Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
haben wir den Entscheidungszyklus der Gegenseite unterbrochen.«
»Richtig. Das demonstrierte, dass wir schneller handelten als erwartet«, pflichtete ihr Kris rasch bei. »Er rechnete damit, auch noch die dritte Wohnung nutzen zu können.«
Abby setzte den kleinen Teller ab, der ihr Mahl aus Toast und Obst enthalten hatte. »Trotzdem verraten uns die Zeitpunkte, zu denen die Wohnungen angemietet wurden, dass der Plan schon lange in Arbeit ist.« Ihr Blick schweifte durch das Zimmer, unddie anderen nickten. Sie fuhr fort: »Der Ebola-Zwischenfall muss ebenfalls lange vorab geplant worden sein. Er kann eingeleitet worden sein, sobald du die Passage hierher gebucht hast. Ich vermute: Wenn wir uns den Zwischenfall genauer ansähen, würden wir feststellen, dass die aktuelle Lage mehr Kosmetik als Realität ist. Zweifellos wird das in einigen Tagen korrigiert werden.«
»All das nur, um Kris zu erwischen?« Tommy schüttelte den Kopf. »Sie ist zwar eine dieser Longknifes, aber das ist doch lächerlich.«
»Richtig«, fand Kris, aber ein Blick auf die anderen zeigte ihr keine ähnlichen Zweifel. Sie rieb sich kurz das Gesicht und versuchte Gefühle loszuwerden, die einzuordnen sie jetzt keine Zeit hatte. Dann hellte sich ihre Miene auf. »Nelly, Nachricht an Opa Al: ›Ich sitze auf Turantic fest. Schickst du bitte ein Schiff, das mich herausholt?‹ Da, so nutzen wir ein verdammtes Longknife-Ding, um dieser Sache ein Ende zu bereiten.«
»Ich habe die Nachricht in die Warteschlange gegeben«, sagte Nelly. »Ich wurde jedoch informiert, dass sich die Weiterleitung beträchtlich verzögern kann.«
Sowohl Atemluft als auch das neue Selbstvertrauen strömten aus Kris heraus. »Erkläre uns den Grund, Nelly.«
»Vergangene Nacht scheint es zu einem größeren Systemausfall in den Anlagen für stellare Kommunikation gekommen zu sein. Fast neunzig Prozent der Kapazität fehlen vorläufig. Ich habe eine Zusatzgebühr entrichtet, damit wir Priorität erhielten, aber das Absetzen verschiebt sich trotzdem um drei Stunden.«
Penny zückte ihre Brieftasche und holte einen Wardhaven-Geldschein hervor. »Ich gehe jede Wette ein, dass Kris’ Nachricht nicht hinausgeht, ehe auch der Rest des Systems abstürzt.«
»Auf wessen Seite stehst du?«
»He, Kris, ich lerne gerade nur, die Chancen einzuschätzen. Jemand möchte dich hier haben und scheint bereit, nahezu alles zu tun, damit es auch dabei bleibt.«
»Aber warum?«, fragte Abby, und der Hauch einer finsteren Miene lief kurz über die gut beherrschten Gesichtszüge.
»Das«, sagte Jack, stand auf und sammelte das Geschirr von Kris’ Beistelltisch ein, »ist die Frage, die ich mir schon gestellt habe, als wir erfuhren, dass Tommy entführt worden war.«
»Ich vermute, wenn wir das herausgefunden haben«, sagte Abby und fügte ihren schmutzigen Teller dem Stapel auf dem Servierwagen hinzu, »werden wir eine größere Schlange haben, als wir erwartet hatten.«
»Penny, was geht hier vor?«, fragte Kris. »Klar, jemand möchte mich auf Turantic festhalten. Aber warum hier?«
Penny holte tief Luft. Nelly schnitt ihr das Wort ab. »Kris, da ist ein Anruf für dich.«
»Leg ihn auf den Monitor. Zeige nur mich.«
»Ich bin froh, dass Sie bei uns sind, Prinzessin Kristine!«, sprudelte ein ergrauender Herr los, der Wangen besaß, die viel zu groß für sein Gesicht waren.
Nelly, wer ist das?
Botschafter Middenmite, Wardhavens Geschäftsträ…
Klar, ich weiß. »Und ich freue mich, Sie heute Morgen zu sehen, Herr Botschafter. Ich habe versucht, eine Passage nach Hause zu buchen, und mir wurde gesagt, dass das nicht möglich ist.«
»Ja, das habe ich auch gehört. Ich werde jemanden anweisen, der Sache nachzugehen. Der Grund meines Anrufs hingegen ist viel erfreulicher: Heute Abend wird der Top of Turantic eingeweiht, ein Ballsaal am obersten Ende der Orbitalfahrstuhlstation. Dinner und Tanz mit einer wahrhaft großartigen Aussicht. Man hat mir gesagt, es könne so unterhaltsam werden wie nur irgendein offizieller Ball auf Wardhaven«, sagte er sehnsüchtig.Kris fror ein Lächeln auf ihrem Gesicht an. Bälle waren derzeit noch das Geringste ihrer Probleme.
»Als ich meine Einladung erhielt«, fuhr der Botschafter fort, »war ihr eine weitere Einladung für Eure Hoheit beigefügt. Darf ich sie weiterleiten?«
Kris hatte heute vieles vor, und den ersten Platz auf ihrer Rangliste der Prioritäten nahm dabei das Vorhaben ein, noch vor dem Abend weit von Turantic entfernt
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