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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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während er sich alles ansah, behielt sie ihn wachsam im Auge. In seinem perfekt geschnittenen Gesicht hatten sich rings um die Augen Züge der Vorsicht eingeprägt, aber die Augen selbst wirkten offen und gespannt, während er sich Kris’ Arbeit ansah.
    Der Rundgang gab Kris auch Gelegenheit, die beiden derzeitigen Männer in ihrem Leben zu vergleichen: der eine jungenhaft in seinem Eifer, dafür zu sorgen, dass der andere keine Gefahr für ihn wurde, der andere unabhängig und anscheinend auf nichts anderes bedacht als Kris’ Worte. Er lauschte konzentriert, unterbrach sie nie und stellte immer gute Fragen, die ihr erneut Worte entlockten, wenn sie einmal nicht mehr wusste, was sie erzählen sollte. So jemand bot entspannte Gesellschaft.
    Sie beendeten den Rundgang auf dem Deich und verfolgten den Anflug eines unbemannten Landungsbootes. Es setzte im Wasser auf und jagte Schaum und Gischt in den strömenden Regen empor. Ein Schlepper legte vom Seebahnhof ab, sobald das Landungsboot nur noch auf den Wellen schaukelte. »Das ist eins von meinen«, erzählte Hank, »und es bringt eine Fuhre von etwas, das man Hungerkuchen nennt. Jeder Zweihundert-Gramm-Riegel enthält einen Tagesbedarf an Protein, Vitaminen und Mineralstoffen. Das Schöne daran ist: Mit Wasser verzehrt, weitet sich ein solcher Riegel im Magen aus und erzeugt so das Gefühl, man hätte eine richtige Mahlzeit genossen.«
    »Das wird mal eine nette Abwechslung von Reis und Bohnen«, lobte Tom.
    »Was macht ihr mit den Landungsbooten, sobald sie entladen sind?«
    Das war eine Frage an Kris. »Wir führen die Flugrümpfe der Wiederverwertung zu.« Sie deutete auf die Ballen zerlegten Materials. »Die Triebwerke reduzieren wir zu Kohlenstoffpulver. Bei den meisten humanitären Einsätzen würde dieses Material der einheimischen Wirtschaft zugeführt, aber Olympia hat keine nennenswerte Wirtschaft, also vermute ich, wir lassen es einfach hier liegen, bis etwas Ähnliches entstanden ist.« Sie zuckte die Achseln.
    »Aber ihr könnt meine Lkw gebrauchen?« Zum ersten Mal fixierte er Kris richtig mit dem Blick.
    »In null Komma nichts«, bestätigte Kris. »Nelly, zeig uns eine Karte des Umlands bis auf einhundert Meilen.« Ein Hologramm tauchte vor ihnen auf; Kris konzentrierte sich auf diese Karte, um der Eindringlichkeit von Hanks Blick auszuweichen. Sie hatte in der zurückliegenden Stunde nichts gehört, was ihr nicht gefallen hätte. Gab es irgendetwas an einem großzügigen jungen Mann nicht zu mögen, der sich die Zeit nahm, hierherzukommen und zu sehen, was gebraucht wurde? Kris war zur Raumflotte gegangen, um genau das zu tun. Nach allem, was sie über das Wirtschaftsimperium wusste, das Hank zusammen mit seinem Vater kommandierte, kam der junge Mann der wirklichen Welt hier so nahe wie überhaupt möglich.
    »Wir liefern Lebensmittel an die Suppenküchen in der Stadt«, sagte Kris, deutete auf das Zentrum der Karte und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich, »sodass niemand hier hungrig bleibt. Das Hinterland ist das Problem. Obwohl Toms Leute rund um die Uhr arbeiten, haben wir nur fünfzehn einsatzfähige Lkw. Zwei von dreien aus unserem Fuhrpark sind durch den einen oder anderen Defekt außer Gefecht. Die einheimischen Mechaniker zerlegen den einen, um den nächsten in Gang zu bringen, aber beim fürchterlichen Zustand der Straßen gehen für jeden reparierten Lkw zwei wieder kaputt.« Sie seufzte.
    »Meine dreißig Lkw dürften da hilfreich sein«, sagte Hank und folgte Kris’ Blick auf die Karte. »Aber der Norden wird seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringen. Eine Menge Berge und Flusstäler. Ich entdecke nicht viele Brücken.«
    »Gibt auch keine«, sagte Tom. Kris setzte beide rasch über das ins Bild, was sie vom Colonel über die hiesige Zielsetzung minimaler Regierungstätigkeit erfahren hatte. »Sofern nicht ein örtlicher Farmer eine Brücke baut, existiert auch keine.« Sie blendete eine Karte über die andere, welche die Gegend vor dem Vulkanausbruch zeigte. Früher hatte es vier Brücken gegeben; alle waren unterspült worden.
    »Was ihr braucht, das sind Boote oder tragbare Brücken«, überlegte Hank. Dann wurde sein Lächeln breiter. »Hört euch an, was ich für euch habe«, sagte er und klang nach jemandem, der sich anschickte, Vakuum an Asteroidenschürfer zu verkaufen. »Dad hat gerade eine Firma erworben, die Boote aus Smart Metal herstellt. Wie das Zeug, aus dem eure Taifun besteht. Die Boote lassen sich

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