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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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den Stein und erreichten nicht mehr, als das Boot aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wasser schwappte über das eingebeulte Dollbord.
    »Navy an Backbord! Links, die andere Seite!«, schrie José, als Tom nach rechts wechselte. Kris kämpfte sich Hand über Hand an den Sicherungsstricken der Ladung entlang und hängte sich dann so weit über die linke Reling, wie sie nur wagte, wodurch die verbeulte, aber nicht durchbohrte rechte Seite wieder emporstieg. Nabil und Akuba drückten den Bug vom Stein weg, und José trieb mit der Strömung hundert Meter weit flussabwärts, während er sich davon überzeugte, dass alles in Ordnung war; erst dann legte er wieder den Gang ein und nahm erneut den Kampf gegen den ungebärdigen Fluss auf.
    Kris sah auf die Uhr; sie konnten von Glück sagen, wenn sie bei diesem Tempo die Anderson-Ranch vor Einbruch der Dunkelheit erreichten. Sie überlegte, ob sie sich beim Colonel melden sollte, verzichtete aber darauf. Sie hatte sich inzwischenfestgelegt; er konnte sie später noch wegen Meuterei oder Insubordination hängen. Derzeit konnte er nicht viel tun. Kris konzentrierte sich auf die Fahrt flussaufwärts.
    Es regnete in Strömen. Die Luft schien wie mit Laken verhangen, und Tom schlug vor, nach dazu passenden Kopfkissenbezügen Ausschau zu halten. Mick wandte ein, dass er bettreif war, mit oder ohne Laken. Worauf Olaf die Frage anschnitt, wer mit wem ein Bett teilen wollte. So müde und nass sie waren, brachte sie das doch zum Lachen. Wenn Kris schon einen außer Rand und Band geratenen Fluss befuhr, dann war dies die richtige Mannschaft dafür.
    Während die Stunden dahinzogen, wurde Kris nasser und fror immer stärker. Ihre Muskeln taten selbst an Stellen weh, von denen sie noch gar nichts gewusst hatte. Sie konnte nicht einfach still im Boot sitzen, sondern musste sich jeden Moment darum bemühen, nicht an die Reling aus Flüssigmetall geschleudert zu werden oder an die Lebensmittelkisten und dabei vielleicht die Glasfläschchen mit dem Impfstoff zertrümmern. Also blieb sie auf den Beinen, bückte sich zum Schöpfen und federte mit den Knien ab, wenn ihr das Boot entgegenkam oder unter ihr wegsackte. Diese Erfahrung glich in nichts der Fahrt, die Tommy und sie mit der Oasis unternommen hatten. Ob sie sich je wieder in einem Gewässer aufhalten wollte, das die Ausmaße eines Whirlpools überstieg?
    »Das ist das Haus der Harmosas!«, rief José Kris zu und deutete auf ein Dach zwischen ihnen und dem wirbelnden Fluss. »Die Anderson-Ranch kommt als Nächstes, etwa fünf Kilometer weiter flussaufwärts. Alles läuft gut.«
    Kaum hatte der Captain das gesagt, da umrundeten sie eine Biegung des Flusses. Aus dem Nichts heraus erwischte sie ein aus der Hauptfahrrinne kommender Wirbel. José hielt das Lenkrad mit beiden Händen gepackt, schlang die Beine um die Lenksäule und kämpfte gegen den Strudel an. Das Boot rotierte im Steigenund Fallen und bockte schlimmer, als sie es bislang erlebt hatten. Tommy verlor den Halt und war schon halb über Bord, als Kris ihn noch am Gürtel zu packen bekam. Als das Boot das nächste Mal stieg und wieder absackte, wären sie beide über Bord geschleudert worden, hätte nicht Mick sie festgehalten, während er sich zugleich mit den Füßen in den Haltestricken der Ladung einhängte. Endlich schaffte es Olaf, sich über die Ladung hinweg heranzukämpfen. Er packte Tommy und Kris mit seinen mächtigen Pranken an ihren Rucksäcken und schleuderte sie auf den Boden des Bootes, als wären sie nur Kätzchen.
    Kris blieb für eine lange Minute auf dem Bauch liegen und schnappte nach Luft, während der Regen auf sie einströmte und das im Boot schwappende Wasser sie durchnässte. Diesmal hatte sie sich und Tommy wirklich in die Bredouille gebracht. Es war beinahe geschafft. Nur noch ein kleines Stück, sagte sie sich, als sie sich aufrappelte, beide Hände fest an den Haltestricken der Ladung und zusätzlich mit einem Bein darin.
    »Danke, Kris«, sagte Tommy.
    »Danke euch allen«, sagte Kris und blickte durch die sich ausbreitende Dunkelheit jedes Crewmitglied an.
    »Wir danken Ihnen!«, lachte José. »Denken Sie nur an die Geschichten, die wir erzählen können, wenn wir wieder zu Hause sind.« Olaf und Mick schien die Vorstellung zu gefallen. Nabil schüttelte nur den Kopf. Akuba hob nicht mal den Blick, wie er dort am Bug saß und nach Hindernissen Ausschau hielt.
    Jetzt wurde es ernsthaft dunkel. Ein Blick auf das Armband verriet Kris, dass dies viel

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