Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
billigen Vorwand zu nutzen, um einen Abgeordneten hinter Gitter zu bringen und eine Abstimmung umzustoßen. »Wenn man diesem Weg folgt, trennt einen nichts mehr von der Tyrannei. Nichts mehr!«
Jemand hier folgte diesem Weg rasant.
»Wie lauten die Vorwürfe?«, fragte Kris gerade so leise, dass ihre Worte noch die Senatoren erreichten, die den Bericht teils wiederholten, teils abstritten. Sie wiederholte sich dreimal, ehe in der Gruppe Ruhe einkehrte.
»Sie wurden einfach abgeholt. Bislang keine Anklagen.«
Nelly?
Ich suche schon. Es wird von keiner Anklage berichtet. Die Festnahme wurde nirgendwo in den Medien erwähnt.
Kris wies Nelly an, das für die Senatoren zu wiederholen.
»Er kann das nicht machen!«, wurde von dreien vernehmbar.
»Jemand hat es aber gemacht. Wer?«, fragte Kris.
Klaggath antwortete ihr. »Es muss Präsident Iedinka gewesen sein. Kein Cop würde es wagen, so etwas ohne ausdrücklichen Befehl zu tun.«
»Ich rufe ihn sofort an«, sagte Krief und starrte auf den Fußboden. Einen Augenblick später blickte sie auf, die Augen weit aufgerissen. »Er ist nicht erreichbar. Izzic ist nicht erreichbar,und niemand aus seinem Stab nimmt meinen Anruf entgegen! Dabei hat einer Senatorin immer jemand etwas zu sagen!«
Heute sah es ganz nach einem Tag aus, an dem Worte wie immer oder niemals keine Anwendung mehr fanden. Kris blickte sich um. Sie sah niemanden, aber sie zweifelte nicht daran, dass jedes hier ausgesprochene Wort direkt an den Präsidenten oder die Art Sicherheitsleute ging, die Senatoren und Abgeordnete ins Gefängnis schleiften. Zeit, dass diese Diskussion ins Vertrauliche verlegt wurde.
»Entschuldigung«, sagte Kris. »Ich habe eine Suite im Hilton. Ich verfüge dort auch über Sicherheitsleute, die sicherstellen können, dass wir nicht belauscht werden«, fuhr sie fort und warf einen Blick über die Köpfe der Senatoren hinweg.
»Oh, klar«, wurde vernehmbar, ohne dass sich viel Überzeugung ausdrückte, dass ein solches Vorgehen wirklich nötig war.
»Warum vertagen wir uns nicht? Und sollte jemand finden, dass einer von Ihnen verhaftet werden müsste, könnte ich zumindest die Souveränität Wardhavens ins Spiel bringen.«
»In einem Hotelzimmer?«
»He, diese Prinzessinnensache ist neu für mich. Ich habe ein Sicherheitsteam, und selbst wenn ich nicht ganz den diplomatischen Einfluss genieße, den ich zu haben glaube, wird es die Dinge zumindest verlangsamen und ein Gespräch erzwingen.«
Keiner der Senatoren wirkte besonders überzeugt, aber Kris war schon zusammen mit ihren Agenten unterwegs zum Stationswagen. Die in Kris’ Einflusszone geratenen Senatoren folgten ihr.
Kris war mit der Hoffnung in den Tag gestartet, nichts weiter als ein paar gute Bilder zu ergattern. Sie hatte sie bekommen, unter die Leute gebracht und Reaktionen erzielt. Wie sich herausstellte, waren das mehr Reaktionen, als sie erwartet hatte. Während sie im Stationswagen fuhr, fragte sie sich, ob alles auf diesem Planeten diese Neigung hatte, einem zu entgleiten.
18
Z ehn Minuten später forderte Kris die anderen auf, still zu sein, während Nelly und Jack die Suite entwanzten. Die Senatoren zeigten sich zunächst verblüfft, aber als sich das Knistern und Zischen ausbreitete, übernahmen finstere Mienen die Vorherrschaft. »Ist das normal?«, fragte Krief, während Kris Tee von einem Tablett ausschenkte, den sie schon vom Ballsaal aus bestellt hatte.
»Was mir aufgefallen ist, sobald ich Prinzessin geworden war«, sagte Kris, »ist die Beschleunigung des Zimmerservice. Erstaunlich. Hotels nehmen diese Königsgeschichte ernst.«
Es folgte kein ernsthaftes Gespräch mehr, bis Jack sagte: »Ich bin fertig.«
Nelly?
Nur eine Sekunde. Etwas summte, funkelte dann oben am Kronleuchter und ging auf seine Todesspirale. Jack schnappte sich das Ding, ehe es auf dem Teppich landete. »Fertig«, schloss sich Nelly ihm an.
»Können wir uns euch anschließen?«, fragte Tommy, und als er nur positive Antworten erhielt, half er Penny langsam in den Raum. Diesmal war sie es, die in dem dick gepolsterten Sessel versank, und er derjenige, der sich schmal machte, um neben ihr Platz zu finden.
Sie sind wirklich ein gutes Paar. Kris schluckte ein Seufzen herunter. Wenn einer ausfällt, übernimmt der andere die Last, und sie wechseln sich darin ab, ohne ein Wort zu verlieren. Keine schlechte Basis für eine lebenslange Beziehung. Kein Neid meinerseits; ich hätte nur auch gern so etwas.
Kris ließ den
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