Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
seinem Fuß in der Leistengegend des Großen abschloss. Ehe der Mann zusammenklappen konnte, legte Jack mit einem Hieb an den Hals nach. Der große Kerl landete schneller am Boden als der Rucksack eines Marines, nachdem der Gunnery Sergeant eine Pause ausgerufen hat.
Kris trat einen Schritt vor, aber die beiden Kumpel des Großen hatten schon den Rückzug angetreten und schworen nachdrücklich, dass sie keinen Ärger mit jemandem wünschten, der »sich um seine arme, abgeirrte Schwester kümmert«.
»Legen wir einen Zahn zu«, befahl Kris, und die Frauen leisteten dieser Aufforderung Folge. »Unmöglich zu sagen, ob das einfach nur Pech war.«
»Oder der Anfang einer ganzen Pechsträhne«, schloss Abby. »Jemand erinnere mich lieber daran, warum ich hier bin.«
»Frage nicht mich«, sagte Jack, packte Kris am Ellbogen und trieb sie zur Eile an, wie es womöglich ein Lude mit einer widerstrebenden Jungfrau tat. »Ich selbst hatte dich eher als Büroangestellte eingestuft.«
»Ist das eine Art, mit einem Mädchen wie mir zu reden, das die freie Natur liebt?«
»Das ist unser nächstes Ziel«, meldete sich Penny zu Wort und deutete auf ein Haus, das beleuchtet war, als gäbe es Strom so kostenlos wie den Regen, der auf das Gebäude pladderte.
»Nelly, rede mit uns.«
»Die Tark’el-Wohnanlage wurde kürzlich umgebaut. Jedes Zimmer hat eine eigene Netzanbindung«, begann Nelly im Stil eines Werbespots. »Eine Sicherheitszentrale ist rund um die Uhr mit einer bewaffneten Eingreiftruppe besetzt.«
»Das klingt nicht gut«, fand Penny.
»Ganz im Gegenteil«, verkündete Nelly stolz. »Die Installationen wurden vom billigsten Anbieter durchgeführt, was regelmäßige und häufige Reparaturanforderungen nach sich zieht. Ich werde die Sicherheitseinrichtungen einfach etappenweise abschalten und dabei nur ein geringfügig schlimmeres Szenario zugrunde legen, als sie es hier gewöhnt sind.«
»Ich vermute mal, dass die bewaffneten Wachtposten nicht allzu schnell auf die Beine kommen«, sagte Abby.
»Keiner der beiden, die heute Abend Dienst tun, hat seit mehreren Jahren die Fitnessprüfung geschafft«, erklärte Nelly.
»Warum sind sie dann immer noch im Einsatz?«, fragte Penny.
Eine kurze Pause trat ein. »Nirgendwo ist ein Grund dafür dokumentiert«, antwortete Nelly und klang verwirrt.
»Nelly, Leute halten gewöhnlich Bestechungs- oder Schmiergelder nicht in offiziellen Unterlagen fest, die im Netz zugänglich sind«, wandte Kris ein.
»Ich werde das im Hinterkopf behalten«, sagte Nelly.
»Ihr nehmt die Hintertür«, wandte sich Kris an die anderen Frauen. »Jack und ich nehmen den Vordereingang.«
Jack ging mit einem Nicken und einem Augenblinzeln am Empfangstisch vorbei, als führte er jeden Abend ertrunkene Bordsteinschwalben auf sein Zimmer. Die Frau, die am Schalter arbeitete, blickte nicht mal von dem auf, was nach einer Soap klang.
Abby und Penny erreichten die Fahrstühle fast zum gleichen Zeitpunkt wie Kris, aber die beiden nahmen eine andere Kabine. Kris und Jack leiteten ihren Verschmelzungsspaziergang durch den Korridor eine halbe Minute eher ein, als Abby und Penny ausstiegen, lautstark über ihren Tag klagten und Träume von heißen Bädern und sauberer Bettwäsche austauschten. Kris absolvierte mit dem Agenten die gleiche Routine wie zuvor, nur ohne das Wortgeplänkel.
Es dauerte länger, da Abby mit dieser Tür mehr Schwierigkeiten hatte. Endlich wich sie einen Schritt weit zurück. »Mit der werde ich nicht fertig.«
Kris hatte genug davon, ein Spielzeug für Jungs oder irgendjemandes Spielzeug zu sein, und löste sich von Jack. »Spreng sie auf.«
Penny zückte eine Flasche und platzierte schnell einen Tropfen einer dicken weißen Paste auf die Angeln, ehe sie das Schloss damit füllte. Sie pappte kleine elektrische Geräte auf die Paste, gab allen mit einem Wink zu verstehen, sie sollten sich zurückziehen, und zog einen kleinen Kasten mit Knöpfen aus der Tasche.
»Ich jage sie auf drei hoch. Eins … zwei …«
Die Tür ging auf.
Tommy steckte den Kopf heraus. Er blinzelte mehrfach, während er die vier Personen in Augenschein nahm, und erwiderte dann Kris’ Blick. »Oh Scheiße, jetzt stecke ich wirklich in Schwierigkeiten. Longknife.« Er blinzelte erneut mit den wässrigen Augen. »Kris, was machst du in dieser Aufmachung?« Dann knallte er die Tür zu.
»Ich sichere die Sprengsätze wieder«, gab Penny bekannt und sammelte die Auslöser ein.
Kris klopfte an die
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