Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
hinaus. »Du scheinst die Sache besser unter Kontrolle zu haben als ich. Was sagt die Polizei?«
Kris ging zum Tisch und lehnte sich mit beiden Händen auf den kalten Marmor. Der hätte glatt aus Opa Als Herz geschnitten sein können, wenn man an die Reaktionen dachte, die sie ihm gerade entlockte. »Die Polizei ist nicht beteiligt.«
Damit gewann sie Opas Aufmerksamkeit. Er schwenkte den Stuhl erneut und sah sie an. »Warum nicht?«
»Weil keine Beweise vorliegen, dass irgendeines dieser Attentate geschehen ist. Vater sagt: Wenn keine Beweise vorhanden sind, ist es auch nicht geschehen.«
»Dein Vater ist ein Blödmann.«
»Er denkt von dir genau das Gleiche, Sir.«
Großvater schnaubte, aber er blickte aus grauen Augen, die jetzt konzentriert und fordernd wirkten, zu Kris hinauf. »Was bringt dich auf die Idee, dass jemand dich umzubringen versucht, wenn gar keine rechtlich verwertbaren Beweise vorliegen?«
Kris setzte sich in einen Sessel und schilderte ihm rasch den Rettungseinsatz. Während sie redete, wurde Opas Miene finsterer. »Also hat dir ein defektes Stück Technik ermöglicht, aus einer Falle herauszufliegen.«
»Ja, ich nehme mir immer wieder vor, mit Vater über minderwertige Technik zu reden, die der Navy geliefert wird, aber da das einzige Beispiel, mit dem ich persönlich vertraut bin,mir das Leben gerettet hat, dürfte meine Position eher schwach sein.«
Großvater lachte bellend, war aber gleich wieder ganz sachlich. »Weshalb bist du so davon überzeugt, dass dieses Minenfeld dir galt?«
»Ich habe den Computer des Rädelsführers erbeutet. Tru Seyd hat das Gerät zerlegt. Sie fand darin eine Nachricht, das gewünschte Schiff hätte den Rettungsauftrag erhalten, und man sollte die ›Begrüßung‹ vorbereiten.«
»Woher konnten sie wissen, wo genau sie das tun mussten?«
»Ich habe Recherchen zu den jüngsten sieben Rettungseinsätzen durchgeführt, die die Navy ausgeführt hat. In allen Fällen wurde ein nächtlicher Kampfabsprung direkt in den Vorgarten der Finsterlinge ausgeführt. Mein Captain wollte einen Rekord aufstellen, was die kürzeste Zeitspanne zwischen Absprung und letztem Schuss anbetraf. Ich denke, die Navy ist während der langen Friedenszeit ein wenig berechenbar geworden, und jemand hat mir eine entsprechende Falle gestellt.«
»Vernünftige Schlussfolgerung. Wie sah der zweite Mordversuch aus?«
Kris schilderte ihre Fahrt zur Anderson-Ranch und das Boot, das den Geist aufgab. »Tru hat die Proben, die ich vom Bootsmaterial genommen habe. Sie schickt sie einem Labor, dem sie vertraut.«
»Es war vielleicht ein Unfall. Diese Flüssigmetalltechnik ist ziemlich neu. Meine Werften stellen erst seit fünf Jahren Raumschiffe daraus her. Flussboote – was für eine Verschwendung hochentwickelter Technik!«
»Von fünfzigtausend gefertigten Einheiten haben nur die sechs, die meinem Projekt übergeben wurden, diesen kleinen Defekt aufgewiesen.«
Das brachte Opa auf die Stuhlkante. »Wer hat dir diese Boote geliefert?«
»Smythe-Peterwald.«
»Smythe-Peterwald«, kam das Echo von Opa.
»Smythe-Peterwald«, wiederholte Kris. »Die Anderson-Ranch hatte keinen Funkkontakt mehr zur Außenwelt. Die Peterwald-Jacht bewegte sich im Orbit genau über ihr, als ich auf geheimnisvolle Weise den Notruf der Andersons empfing. Sie verließ den Orbit erst, als ich auf dem Fluss unterwegs war und die Bootskonfiguration schon einmal verändert hatte.«
»Und sobald du die Steuerungseinheit des Bootes das nächste Mal anfasstest …«
»Wäre es das gewesen.« Kris schnippte mit den Fingern.
»Peterwalds!«, brüllte Opa und schoss vom Stuhl hoch.
»An wen hast du dich wegen des Geldes gewandt, als Eddy entführt worden war?«
Opa erstarrte, als Kris diese Frage stellte. Er setzte sich wieder. Begleitet von einer Handbewegung, die alles außerhalb der Fenster umfasste, fragte er: »Warum hätte ich es nötig haben sollen, jemanden um Geld zu bitten?«
»Reichtum ist eine Sache, flüssige Mittel sind eine andere. Ich habe unsere alten Kontobewegungen gesichtet. Vaters und dein Geld war in Blind Trusts investiert. Dein Bruder Ernie hatte für den Konzern hohe Investitionen in planetare Entwicklung, Expansion und Wachstum vorgenommen. Ich denke nicht, dass er die flüssigen Mittel hätte bereitstellen können, die mein Vater brauchte.«
»Belanglos. Edward war tot, ehe wir die Lösgeldforderung erhielten.«
»Aber du und Vater wusstet das nicht. Die Nutznießer von Eddys
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