Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
noch?«
»Sie hat dir nie verziehen, dass du mich mit Orbitalskiffen vertraut gemacht hast.«
»Die Frau hat ein zu langes Gedächtnis.«
»Entschuldigen Sie mich, ich bin dann drüben an der Tür«, sagte Jack und zog sich zurück, während er nach wie vor bemüht war, sowohl den Menschen, die mit ihm redeten, Beachtung zu schenken, als auch die erforderlichen prüfenden Blicke in die Runde zu werfen. Kris hätte beinahe gelacht, aber sie erinnerte sich noch zu gut daran, wessen Job es war, notfalls eine Kugel aufzufangen, die für sie bestimmt war.
Trouble packte den Agent am Ellbogen. »Auf keinen Fall! Wenn sie schon mit uns abhängen, können Sie genauso gut auch die Schattenseite kennenlernen. Außerdem bedarf der alte Knacker neben mir besonderen Schutzes.«
Jack musterte Ray. »Wovor?«
»Sich selbst«, gluckste Trouble.
»Vielleicht schlitze ich mir die Kehle auf«, murrte Ray.
»Lassen Sie sich nicht täuschen«, fuhr Trouble fort und zog einen Stuhl vom nächsten Tisch für Jack heran. »Ray amüsiert sich köstlich.«
»Es ist eine schlechte Idee!«, fauchte Ray. »Sie ist unausgegoren. Sie wissen nicht, was sie wirklich möchten, und diese Behelfslösung ist ein armseliges Mittel, um all die Probleme zu beheben, die sie gelöst haben möchten.«
Noch immer nicht eingeweiht, warteten sie alle ab, während die Getränke gebracht wurden. Trouble hob seinen Krug. Mechanisch folgten die anderen diesem Beispiel mit Bier oder Kaffee. »Auf Seine Majestät, König Raymond, den Ersten seines Namens«, stimmte Trouble an.
Kris stieß mit der eigenen Tasse an, vor allem deshalb, weil es Trouble darum ging, die grantige Antwort Rays auf den Trinkspruch zu übertönen. »König von was?«, fragte sie nach einem Schluck Kaffee.
Mit einem finsteren Blick auf Trouble erklärte Ray: »Einige Witzbolde, die alt genug sind, um es besser zu wissen, denken,man könnte sechzig oder achtzig Planeten in einer Art Föderation leichter zusammenzuhalten, wenn ein König im Zentrum ihrer politischen Machenschaften säße. Bis morgen werden sie nachgedacht haben und sich darüber klar geworden sein, was für eine beschissene Idee das ist.« Ray hob sein Glas. »Auf Frieden und Ruhe im wohlverdienten Altenteil.«
»Sehr richtig!«, stimmte Harvey in diesen Trinkspruch ein. Kris hob ihre Tasse mit einem aufrichtigen »Sehr richtig!« ihrerseits.
Ohne darauf einzugehen, lehnte sich Trouble zurück und nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier. »Träumt nur«, brummte er.
»Sie möchten einen Vertrauensmann!«, fauchte Ray. »Nun, ich kann ein prima Vertrauensmann sein. Ich brauche keine Krone auf dem Kopf, um einem Haufen weinerlicher Verlierer zuzuhören.«
»Ohne eine Krone hältst du keine Woche lang durch. Du wirst ihnen sagen, sie sollten sich das Nörgeln sparen, und wirst nach Santa Maria abreisen.«
»Nun, wenigstens wartet dort eine Arbeit auf mich, die den Einsatz wert ist.«
Trouble schüttelte den Kopf. »Und hier nicht? Ray, alter Junge, alles, was wir vor achtzig Jahren aufgebaut haben, fällt auseinander. Sie möchten, dass du hilfst, einen großen Teil davon zusammenzuhalten.« Kris nickte. Während sie sich im Scriptorum umsah, sah sie Studenten, deren Leben von einem Haufen alter Männer und Frauen bestimmt wurde. Ihr eigenes Leben gehörte dazu. Ihr und all diesen jungen Leuten ginge es viel besser, wenn Leute wie Opa Ray da mitmachten.
»Verdammt, Trouble, wir haben unsere Dienstzeit hinter uns! In jeder anständigen Welt wären wir tot und sähen uns die Radieschen von unten an, und junge Leute wie Kris hier hätten den ganzen Spaß. Es ist nicht fair!« Unwillkürlich lehnte sichKris zurück und bemühte sich um einen Überblick über die unterschiedlichen Gefühle, die in ihr durcheinanderpurzelten. Sie war froh, dass ihre Opas noch lebten und sie sich an sie wenden konnte, wenn es nötig wurde. Ja, da draußen wartete Kris’ Welt auf sie, aber Kris störte sich nicht daran, sie mit anderen zu teilen.
Trouble streckte die Hand über den Tisch aus und legte sie dem Freund auf den Ellbogen. »Du vermisst Rita immer noch.«
»Jeden Tag, aber das habe ich nicht gemeint. Es sollten wirklich Kris’ Welten sein.«
Jetzt beugte sich Kris vor und berührte einen Mann, der für sie eher eine Ikone als eine Person darstellte. »Opa, es sind meine Welten, aber das heißt doch nicht, dass darin kein Platz mehr für dich wäre! Sie gehören mir und den jungen Leuten an den anderen Tischen … aber
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