dachte, er wäre direkt hinter uns. Ich dachte, er wäre es.«
Kris starrte auf den Rekruten, den sie nur als Möchtegernhelden kannte. Die Kugel hatte ihn in der Stirn erwischt. Er war auf den Rücken gefallen, und die blauen Augen standen offen und starrten gespannt in den grauen Regen. An seinem Gürtel hingen keine Ladestreifen mehr; das Magazin im Gewehr musste sein letztes gewesen sein. Er hatte sein Zögern von heute Morgen mehr als wettgemacht. Wie soll ich seiner Mutter, seinem Vater erklären, was er an diesem Tag gewonnen und was er verloren hat?
Eintausend Gefühle, Fragen, Anforderungen purzelten Kris durchs Gehirn. Aber nicht jetzt. Sie hatte die Folgen eines Gefechts aufzuräumen. »Tom, ruf die Lkw her. Sorge dafür, dassdie Verwundeten zur Straße gebracht werden, damit wir sie dort in die Wagen laden können. Alle Mann: Eine Menge Schusswaffen liegen hier herum. Bilden Sie eine Kette und räumen Sie hier auf. Ich möchte, dass keine Waffe, die zurückbleibt, noch funktionsfähig ist.«
»Ma’am, ich habe hier jemanden, der wirklich schwer verletzt ist«, warf Courtney ein.
»Ich weiß, Petty Officer. Wir räumen den Kampfschauplatz auf, bis die Verwundeten verladen wurden. Was wir finden, machen wir kaputt. Was wir nicht finden, darf ruhig verrosten. Ist gut genug.«
»Tut mir leid, Ma’am«, flüsterte Courtney.
»Sie drei …« Kris deutete auf die drei Überlebenden ihrer rechten Flanke. »… Sie nehmen … ihn mit.« Sie kannte nicht mal seinen Namen.
»Willie, Ma’am.« Die Frau blickte auf. »Willie Hunter.«
Kris überließ es ihnen, ihn in seinen Regenumhang zu wickeln. Sie durchsuchte mit den Übrigen den Wald, sammelte Gewehre auf und entfernte die Schlagbolzen. Ein Gewehr hämmerte sie an einen Baum. Es fühlte sich gut an, als die Mechanik nachgab und der Kolben davonflog. Kris konnte ein paar kräftige Hiebe landen, ehe Tom von der Straße aus rief: »Longknife, alle Verwundeten sind aufgeladen worden. Wir müssen losfahren!«
»Okay Leute, wir haben gute Arbeit geleistet; verschwinden wir jetzt. Alle zurück in den Bus!«, schrie sie. Ringsherum beendeten müde Soldaten, was sie gerade taten, und wandten sich der Straße zu.
»Tom, sobald du fünf Leute in den nächsten beiden Lkw sitzen hast, fährst du mit ihnen und den Verwundeten los.«
»Bleibst du zurück?«
»Nein, wir folgen dir auf dem Fuße. Aber die Verwundeten fahren als Erste, und zwar schnell.«
»Ja, Ma’am.«
Kris war gerade in Sichtweite der Straße, als die ersten drei Lkw anfuhren. Wie sie Tom kannte, fuhr er sicherlich den Lkw mit den Verwundeten. Es wäre interessant gewesen, dort mitzufahren und zu sehen, wie sehr Tom auf Tempo setzte oder wie viele Schlenker er machte, damit die Leute hinten weniger durchgerüttelt wurden. Der arme Tommy, er hatte wirklich viel damit zu kämpfen, sich zwischen zwei guten Möglichkeiten zu entscheiden.
Kris rief auf der
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