Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
sich der Commander vor. »Wer hat Ihnen geholfen, die Meuterei zu planen, Ensign Longknife?«
»Huh!« Kris wurde wütend über diese neue Linie. »Niemand.«
»Wie lange hatten Sie die Meuterei geplant?«, feuerte er zurück.
»Ich hatte sie gar nicht geplant.« Das Trommelfeuer der Fragen nahm jedoch seinen Fortgang. Nach fünf Minuten voller Fragen mit wer, was, wann, wo und wie, die alle jeweils mit dem hässlichen Wort Meuterei endeten, riss Kris der Geduldsfaden. »Commander, das Vorgehen Captain Thorpes und Commodore Sampsons hat mir nicht viele Möglichkeiten geboten. Was sollte ich denn machen? Ihren Befehlen Folge leisten und die Erdflotte zusammenschießen?«
»Nein, nein, Kris«, mischte sich der Lieutenant wieder ein. »Sie müssen jedoch einräumen, dass die gewandte Art und Weise, wie Sie das Schiff übernehmen, die Frage aufwirft, ob Sie nicht ohnehin etwas planten und einfach Glück hatten, als die illegalen Aktionen Ihrer Vorgesetzten Ihrem ohnehin geplanten Vorgehen den Anschein der Rechtmäßigkeit verliehen.«
»Ach Bockmist!«, fauchte Kris. Dann verwandte sie die nächste Stunde darauf, dem Commander zu erklären, warum bewaffnete Marines lieber ihrer Führung gefolgt waren als der das Captains. Dass Sie im Recht gewesen war, das spielte überhaupt keine Rolle.
Kris war völlig erschöpft, als sie endlich gehen durfte. Sie überließ es Jack, ihrem rauchenden Kielwasser zu folgen, und stampfte zum nächsten Ausgang. Draußen fand sie einen Tag vor, der viel zu schön war für ihre Gefühlslage. Sie entdeckte einen kleinen Versuch, einen Garten anzulegen. Jemand hatte drei Bäume und ein halbes Dutzend Büsche rings um eine Steinbank arrangiert. Sie plumpste darauf.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Jack, nachdem er hinter ihr Position bezogen hatte.
»Haben mich bislang nicht gehängt«, knurrte Kris. Sie war sauer; sie hätte am liebsten selbst ein paar Leute gehängt, angefangen mit einem namenlosen Commander. Was erwartete er eigentlich von ihr? Den Befehlen folgen, die Erdflotte vernichten und nach dem Krieg den Nachrichtenleuten der siegreichen Seite erklären: »Nun, ich habe einfach meine Befehle ausgeführt!« Auf keinen Fall!
Sie holte tief Luft. Darin schwang ein leichter Hauch von Immergrün und Pistazie mit, aber das welke Grünzeug konnte den Geruch von Gummi und Beton nicht auf Distanz halten. »Was für ein Ende des Regenbogens«, brummte sie.
Jack behielt weiter still die Umgebung im Auge, während Kris sich für das zu sammeln versuchte, was von einem schlimmen Tag übrig war. Etliche tiefe Atemzüge verhalfen ihr lediglich zum Gestank wärmer werdenden Betons. Sie sollte etwas unternehmen. Was stand noch auf dem Tagesplan? Richtig, ein Treffen mit den Opas. Würde das nicht einen tollen Eindruck machen? Sie beschuldigen mich der Meuterei, und ich renne los und erzähle es meinen Opas. Muss das absagen.
Warum? Der Vorwurf stimmte nicht, und das, was man ihr und ihren Opas vorwerfen würde, wäre falsch. Verdammt! Hier lerne ich sie endlich mal kennen, und ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass dieser Commander mich aufhält! Kris stand auf; sie würde niemals das Ende irgendeines Regenbogens finden, wenn sie hinnahm, dass Menschen wie der Commander sie herumscheuchten.
Zwei Schritte weiter stockte sie. Sie hatte Tommy zu ihrem Treffen mit den Opas hinzuziehen wollen, damit er mal einen Eindruck davon erhielt, wie »diese Longknifes« wirklich waren. Auf keinen Fall würde sie das ändern! »Nelly, ruf Tom an.«
»Wie war deine Befragung?«, ertönte eine Sekunde später Toms Stimme.
»Nicht allzu schlimm«, antwortete Kris. »Treffen wir uns?«
»Bei mir sind erst um 14 Uhr wieder Prügel vom Ermittlungsoffizier angesetzt.« Tom lachte. »Wo sollen wir uns treffen?«
»Nelly ruft dich in einer Sekunde zurück«, sagte Kris und trennte die Verbindung. »Nelly, hole entweder Opa Trouble oder Opa Ray in die Leitung.«
»Wie war deine Befragung?«, hörte sie eine Sekunde später Troubles Stimme.
»Nichts, was ich nicht überlebe. Wie ist es bei euch gelaufen?«
»Ich denke, wir haben alles an Schaden angerichtet, was nur möglich war«, wurde gefolgt von einem Lachen, das bei jedem anderen böse geklungen hätte. Opa Trouble hatte jedoch keine Spur von Bösem an sich. Oder doch?
»Wo seid ihr?«, fragte Kris.
Opa rasselte eine Adresse herunter; Nelly rief einen Stadtplan für Kris auf. »Ihr seid in meinem alten Revier in der Nähe der
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