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Krise im Jahr 2000

Krise im Jahr 2000

Titel: Krise im Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Eric Maine
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Gewissensbisse. Der arme Mann muß verhungern.« Dann fügte er leiser hinzu: »Bis nachher, Liebes.« Zu Dexter sagte er munter: »Auf Wiedersehn!«
    »Auf Wiedersehn, Clayton«, erwiderte Dexter.
    Er wartete, bis die geschmeidige Gestalt des andern seinem Gesichtsfeld entschwunden war, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Lynn. Sie sah ihn ernst an, mit einem Anflug von Mutwillen in den Mundwinkeln.
    »Bob Clayton und ich sind alte Freunde«, sagte sie.
    Dexter blieb einige Augenblicke lang stumm. Er schob seinen Teller beiseite und zog seine Kaffeetasse heran. »Wie alte?«
    »Vor etwa drei Jahren haben wir zusammen für Onkel Sam gearbeitet. Elektronische Roboter-Apparate für Stratosphärenflüge.«
    »Das sagt mir nichts.«
    »Er ist ein netter Mensch.«
    Dexter lächelte spöttisch. »Das sagt mir auch nichts.«
    »Ich meine es wirklich«, erwiderte Lynn.
    »Ich bin überzeugt, daß Sie alles wirklich meinen, was Sie sagen«, bemerkte Dexter. Dann fügte er hinzu: »Erzählen Sie mir von sich selbst.«
    Lynn lächelte. »Da gibt es nichts zu erzählen. Ich bin ein ganz alltäglicher Mensch.«
    »Sie sind lange nicht so alltäglich, wie Sie sich einbilden«, sagte Dexter. Einen Augenblick schien es ihm, als erröte sie, aber ihre Miene verriet nichts. »Sagen Sie«, fuhr er fort, »wie kommt ein reizvolles Wesen wie Sie dazu, sich ausgerechnet mit Elektronen zu befassen?«
    »Wir sind eine ›elektronische Familie‹. Mein Vater ist bei Telesonics, mein Bruder ist Entwicklungsingenieur bei den Vereinigten Elektrizitätswerken.«
    »Und Ihre Mutter?«
    »Sie ist vor vielen Jahren gestorben.«
    Dexter trank seinen Kaffee aus, stellte die Tasse nachdenklich zurück und ließ den Zeigefinger in einer abwesenden Bewegung leicht um ihren Rand gleiten.
    »Ich bin in einer Atmosphäre von Modellen, Stromdiagrammen und höherer Mathematik aufgewachsen«, fuhr Lynn fort. »Langweilig, nicht wahr?«
    »Vielleicht«, erwiderte Dexter, »wenn Sie nicht dabei wären. Ich stelle mir vor, daß sogar Stromdiagramme und Modelle aufregend sein können, wenn Sie dabei sind.«
    Sie lächelte. »Und genau so weit geht Ihr Interesse für Elektronenphysik«, sagte sie dann. Das war eine Feststellung, keine Frage.
    Dexter stützte die Ellbogen auf den Tisch und grub das Kinn in die Hände, während er Lynn beobachtete. »Es könnte viel weiter gehen«, bemerkte er.
    »Wenn Sie sich dafür interessieren«, sagte Lynn, »kann ich Ihnen ein Lehrbuch für Anfänger geben.«
    »Ich bin ein Dickkopf« sagte Dexter, an seine Stirn tippend, »ich muß alles ganz in der Nähe haben.«
    »Wie nahe?«
    »Das kommt auf den Lehrer an.«
    Lynn bog sich ein wenig zurück und sah ihn mit gespielter Strenge und vorwurfsvollen Lippen an. »Jon Dexter, ich habe das Gefühl, daß Sie in aller Stille mit mir zu flirten versuchen.«
    »Durchaus nicht in aller Stille«, bemerkte Dexter liebenswürdig.
    »Ach!« sagte sie erstaunt.
    »Als ich Sie sah, machte mein Herz einen Satz, und ich bin nicht der Mann, mich selbst zu psychoanalysieren. Lynn, ich …«
    »Jetzt schon?« fragte sie.
    »Sie verlangen doch nicht, daß ich Sie Dr. Farrow nenne? Oder möchten Sie das?«
    »Wie Sie wollen … Jon.«
    »Und wenn Sie Ihr elektronisches Spielzeug am Abend wegpacken«, fuhr er fort, »was machen Sie dann, Lynn?«
    »Ganz normale Dinge! Ich gehe ins Theater, lese Bücher, sitze am Fernsehapparat. Überrascht Sie das?«
    »Nein, das hatte ich mir vorgestellt. Hören Sie zu. Ich werde wahrscheinlich einige Tage hier bleiben, vielleicht auch länger. Wie würden Sie darüber denken, wenn ich …«
    Ihr Wesen veränderte sich. Sie schien sich hinter Raum und Zeit zurückzuziehen, und ihre Stimme wurde irgendwie unpersönlich, »Ich würde gar nichts darüber denken«, unterbrach sie, »ich bin schon in festen Händen.«
    »Clayton?«
    Sie nickte, mit einem ganz leisen Neigen des Kopfes, und sofort schien die Temperatur seines Blutes beträchtlich zu fallen.
    »Erzählen sie mir von Clayton«, schlug er vor. »Was für ein Mensch ist er?«
    Sie beugte sich vor, jetzt wieder warm und freundlich. »Ein ganz alltäglicher Typ. Deshalb mag ich ihn. Aber jetzt sagen Sie mir, Jon, was für ein Mensch sind Sie?«
    Er zuckte die Schultern. »Nicht besonders hübsch und noch alltäglicher als Clayton. Verbessert das meine Aussichten?«
    »Wie sind Sie zu Ihrer Tätigkeit gekommen?« fragte sie.
    »Vermutlich auf die übliche Weise. Vor dem fünften Weltkrieg war ich bei der

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