Krise im Jahr 2000
Stellvertreter.«
Der Name sagte ihm zunächst nichts. Vielleicht kam es daher, daß die warme Vertraulichkeit, mit der sie »Bob« gesagt hatte, seine Gedanken ablenkte. Einen Augenblick später erinnerte er sich jedoch. Clayton, die Stimme am anderen Ende der Leitung in Waynes Büro.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte Clayton herzlich und streckte ihm seine Hand hin.
In der Nähe wartete, schweigend wie ein Schatten, eine Kellnerin. Dexter bestellte auf gut Glück irgend etwas von der Speisekarte, dann begegnete er den ernsten braunen Augen Lynn Farrows.
»Sie sehen beunruhigt aus«, sagte sie mit einem leisen Lächeln.
Dexter schnitt eine Grimasse und warf einen raschen Blick auf Clayton. »Vielleicht bin ich es auch.«
In dem Ernst ihrer braunen Augen veränderte sich plötzlich irgend etwas, vielleicht war es ein winziges Aufglimmen einer geheimen Belustigung.
»Irgendwelche neuen Entwicklungen?« fragte sie.
Dexter wendete den Blick von ihr ab und unterdrückte das berauschende Gefühl der Verzauberung, das ihn zu überwältigen drohte. »Ja und nein«, sagte er. »Die Blockade ist wirksam. Das Gelände hier ist Sperrgebiet. Niemand darf ohne Erlaubnis hinaus oder hinein.«
»Hm. Das klingt aufregend.«
»Es ist auch aufregend. Fragen Sie Kyle.«
»Warum nicht Senator Drazin? Sie wissen, es gibt zwei Meinungen.«
Dexter zuckte die Schultern. »Drazin ist ein Schwätzer.«
»Vielleicht haben Sie recht«, sagte sie.
»Was ist mit den Doubles?« fragte Clayton über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg.
»Alles unverändert«, sagte Dexter. »Sie stellen noch immer Geräte in der Arena auf.«
»Irgendwelche Anzeichen von feindlichen Waffen?«
»Ich weiß es nicht. Kyle würde es bejahen, Drazin es leugnen.«
»Es scheint Ansichtssache zu sein«, bemerkte Clayton. »Und da wir von Drazin sprechen, fällt mir etwas ein. Ich soll ihn ablösen, damit er herunterkommen und essen kann. Er kann das Telefon nicht allein lassen.«
»Was hat er der Presse gesagt?« fragte Dexter.
Clayton schüttelte den Kopf. »Ich weiß es ebensowenig wie Sie.«
»Wenn er meinen Rat befolgt hat«, sagte Lynn, »hat er fast nichts gesagt.«
Dexter lachte. »Das kann ich mir vorstellen.«
»Die Nachricht wird sich ohnehin verbreiten.«
»Wieso?«
»Wayne hat gesehen, daß Hubschrauber von zwei panamerikanischen Nachrichtenagenturen das Gelände in geringer Höhe überflogen haben. Sie haben offenbar Aufnahmen gemacht und vielleicht sogar Fernsehkameras an Bord gehabt. Eines der Flugzeuge flog gegen die Sperrwand, sein Untergestell brannte weg, und es mußte im australischen Sektor eine Bruchlandung machen.«
»Ist jemand ums Leben gekommen?«
»Ich glaube nicht. Die Besatzung ist von der Polizei verhört worden.«
Die Kellnerin kam, noch immer schweigsam und gespenstisch, und Dexter konzentrierte sich auf das Essen. Lynn sprach in ruhig-sachlichem Ton mit Clayton, und Dexter merkte, daß die Unterhaltung höchst technisch und für ihn unverständlich wurde. Lynn sagte: »Ich bin nicht ganz sicher. Ich habe hier nicht die richtigen Prüfgeräte für Messungen solcher Radiofrequenzen von 300 000 Megahertz, aber ich fühle mit ziemlicher Gewißheit, daß irgendeine Verbindung zwischen der Erde und dem Planeten besteht, von dem diese Wesen gekommen sind.«
Clayton nickte verständnisvoll, Dexter aber fragte: »Was heißt das?«
»Ich habe einige Ergebnisse durchgearbeitet, die ich heute nachmittag an der Sperrwand gewonnen habe. Obwohl ich über die Sperrwand selbst nichts Neues feststellen konnte, ist es mir gelungen, in der Nähe des infraroten Teils des Spektrums bestimmte Signale aufzufangen. Das scheint irgendeine Art von Mitteilung zu bedeuten, aber mit Bestimmtheit kann ich mich darüber nicht äußern.«
»Sie meinen«, fragte Dexter, »daß die Doubles mit ihrem Stützpunkt in Verbindung stehen?«
»Etwas Derartiges!«
»Das klingt bedrohlich. Vielleicht fordern sie Verstärkungen an.«
»Oder auch nicht. Wir haben keinen Anhaltspunkt für Mutmaßungen. Der Senator würde behaupten, es wäre eine völlig harmlose Nachrichtenübermittlung. Etwa so: ›Glücklich auf der Erde gelandet, Wetter ausgezeichnet!‹«
Dexter lächelte. »Wie eine Urlaubspostkarte – aber es ist kein Urlaub!«
»Da würde Drazin Ihnen kaum beistimmen«, meinte Lynn.
In diesem Augenblick seufzte Clayton und erhob sich. Er sah Lynn traurig an. »Immer wenn ich den Namen des Senators höre«, bemerkte er, »bekomme ich
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