Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Tom.«
Kris zwang sich, weiter ruhig zu atmen. Versuchte Opa, sie und Tom aus der Schusslinie zu holen? Sah die Lage so schlimm aus? »Plant die Erdflotte wirklich eine Invasion?«
Der alte General zeigte ihr sein patentiertes Achselzucken. »Das weiß nur Gott, und sie redet nicht, jedenfalls nicht mit Leuten wie mir. Nein, wir wissen auch nicht mehr darüber, wer auf der Erde das Sagen hat, als du von den Nachrichtensprechern hörst.« Er blickte finster angesichts dieses Mangels an echten Informationen in all dem Gerede.
Kris holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »General Opa, die Taifun mag klein sein, aber sie ist das beste Schiff, das ihr habt. Wenn ihr sie dort hinausschickt, wo sie am dringendsten gebraucht wird, braucht ihr sie dort in der bestmöglichen Form. Ich bin vielleicht ein Grünschnabel, aber ich bin verdammt viel besser vorbereitet, als irgendein auf Hochglanz polierter Neuling sein könnte.« Sie zuckte die Achseln. »Außerdem bin ich nun an der Reihe, was die Feuertaufe angeht.«
»Sei vorsichtig, Kid.«
»Du meinst: Tue nichts, was ich tun würde?«
Opa Trouble schluckte schwer, als er das hörte. »Mach keine Dummheiten. Unsere Familien haben längst alles, was sie an Orden brauchen, um ordentlich Staub anzusetzen. Denk daran: Die Hälfte von dem, was du in den Geschichtsbüchern über uns gelesen hast, sind Lügen.«
»Vielleicht schlecht recherchiert«, wandte Kris ein, »aber keine Lügen. Wenn ich nächstes Mal zu Hause bin, solltest du und Opa Ray mir vielleicht einige der interessanteren Geschichten erzählen.«
»Abgemacht, Ensign. Wenn du wieder zu Hause bist, führen wir mal ein langes Gespräch.« Und Kris fand heraus, dass ein Ensign tatsächlich einen General drücken konnte, und falls die Wache schiebenden Marines oder sonst jemand, der des Weges kam, dazu eine andere Meinung hatte, na ja, dann konnte er gleich zu Boden gehen und dem alten General fünfzig Liegestütze zeigen.
Kris erreichte noch rechtzeitig den Fahrstuhl nach High Wardhaven. Nur militärischer Verkehr war in beide Richtungen unterwegs; trotzdem mussten für die Fahrt nach oben Stehplätze genutzt werden. Kris traf früh genug ein, um den letzten Sitzplatz zu ergattern, gab diesen aber wieder auf, als Commodore Sampson noch im allerletzten Augenblick einstieg. Während sie im Zwischengang stand, fiel Kris ein, wie sie einmal gelesen hatte, dass im Orbitalfahrstuhl nicht mehr Personen mitfahren durften, als Sitzplätze vorhanden waren. Diese Regel war jedoch für heute vergessen. In diesem Augenblick wurde ihr klar: Die sicheren Tipps waren gesetzt; jemand erwartete wirklich, dass es Krieg gab … und zwar bald.
Die Froher Wanderer war eilends von einem Kreuzfahrtschiff in einen Truppentransporter umgewandelt worden. Kris hatte Glück; sie erhielt eine Kabine mit Einzelbett. Die beiden Ensigns am Korridor gegenüber hingegen zeigten sich gar nicht erfreutdarüber, dass sie sich in einem Bett abwechseln mussten. Auch Kris’ Kabine war jedoch mit einem Feldbett in einer Ecke ausgestattet worden. Sie wartete darauf, wer wohl ihr Reisegefährte sein würde, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Chief Bo an der Tür auftauchte.
»Wusste noch gar nicht, dass auch Chiefs an Land gesetzt wurden.«
»Wurden sie auch nicht«, sagte Bo und stellte ihre Reisetasche ab. »Ich hatte Urlaub und habe meine Schwester und ihre Familie besucht.« Der Chief blickte sich um, und ihre Nase zuckte, als witterte sie irgendetwas Übles. »Hat niemand diesen Leuten erklärt, dass Chiefs und Offiziere nicht zusammen untergebracht werden?«
»Ich vermute, sie sind schon glücklich, wenn sie vermeiden, Jungs und Mädchen in denselben Kabinen unterzubringen. Die ganze Aktion ist überstürzt.«
»Ja, klar.« Der Chief musterte des Feldbett finster. »Welches Bett möchten Sie, Ma’am?«
»Ich nehme das Feldbett. Bei zwei g verkraftet ein jüngerer Rücken diese Pritsche besser.«
Der Chief warf Kris einen schrägen Seitenblick zu, erhob aber keine Einwände. Während Bo ihre Sachen verstaute, fragte sie über die Schulter: »Was haben Sie vom Krieg gehört, Ma’am?«
»Einige gute Leute geben sich größte Mühe, um dafür zu sorgen, dass er gar nicht erst ausbricht. Was haben Sie gehört?«
»Ich brauchte gestern Abend mein Bier nicht zu bezahlen. Eine Menge Großmäuler sagen, es wäre Zeit, diesen Erdvögeln mal ein oder zwei Lektionen zu erteilen. Natürlich findet sich keiner von denen auf diesem
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