Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
dem Kommunikationsoffizier und dem Schiffsleutnant, der mit dem Eins O achtstündige Wachen als Decksoffizier oder OOD hielt, und das an sieben Tagen pro Woche. Kris und die beiden anderen Ensigns hätten jeweils an ihrer Seite als Decksjunioroffiziere Wache schieben müssen – vorausgesetzt, die Taifun hätte fünfzehn Offiziere an Bord gehabt. Es war jedoch Friedenszeit. Na klar doch! Während der zurückliegenden Fahrt hatte Kris als OOD Dienst getan, um jeweils von einem Chief oder Petty Officer First Class abgelöst zu werden. Sie fragte sich, wie sich diesmal alles ändern würde.
»So, der Einsatz auf Olympia ist also spannend geworden«, sagte der Eins O, als sich Kris gerade setzte.
»Dort bestand ein Banditenproblem«, sagte Kris schlicht.
»Und jetzt nicht mehr?«, fragte der Kommunikationsoffizier.
Kris stellte eine vorsichtige Antwort zusammen, während sie sich mit Hackbraten, Kartoffeln und grünen Bohnen bediente. »Wir haben ein paar der schlechten Elemente ausgeschaltet. Haben eine Menge hungrige Elemente mit Essen versorgt. Problem gelöst.«
»Das ist eine nette Umschreibung für etwas, was nach meinen Informationen ein ausgewachsenes Feuergefecht war«, beharrte der Erste Offizier.
»Eine Zeit lang ging es hart auf hart«, bestätigte Kris.
»Freuen Sie sich schon darauf, dass es auch hier hart auf hart zugeht?«, fragte der Schiffsleutnant mit anzüglichem Grinsen.
In der kleinen Kommandohierarchie an Bord der Taifun war er der Abteilungsleiter aller Junioroffiziere, die nicht in der Triebwerksabteilung dienten, und somit Kris’ Boss. »Ich hoffe noch, dass sich kühlere Köpfe durchsetzen«, sagte sie zu ihren Stangenbohnen.
»Gott schütze uns vor kühleren Köpfen!«, blaffte der Kommunikationsoffizier.
»Die Entwicklung hat sich seit Jahren abgezeichnet«, sagte der Eins O. »Die Bürokraten auf der Erde führen uns am Gängelband. Geben uns diese Anweisung. Geben uns jene Anweisung. Es wird Zeit, dass wir tun, was wir tun möchten, nicht was diese überbezahlten Sesselwärmer dort verlangen.«
Kris brauchte darauf nicht zu antworten und konzentrierte sich aufs Essen. Der Eins O füllte die Stille mit allen bekannten Argumenten für einen Krieg. Rational betrachtet, fand Kris, waren sie inhaltsleer. Hatte jedoch Doc Meade ihre Klasse nicht mahnend darauf hingewiesen, dass Kriege nur selten in realen Dingen begründet lagen? »Emotionen. Achten Sie auf Emotionen, die Menschen in Rage bringen«, hatte er gesagt. Kris hatte sich brav Notizen gemacht, aber damals noch nicht zu seinen Anhängern gehört. Jetzt jedoch sah es ganz danach aus, als hätte Doc gewusst, was er sagte, zumindest was die Menschen in dieser Kantine anbetraf. Als sie mit dem Essen fertig war, stand sie auf und nahm ihr Tablett zur Hand.
»Bereit, irdische Antiquitäten abzuschießen?«, fragte sie der Eins O.
»Ich schieße alles ab, was mir der Skipper vorgibt«, sagte Kris.
»Gut, Ensign, sehr gut!«, sagte der Eins O mit breitem Grinsen.
Captain Thorpe war auf der Brücke, als Kris dorthin zurückkehrte. Er hatte in seiner Kabine gegessen. Und er hatte Simulationen vorbereitet, neben denen die vom Vormittag leicht wirkten. Es wurde ein langer Nachmittag.
Als der Captain sie endlich entließ, suchte Kris rasch ihre Unterkunft auf. Chief Bo schnarchte bereits, für Kris eine unnötige Erinnerung daran, dass ein Kriegsschiff ein Schiff war, auf dem Enge herrschte. Um sechs Uhr früh war Kris wieder auf ihrem Posten. Der Skipper saß über die eigene Station gebeugt, dieBrückencrew scheinbar nicht beachtend, die allmählich eintraf, ihre Stationen aktivierte und auf seine Befehle wartete.
Thorpe schaltete seinen Kommlink ein, ohne aufzublicken. »Hier spricht der Captain. Das Schnelle Angriffsgeschwader sechs mit der Taifun wurden ins Parissystem befohlen. Dort treffen wir den Rest der Flotte Wardhavens und Schiffe von anderen Planeten, die bereit sind, sich der Gefahr von der Erde zu stellen. Ab sofort betrachte ich die Taifun als im Krieg befindlich.«
»Nelly«, wisperte Kris lautlos.
»Die Medien melden, dass die Flotte der Erde und nahezu einhundert weitere planetare Geschwader sich im Parissystem treffen, um offiziell ihren Rückzug aus der Society of Humanity zu demonstrieren. Das Parissystem ist weitgehend unbewohnt und weist eine ungewöhnliche Zahl von Sprungpunkten auf, die entstanden, als zwei Systeme kollidierten, seit die Sprungpunkte von Außerirdischen geschaffen wurden.«
»Lass das
Weitere Kostenlose Bücher