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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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ein, wahrte aber eine niedrige Geschwindigkeit. Das Land, über das sie hinwegfuhren, musste zu besseren Zeiten hügelig gewesen sein. Hier und dort standen tropfnasse Kühe auf kleinen Inseln oder bis zu den Eutern im Schlamm. Sie fuhren an einer kleinen Herde vorbei, die auf einer tiefer gelegenen Insel Zuflucht gesucht haben musste. So jämmerlich die Kühe auch aussahen, so mussten sie doch die gehätschelten Überlebenden darstellen und die Hoffnung eines Optimisten verkörpern, genug zu retten, um eine neue Herde aufzubauen, sobald der Regen einmal vorüber war. Das Wasser stand diesem Restbestand jetzt bis an die Schultern; die Tiere muhten mitleiderregend, als die hilflosen Menschen an ihnen vorbeifuhren.
    »Von uns wird nichts übrig bleiben«, brummte Nabil Akuba zu.
    »Da vorn ist etwas! Sieht nach einem Feuer aus!«, rief Olaf von seiner Position am Bug. José schaltete den Motor aus. Sie brauchten eine Zeit lang, um die Geräusche von Regen und Fluss herauszufiltern, aber nur wenige Dinge klingen schöner als eine Menschenstimme. Olaf legte die Hände vor den Mund und schrie mit seinem dröhnenden Bariton: »Ahoi Ranch!«
    Auf den dritten Ruf hin erhielt er Antwort: »Was für eine Scheißranch? Und wer seid ihr? Ich habe ein Gewehr.«
    »José!«, schrie der Captain zurück. »Das Boot voller Medikamente und Lebensmittel. Soll ich anlegen oder weiterfahren?«
    »Wir finden vermutlich einen Platz, wo du über Nacht festmachen kannst, wenn ihr ein Tau dazu habt.«
    »Ich habe das Tau. Habt ihr einen Baum?«
    »Nee, aber falls ihr was zu essen habt, halte ich das verdammte Tau zur Not die ganze Nacht lang.« Sechs Gestalten zeichneten sich allmählich im Nebel ab. Eine hob die Hand, und Olaf warf dem Mann das Tau zu. Die sechs zogen mit Feuereifer, und das Boot glitt auf eine schlammige Anlegestelle.
    »Gott, Mann, sind wir froh, euch zu sehen! Kommen noch weitere Boote?«
    »Nein. Wo sind alle?«, fragte Kris, während sie über die Bordkante stieg und bis zu den Knöcheln im Schlamm versank.
    »Manche sind fortgegangen, ehe es allzu schlimm wurde. Andere schlafen gerade dicht an dicht unter dem, was wir an Dächern haben. Wieder andere sind hier draußen und sorgen sich. Haben Sie unsere Nachricht gehört?«
    »Wir sind über das Grearsonfieber informiert. Ich habe einen Sanitäter mit dem Impfstoff dabei.« Kris deutete auf den Sani, während dieser aus dem Boot stieg und seine zwei vollgestopften Taschen mitbrachte, die mit dem Roten Kreuz/Roten Halbmond/Roten Stern gekennzeichnet waren. Kris reichte dem Mann, der bislang gesprochen hatte, die Hand. »Ensign Kris Longknife von der Society-of-Humanity-Navy zu Ihren Diensten.«
    Von irgendwo aus dem Nebel hörte Kris: »Eine verdammte Longknife hat ihren Hintern hier herausgeschafft?« Der Händedruck und das Lächeln, mit denen sie begrüßt wurde, fielen jedoch freundlich aus. »Wir freuen uns über alles, was Sie dabeihaben«, sagte ein Mann mit ergrauenden Haaren. Seine Kleidung hing an ihm herunter, als habe sie vor einem Jahr noch deutlich mehr zu bedecken gehabt. »Ich bin Sam Anderson. Mein Dad hat diese Ranch gegründet.« Er blickte sich in der nebelverhangenen Dunkelheit um, als sähe er alles so, wie es einmal gewesen war. »Ich schätze, dass ich sie abwickeln muss. Hören Sie: Wie viele Leute können Sie mit diesem Boot wegbringen? Wir haben zwei Dutzend Kranke, dazu unsere Alten und die Kids. Ich vermute, dass wir uns noch vor Anbruch des Morgens an die Ersteigung der Felswand machen müssen. Es wäre schön, wenn wir die Schwächsten mit dem Boot wegbringen könnten.«
    »Wie viele Menschen haben Sie hier?«, fragte Kris und kletterte wieder in das jetzt leere Boot.
    »Abzüglich der drei, die heute gestorben sind, neunundachtzig. Wieso?«
    »Weil sich dieses Boot ein bisschen vom Durchschnitt abhebt. Was man sieht, ist nicht notwendigerweise das, was man kriegt.« Kris aktivierte den Monitor und ging die Eingangsliste durch. »Ich habe hier eine Option für eine Flussschute/motorisiert. Ausreichend für den Transport von Lkw bis zehntausend Kilo. Einhundertzehn Menschen sollten darauf Platz finden. Fünfzehn mal sechs Meter. Dreißig Zentimeter Höhe bei voller Zuladung. José, sind Sie bereit, sich damit auf den Fluss hinauszuwagen?«
    »Morgen. Nicht im Dunkeln.«
    »Ich leite die Umwandlung jetzt ein, für den Fall, dass der Fluss heute Nacht zu hoch steigt.«
    »Gute Idee«, sagte Sam, während Kris die Umwandlungsoption anwählte.

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