Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Präsidenten und ließ Kris mit der Frage zurück, ob sie bei der Salonabteilung bleiben oder sich schnurstracks zu Turantics politischer Elite gesellen sollte. Dass der Präsident Wardhaven zum Ausland erklärt hatte, bedeutete offenkundig nicht, dass er kein Geld von Kris erwartete, vielleicht sogar königliche Spenden. Kris schüttelte den Kopf; Opa Ray hatte dafür gesorgt, dass sie sich einen Tag lang erklären ließ, was sie jetzt nicht mehr tun konnte. Wenn sie sich zu den Politikern gesellte, sprang sie damit am tiefen Ende in jemand anderes Schwimmbecken und legte sich – vermutlich dokumentiert – auf Dinge fest, die Opa Ray nach wie vor mied. Doch unter den Salonlöwen war sie zumindest noch keinem Hai begegnet, der ein schärferes Gebiss gehabt hätte als sie.
Sie wandte sich wieder der Party zu.
Während der nächsten halben Stunde mischte sich Kris unter die Menschen: weitere Gespräche über das Wetter, die Schönheit Turantics, wie gut es wäre, der Vorherrschaft der Erde zu entrinnen, und wie toll Kris’ Urgroßeltern gewesen waren; wobei die Hälfte sich fragte, was Opa Ray eigentlich geritten hatte, als er sich zum König ernennen ließ. Die andere Hälfte fand es toll. Und natürlich boten Mütter Kris ihre ausgesprochen wählbaren unverheirateten Söhne als Heiratskandidaten an. Zum Glück waren nur wenige zugegen. Diese wenigen reichten von einfältig peinlich bis zu flegelhaft dreist. Kris fragte sich, ob es schon zu spät war, lieber in ein Nonnenkloster als zur Navy zu gehen.
Gerade als Kris im Begriff stand zu erklären, sie hätte jetzt genug mitgemacht und sich das Recht verdient, in ihre Hotelsuitezurückzukehren, tauchte Senatorin Krief wieder auf, diesmal in Begleitung eines Dutzends weiterer Personen. Gewandt trennten sie Kris vom Mob und führten sie in einen stillen Winkel mit Tischen und Stühlen. »Es sah danach aus, als bedürften Sie der Rettung«, sagte Kay.
»Ich könnte durchaus etwas gebrauchen«, pflichtete ihr Kris bei.
»Einen Drink?«, fragte Mel. Kris deutete etwas Leichtes und Erfrischendes an; der Mann entfernte sich, während seine Frau die Vorstellungen übernahm.
»Ich dachte, Sie möchten vielleicht einige Personen kennenlernen, die nicht beim Spendendinner des Präsidenten anwesend sein werden. Senator Kui …« Ein kleiner weißhaariger Mann verbeugte sich leicht vor Kris. »… mit Gattin.« Eine Frau in einem roten, kimonoartigen Gewand lächelte. »Senatorin Showkowski …« Eine große Frau in hellblauem Kleid nickte. »… und Gatte.« Ein noch größerer Mann in schlecht gebundener Krawatte und im Frack lächelte nicht und nickte auch nicht, sondern musterte Kris mit einer Miene, wie er es womöglich bei einer Spinne getan hätte. Senator LaCross war ein großer, gertenschlanker Mann, der sich elegant vor Kris verneigte. »Mit Gemahl.« Womit Kay einen weiteren Mann vorstellte, etwas kürzer als LaCross, aber genauso dünn. Er verbeugte sich ebenso tief wie der Senator.
Mel kehrte mit Getränken für alle zurück. Kris nahm einen Schluck und machte es sich bequem. Ein kurzer Blick in die Runde zeigte ihr, dass Jack ihre Personenschützer in einem Halbkreis aufgestellt hatte, der sie nicht nur vor verirrten Kugeln schützen würde, sondern womöglich auch enthusiastische Mütter abwehrte.
Die anderen setzten sich ebenfalls, sahen sich gegenseitig an und sagten nichts.
»Also«, knurrte Mr Showkowski in die Stille hinein, »möchteWardhaven uns unter seiner Fuchtel halten, wie es die Erde bislang tut?«
»Dennis«, ermahnte ihn seine Senatorengattin stirnrunzelnd.
»Na, genau das wollt ihr doch alle wissen. Politiker! Ihr habt Angst zu fragen. Nun, Longknife, wie sieht es aus?«
Jetzt begann die Vorstellung richtig. Kris beugte sich vor. »Da ich nicht selbst Politikerin bin, kann ich Ihnen sogar eine ehrliche Antwort geben. Ich weiß es nicht. Warum fragen Sie?«
»Sie wissen es nicht?«, fragte Senator LaCross.
»He, Leute, hauptberuflich bin ich bei der Navy! Nebenberuflich habe ich alle Hände voll mit dieser Prinzessinnennummer zu tun. Da bleibt nicht viel Zeit, um die aktuelle Berichterstattung zu verfolgen. Vielleicht verwechseln Sie mich mit meinem Vater oder Urgroßvater?«, sagte Kris, die Freundlichkeit in Person.
»Wir sind gewissermaßen davon ausgegangen, dass Sie wissen, was diese Leute alles im Ärmel haben«, sagte Kay Krief.
Kris hob ihre sehr bloßen Arme. »Ich selbst weiß gar nichts. Und ich glaube ehrlich,
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