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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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Selbst in der Dunkelheit entwickelten die Metallwände rings um Kris ein Schimmern. Der hochgezogene Bug senkte sich ab, und die Seitenwände schmolzen dahin, während sich das Boot von drei auf sechs Meter verbreiterte.
    Dann brach die gesamte Konstruktion auf der Erde zusammen. Eine Sekunde lang dachte Kris, das wäre Bestandteil des Prozesses, aber dann brachen flache Metallsektionen auseinander, vermischten sich mit den Regentropfen und sanken bis auf den Grund der Pfützen. Kris packte sich eine Hand voll Lenksäule, als diese sich aufzulösen begann. Schnell bückte sie sich und schöpfte mit der anderen Hand eine Mischung von Schlammund Flüssigmetall aus einer Pfütze. Auf den Handflächen bildete das Metall wie flüssiges Quecksilber Kügelchen.
    »Was zum Teufel?«, keuchte Kris, begleitet von ähnlichen Kraftausdrücken der Umstehenden. Sie widerstand der Versuchung, das Flüssigmetall auf die Erde zu schleudern. »Schnell, holt mir zwei dieser Impfstofffläschchen aus meinem Rucksack und entleert sie. Ich muss etwas von diesem Dreck darin verstauen.«
    »Aber Impfstoff verschwenden?«, fragte Tommy, obwohl er schon dabei war, Kris’ Rucksack zu öffnen.
    »Wir haben Impfstoff für dreihundert Menschen, aber hier sind nur hundert Patienten. Ich werde jedoch herausfinden, was gerade passiert ist.«
    »Falls wir lange genug leben«, setzte Sam mürrisch hinzu.
    Kris und Tommy steckten Proben des Bootes in die Flaschen und schlossen diese. Eine der beiden Proben war ordentlich mit Schlamm verunreinigt. Nun, so war halt Olympia. Kris blickte sich nach einer weiteren Probe um, aber in genau dem Zeitraum, den sie dafür brauchte, verschwand jeder Hinweis darauf, dass hier je ein Doriboot gelegen hatte.
    »Schaffen wir die Vorräte lieber aus dem Regen«, schlug Sam in schleppendem Ton vor. »Wenn wir schon vor morgen früh ertrinken, können wir das genauso gut mit vollem Magen tun.«
    »Ich habe dich noch nie für einen Optimisten gehalten, Sam«, sagte José.
    »Ein Jahr lang grauer Himmel, tote Kühe, Ernteausfall und Hüttenkoller, gefolgt von diesem Fieber, und sogar du wirfst das Handtuch.«
    »Vielleicht. Ihr habt gehört, was der Mann gesagt hat: Bringen wir Lebensmittel zu diesen Leuten hinauf. Hungrige Menschen treffen keine guten Entscheidungen, und das Wasser steigt.« Die Bootsmannschaft packte zu, unterstützt durch ein Dutzend Rancharbeiter, die entweder schon da waren oder geradeaus Regen und Nebel auftauchten. Die Neuankömmlinge waren still. Die Ranchleute schienen ein unterbrochenes Gespräch wieder aufzunehmen.
    »Ich sage: Bauen wir Flöße. Wir haben noch zwei Häuser übrig. Reißen wir sie ein und benutzen das Bauholz, um den Fluss hinabzufahren.«
    »Es sind Holz- und Gipswände, Ted. Sie würden keine Stunde auf dem Fluss durchhalten. Außerdem kann man sich mit nichts Geringerem als einem ausgewachsenen Boot dort hinauswagen. Was meinst du, José?«
    »Es ist schlimm da draußen. Ich behaupte nicht, dass man es nicht schaffen könnte. Wer weiß, Wunder geschehen.«
    »Ich vertraue das Leben meiner Candi keinem Wunder an. Ich sage, ersteigen wir die Felswand. Wir haben das früher auch gemacht, als wir noch jung waren.«
    »Ja doch. Mit zehn habe ich es bis ganz nach oben geschafft.«
    »Wann hast du zuletzt versucht, über einen Zaun zu klettern, Bill?« Nach dieser Frage endete der entsprechende Teil des Gesprächs mit einem Schnauben.
    »Außerdem haben wir dazu immer Luckys Pfad benutzt. Das Wasser steht zwischen hier und dort fast drei Meter hoch«, gab Sam zu bedenken. »Damit bliebe uns nur noch der Liebessprung, und den Weg hat noch niemand probiert.«
    »Wo liegt er?«, fragte Akuba leise.
    »Direkt hinter uns«, antwortete Sam.
    Akuba richtete die Lampe dorthin. In Regen und Nebel erkannte Kris mit knapper Not eine Felsflanke mit vereinzelten verkrüppelten Bäumen. Schlammwasser lief an ihr herab. Die Lampe ging aus. »Scheißanstieg«, ließ sich Nabil vernehmen.
    »Wir haben Seile dabei. Haben Sie auch welche?«, fragte Akuba.
    »Ja.«
    Sie trafen vor zwei Bauten ein. Eine war ein kleiner Kuhstall.Vier Kühe, an denen der Regen herabströmte, blickten missmutig zu der Unterkunft hinüber, die sie hatten räumen müssen. Die zweite Konstruktion war ein noch kleineres Haus, das aus nur einem Zimmer bestand. »Frischverheiratete haben hier ihr erstes Jahr verbracht, wenn sie das wollten«, lieferte Sam die Antwort, ehe Kris fragen konnte. »Mal sehen, ob wir eine Mahlzeit

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